Special Erdbeben

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Erdbeben und Tsunami Die Katastrophe von Fukushima

Am 11. März 2011 erlebte Japan das schwerste Erdbeben seiner Geschichte. Die Flutwelle, die aus dem Beben entstand, verwüstete ganze Landstriche und führte zur Atomkatastrophe von Fukushima. Wie kam es zu dem Beben? Und welche Folgen hat es bis heute?

Stand: 09.03.2023

Am 11. März 2011 wurde die japanische Hauptinsel Honshu von einem der schwersten Erdbeben erschüttert, die je weltweit gemessen wurden. Für Japan war es das schwerste Beben überhaupt - mit weitreichenden Folgen: Es hatte eine Stärke von 9,0 Magnituden auf der Richterskala. Das Epizentrum des Tōhoku-Erdbeben (Großes Ostjapan-Erdbeben) lag 130 Kilometer vor der nordöstlichen Küste. Dem Seebeben folgte mit nur wenigen Minuten Abstand ein gewaltiger Tsunami. Die bis zu zehn Meter hohe Riesenwelle überflutete große Teile der Erdbebenregion und verwüstete manche Landstriche vollständig.

Zeitreise: Die Reaktorkatastrophe von Fukushima

Auf das Erdbeben folgten Explosionen in Fukushima

Mehr als 22.000 Menschen starben durch das Erdbeben und in den Fluten oder wurden unter dem meterhohen Schutt begraben, den der Tsunami manchmal kilometerweit ins Land schob. Rund 2.500 von ihnen gelten als vermisst. Ganze Dörfer wurden ausradiert, die Infrastruktur im Nordosten der Insel völlig zerstört.

Erdbeben und Tsunami hatten eine weitere Katastrophe zur Folge: Im an der Küste gelegenen Atomkraftwerk Fukushima fielen die Kühlsysteme aus. Innerhalb weniger Tage explodierten drei Reaktorblöcke, es kam zu Kernschmelzen und Bränden, Radioaktivität trat aus und Menschen wurden verstrahlt. Japan ordnete das Unglück in der höchsten Gefahrenstufe 7 ein - und damit so schwerwiegend wie den Super-GAU in Tschernobyl.

Fukushima: Radioaktives Kühlwasser soll ins Meer abgeleitet werden

Wie das Problem des radioaktiven Kühlwassers gelöst werden soll, ist noch unklar.

Die Atomruine in Fukushima ist seitdem außer Betrieb, der Rückbau wird laut Schätzungen bis zu 40 Jahre dauern. Weil die Kernreaktion weiterläuft und die Reaktoren gekühlt werden müssen, fallen täglich enorme Mengen an Kühlwasser an. In der Zeit von April bis November 2022 wurden durchschnittlich 100.000 Liter kontaminiertes Wasser pro Tag angesammelt. Darüber hinaus dringt Regen- und Grundwasser in die Anlage ein. Schon jetzt sind über 1,2 Millionen Kubikmeter Wasser aufgelaufen. Das radioaktiv belastete Kühlwasser wird auf dem Gelände in Tanks gelagert, doch der Platz ist begrenzt. Die japanische Regierung fasste deswegen 2021 den Plan, das kontaminierte Wasser ins Meer zu leiten. Eine umstrittene Maßnahme, örtliche Fischer, Nachbarländer und Umweltorganisationen protestierten dagegen. Im Januar 2023 wurde der Plan von der Internationalen Atomenergiebehörde gebilligt, Japan möchte das aufbereitete Wasser im Laufe des Jahres ins Meer leiten.

Erdbeben in Japan verrutschte die Erdachse

Die Bewegung der Erdmassen bei dem Beben hatte globale Auswirkungen: Die Erdachse wurde durch das Erdbeben in Japan um etwa 15 Zentimeter verschoben. Unser Erdentag wurde dadurch um etwa 1,6 Mikrosekunden (Millionstel Sekunden) kürzer. Auch die Erdbeben in Chile im Februar 2010 und vor Sumatra im Jahr 2004 verschoben die Erdachse etwas. Doch das fällt nicht weiter auf: Die Achse ist nicht fest mit der Erde verbunden, sondern verschiebt sich ständig etwas. Im Lauf der Zeit führt sie große Kreisbewegungen von zehn Metern Durchmesser aus.

Darüber hinaus verschob sich der Meeresboden in der Nähe des Epizentrums um 31 Meter nach Südosten und hob sich um 3 Meter, was dann den Tsunami ausgelöst hat. Bohrungen in der Subduktionszone zeigten später, dass dort viele Schwachstellen aus Tonschichten vorliegen. So lässt sich die außergewöhnliche Stärke des Erdbebens erklären, sagen Forscher in einer Übersichtsarbeit vom März 2021.

