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Waschbärenplage Ungeliebte tierische Einwanderer

Mit ihren schwarz-weißen Gesichter und dem kuscheligen Fell sehen die Tiere so niedlich aus. Doch der Waschbär steht seit 2016 auf einer Liste der in Europa unerwünschten Arten. Damit sind Tiere gemeint, die nicht ursprünglich bei uns vorkommen, sondern - wie die Waschbären - eingewandert oder eingeführt sind. Warum will man den süßen Tieren an den Kragen?

Von: Anne Buchholz und Veronika Baum

Stand: 18.04.2022

Zwei Waschbären. Die Tiere gehören in Deutschland zu den Neozoen - so nennt man eingewanderte, invasive Tieren, die nicht ursprünglich ihre Heimat bei uns hatten. | Bild: picture-alliance/dpa

Das Gesetz, das unter anderem gegen die niedlichen Waschbären vorgehen will, klingt auf den ersten Blick ziemlich gemein, hat aber einen wichtigen Hintergrund. Waschbären gehören eigentlich nicht in unser heimisches Ökosystem. Sie wurden vor Jahrzehnten hier ausgesetzt oder sind aus Pelztierfarmen entwischt.

Jetzt bringen sie hier das natürliche Gleichgewicht durcheinander und machen sich zum Beispiel über die Nester von gefährdeten Vogelarten her. Weil diese "neuen Tiere" - der Fachbegriff ist "Neozoen" - als Einwanderer bei uns oft keine natürlichen Feinde haben, breiten sie sich ungehindert aus und werden zur Plage. Inzwischen leben schätzungsweise 500.000 Waschbären bei uns in Deutschland - in Wäldern und auch in Großstädten wie Berlin.

Pflanzen und Tiere als Eindringlinge

Hier sieht man, mit welcher Macht sich der Bärenklau bei uns ausbreitet.

Auch Pflanzen stehen auf der Liste der "invasiven" - das heißt übersetzt "eindringenden" - Arten. Der prächtige, weiß blühende Riesen-Bärenklau zum Beispiel sieht zwar toll aus, aber wenn man ihn berührt, verursacht sein Gift schlimme Hautverletzungen. Außerdem produziert er so viele Samen, dass er Flächen einfach zuwuchert und heimische Pflanzen keinen Platz mehr finden.

Ein Gesetz zum Schutz der heimischen Arten

Insgesamt zählt man in Deutschland etwa 1.400 solcher "gebietsfremder Arten", davon sind etwa 350 Pflanzen. Nicht alle "Neulinge" gefährden die heimische Tier- und Pflanzenwelt. Einge Arten sind besonders anpassungsfähig und verbreiten sich schnell. Um heimische Tiere und Pflanzen zu schützen, haben, die Politikerinnen und Politiker in der Europäischen Union (EU) deshalb 2016 neue Maßnahmen beschlossen. Sie wollen damit die Ausbreitung von Arten, die Mensch und Natur gefährlich werden können, kontrollieren. Übrigens: In Tierheimen und Zoos dürfen weiterhin Tiere, die als "Eindringlinge" gelten, gehalten werden.

Erste Erfolge

Der Wunsch, die heimische Artenvielfalt zu erhalten, ist laut einess Bericht der EU vom Oktober 2021 erfolgreich: Bei 135 Fällen, die gemeldet wurden, konnte man in 57 Fällen rechtzeitig gegen die Eindrinlinge vorgehen.


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