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Prof. Dr. Dr. h.c. Ingrid Kögel-Knabner, Geoökologin Nanokosmos Boden: Wozu brauchen wir den Dreck?

Die Bodenwissenschaftlerin Ingrid Kögel-Knabner von der Technischen Universität München erklärt bei Campus Talks, was in dem Nanokosmos Boden steckt und warum dieser so wichtig für das Klima ist.

Von: Andrea Roth

Stand: 21.04.2024

Boden bildet die Grundlage des Menschen für die Produktion von Nahrungsmitteln, und ist gleichzeitig Lebensraum unzähliger Bakterien, Pilze und Tiere, welche das poröse System bevölkern und die Stoff- und Energiekreisläufe zwischen der Atmosphäre, dem Grundwasser und den Pflanzen regulieren. Kleinste Mineralteilchen bilden zusammen mit der organischen Bodensubstanz (Humus) eine stabile poröse Bodenstruktur. Wir holen Böden ins Labor und „zoomen“ mit innovativen spektroskopischen Methoden bis zur Nanometer-Ebene, um diese Vorgänge sichtbar machen.  Damit können wir verfolgen, wie in Böden Pflanzenreste in Humus umgewandelt und an die Mineralpartikel gebunden werden und damit CO2 aus der Atmosphäre festgelegt wird. Mit dem Wissen über diese Kleinststrukturen könne wir dann Aussagen für die Funktionen von Böden in der Landschaft treffen und mithelfen, Böden so zu bewirtschaften, dass sie sowohl als Speicher für Kohlenstoff (und damit das Klimagas CO2) und Wasser, wie auch als Lebensraum für Organismen wirken, und wir gleichzeitig Nahrungsmittel und andere Rohstoffe produzieren können.

Prof. Dr. Dr. h.c. Ingrid Kögel-Knabner (*1958) studierte Geoökologie an der Universität Bayreuth, wo sie auch in Bodenkunde promovierte (1987) und habilitierte (1992). 1991 erhielt sie einen Ruf auf eine Professur für Bodenkunde und Bodenökologie an der Ruhr-Universität Bochum, seit 1995 lehrt sie Bodenkunde an der Technischen Universität München in Freising-Weihenstephan und ist Carl-von-Linde Senior Fellow am Institute of Advanced Study der TUM. Prof. Kögel-Knabner ist Mitglied von Akademien (Leopoldina, acatech, Ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften) und Trägerin des Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst. Seit 2015 wird sie regelmäßig in der Liste der „Highly Cited Researchers“ geführt und zählt damit zu den weltweit am häufigsten zitierten Wissenschaftler*innen. 2019 erhielt sie den Deutschen Umweltpreis der Bundesstiftung Umwelt.


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