So stark war das Erdbeben in Japan 2011

Wie viel schlimmer?

Von einer Ziffer auf der Richterskala zur anderen wächst die Stärke eines Erdbebens um den Faktor 10: Ein Beben der Stärke 7 ist also zehnmal so stark wie eines mit Magnitude 6; ein Beben der Stärke 8 ist hundertmal so stark, ein Beben der Stärke 9 tausendmal.

Das Beben in Japan mit einer Stärke von 9,0 war das bis dahin viertschwerste Beben weltweit, das je gemessen wurde. Erdbeben der Magnitude acht und größer sind selten: Pro Jahr kommt es weltweit statistisch nur zu einer Erschütterung dieser Stärke. Beben der Stärke sieben gibt es im Durchschnitt 16 Mal pro Jahr. Etwa 120 Mal wackelt die Erde mit einer Magnitude sechs.

In Japan bebt die Erde häufig - aber nie so stark wie 2011

In Japan bebt die Erde ungefähr 1.000 Mal im Jahr spürbar. Doch die Erdstöße vom März 2011 waren die stärksten, die jemals in diesem Land gemessen wurden. Schon schwächere Beben haben in Japan verheerende Schäden angerichtet. Die bisher schlimmste Katastrophe erlebte das Inselreich im Jahr 1923: Damals legte ein Beben der Stärke 7,9 Tokio und weite Teile Yokohamas in Schutt und Asche. Mehr als 143.000 Menschen kamen damals ums Leben.

Auf das große Erdbeben folgten massive Nachbeben

Es blieb nicht bei dem großen Knall am 11. März. Hunderte Nachbeben erschütterten Japan tagelang: Allein in den unmittelbar folgenden 72 Stunden wurden 44 Nachbeben mit einer Magnitude über 6,0 gemessen, drei überstiegen sogar die Magnitude 7,0 auf der Richterskala. Am 7. April erschütterte erneut ein schweres Beben der Stärke 7,4 den Inselstaat. Das Zentrum lag den Angaben zufolge etwa 60 Kilometer östlich der Küstenstadt Sendai in etwa 40 Kilometer Tiefe. Es sorgte in der Stadt für mehrere Lecks im Gasversorgungsnetz und löste in der Region mehrere Brände aus. Das Beben war auch in der mehr als 300 Kilometer entfernten Hauptstadt Tokio zu spüren.

Japan und der Pazifische Feuerring

Pazifischer Feuerring

Japan grenzt an den sogenannten "Pazifischen Feuerring". An diesem Gürtel liegt etwa die Hälfte aller aktiven Vulkane auf der Welt. Wie ein Hufeisen umgibt er den Pazifischen Ozean. Der "Feuerring" beginnt in Patagonien. Von dort zieht er sich die Küsten Süd- und Nordamerikas hinauf bis zu den Aleuten und Kurilen im Nord-Pazifik. Dann verläuft er Richtung Süden über Japan, die Philippinen, den Ostrand Indonesiens nach Neuseeland und bis hinunter zur Antarktis.
Entlang des Feuerrings liegen sogenannte Subduktionszonen: Dort führen die Bewegungen der Kontinente dazu, dass ein Teil der Erdkruste unter einem anderem abtaucht. Dabei treten Spannungen auf. Wenn sie sich plötzlich mit einem Ruck lösen, kommt es zu Erschütterungen, die die Erde beben lassen. In Japan werden Erdstöße vom Aufeinandertreffen der Pazifischen Platte mit der Eurasischen und der Nordamerikanischen Platte ausgelöst. Durchschnittlich 8,3 Zentimeter pro Jahr schiebt sich die Pazifische Kontinentalplatte unter die Nordamerikanische und mit ihr unter die Eurasische Platte.

Weitere Erdbeben in Japan

Zerstörte Straße in Kobe nach dem Erdbeben 1995

1995 bebte die Erde auf der Insel Honshu mit der Stärke 7,2. Besonders die Stadt Kobe war betroffen. Über 6.400 Menschen starben, Zigtausende wurden verletzt und Hunderttausende obdachlos. Auch danach kam es immer wieder zu heftigen Erdstößen: 2008 starben mindestens zwölf Menschen bei einem Beben der Stärke 6,9 rund hundert Kilometer entfernt von der Stadt Sendai, die auch im Jahr 2011 in der Nähe des Epizentrums lag. Am 6. September 2018 erschütterte ein Erdbeben der Stärke 6,7 die Insel Hokkaido. Das Beben zog Dutzende Erdrutsche nach sich. Mindestens vier Menschen kamen ums Leben, mehr als hundert Menschen wurden verletzt. Am 13. Februar 2021 bebte die Erde vor den Küsten Fukushimas und Miyagis mit einer Magnitude von 7,1.

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