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Erdbeben-Simulator Ein Krankenhaus wird durchgeschüttelt

Gerade bei Erdbebenkatastrophen werden Krankenhäuser dringend gebraucht. Wissenschafter suchen daher nach Wegen, Hospitäler sicherer zu machen - mit dem größten Erdbebensimulator der Welt.

Stand: 03.03.2021

Erdbeben-Simulator e-Defense | Bild: picture alliance/dpa

E-Defense ist der größte Erdbebensimulator der Welt. Er steht in der Nähe der japanischen Millionenstadt Kobe. Hier testen Ingenieure neue Methoden für erdbebensicheres Bauen. Der Simulator wiederholt unter anderem das Erdbeben, das 1995 Kobe verwüstete und Tausende von Menschen tötete und verletzte. Wenn diesmal die Erde bebt, dann wackelt zwar nicht eine ganze Stadt, aber immerhin ein fünfstöckiges Krankenhaus in Originalgröße. Es sind die gleichen gewaltigen Kräfte wie damals, die das Stahlbetongebäude samt Innenausstattung erschüttern und auf die Probe stellen. Grundsätzlich kann der Simulator Erdbeben bis zur Magnitude 7 simulieren.

Ein Krankenhaus wie in Wirklichkeit

Wie hält ein Krankenhaus dem Erdbeben stand?

Das Versuchskrankenhaus steht in der Mitte einer riesigen Halle auf einer gewaltigen Rüttelplatte. 24 hydraulische Kolben können sie in verschiedenen Richtungen stoßen. Das Krankenhausmodell auf der Rüttelplatte hat alles, was ein reales Hospital hat: Sprech-, Kranken- und Schwesternzimmer, ein Dialysezimmer, einen Operationssaal und eine Intensivstation.

Gepolstert und gebunden

Die Wissenschaftler wollen herausfinden, wie ein Krankenhaus auch bei einem Erdbeben einsatzbereit bleiben kann. Damit es nicht einstürzt, sind die Außenmauern des Testkrankenhauses verstärkt. Im Inneren ist die Einrichtung besser gesichert als sonst in Krankenhäusern: Der Computertomograf beispielsweise steht auf speziellen Stoßdämpfern. Im Operationssaal sind die Geräte auf Rollen mit automatischen Bremsen ausgerüstet. Andere Geräte sind mit Gurten an den Wänden befestigt.

Beben wirft Patient vom OP-Tisch

Um die Kräfte zu messen, die während des künstlichen Bebens auf die Geräte und die lebensgroßen Patienten- und Ärztepuppen wirken, sind überall im Krankenhaus Sensoren angebracht. Die Forscher selbst beobachten das Beben vom sicheren Kontrollraum aus: Zuerst geht nur ein Zittern durch das Krankenhaus, doch dann beginnt der Stahlbetonbau zu schwanken. Drinnen rollen und rutschen die Geräte in den Zimmern umher, manche fallen krachend um. Dann brechen Betonbrocken aus den Wänden und im Operationssaal fällt die fixierte Patientenpuppe vom OP-Tisch.

Rettende Stoßdämpfer

1995 richtete ein Erdbeben in Kobe gewaltige Schäden an.

Nachdem das künstliche Erdbeben vorbei ist, betreten die Wissenschaftler das Versuchshaus. Zimmer für Zimmer überprüfen sie ihre Vorkehrungen. Damit, dass der Patient vom OP-Tisch fällt, hatten sie nicht gerechnet. Eine noch effektivere Fixierung ist aber bei vielen Operationen gar nicht möglich. Zufrieden sind die Erdbebenforscher aber beim Computertomograf: Hier haben die Schwingungsdämpfer verhindert, dass das teure und sensible Gerät Schaden nimmt.

Absolute Sicherheit unmöglich

Das Experiment hat die Wirksamkeit vieler Vorkehrungen gegen Erdbeben bestätigt. Die Inneneinrichtung von Krankenhäusern lässt sich sichern, zum Beispiel mit Stoßdämpfern und mit Gurten. Doch im täglichen Krankenhausbetrieb können nicht immer alle Arbeitsgeräte festgebunden sein. Es muss also weiterhin ein Abwägen geben zwischen der Funktionsfähigkeit des Krankenhauses im Alltag und der Sicherheit im Ernstfall bei einem Erdbeben.


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