Big brother is watching you Wie ein britischer Autoversicherer Fahranfänger auf Facebook analysieren wollte

Ein Algorithmus soll das Fahrverhalten von jungen Fahrern berechnen, die zum ersten Mal eine Versicherung abschließen wollen. Wer die Daten freigibt, muss weniger blechen. Das geht aber selbst Zuckerberg & Co zu weit.

Von: Jenny Stern

Stand: 03.11.2016 | Archiv

Bild: picture-alliance/dpa

Autoversicherer haben es nicht leicht. Sie müssen einschätzen, wie hoch das Risko ihrer Klienten ist, einen Unfall zu bauen. Davon hängt dann die Höhe ihrer Beiträge ab. Weil Fahranfänger meistens wenig Erfahrung haben, müssen sie in den ersten Jaren auch mehr zahlen. Ein Mitarbeiter von Admiral Insurance, einem der größten Versicherer in England, hat sich da wohl gedacht: Analysieren wir doch einfach die Facebook-Profile und berechnen danach unsere Beiträge.

Der Guardian berichtet, dass nach dieser Idee junge Fahrer bis zu 390 Euro sparen können, wenn sie der Algorithmus als zuverlässig und gut organisiert einschätzt. Was sie dafür tun müssen? Zunächst ihren Facebook-Account zugänglich machen für die Versicherung. Und dann? Nun ja, in ihren Posts möglichst wenig Ausrufezeichen verwenden zum Beispiel!!!1

Und sonst so?

Auch Worte wie "immer" oder "nie" werden in den Berechnungen immer negativ bewertet, nie positiv. Kurze Sätze sind hingegen erwünscht. Das ist seriös. Und positiv. Sehr. Ganz nach vorne schießt der Algorithmus auch Leute, die sich mit ihren Freunden zu festen Zeiten an festen Orten verabreden, ein lockeres "let's meet tonight" kommt bei den Analysten leider gar nicht gut an. Neben den Posts der User soll auch analysiert werden, was die Person liked. Nur die Fotos werden nicht abgetastet vom KfZ-Rechner.

Laut Guardian sieht der Verantwortliche des Admiral-Projekts, Dan Mines, nicht, dass damit in den Datenschutz eingegriffen wird. Die Überwachung der Facebook-Accounts sei schließlich freiwillig.

"It is incredibly transparent. If you don’t want to use it in a quote then you don’t have to. We are doing our best to build a product that allows young people to identify themselves as safe drivers."

Verantwortlicher des Admiral-Projekts, Dan Mines

Eigentlich sollte die Initiative, die sich "firstcarquote" nennt, diese Woche starten. Am Dienstagabend war der Spuk dann aber plötzlich vorbei. Facebook hat sich nämlich dagegen gestellt. Die eigenen Datenschutzregeln würden die Untersuchung verbieten, so die Begründung von Zuckerberg & Co.