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Geschichte des Klopapiers Papier, Blätter, Steine oder Wasser

Während wir uns heute im Supermarkt entscheiden können, ob wir lieber extra flauschiges, feuchtes oder gar duftendes Klopapier wollen, stellte man sich im alten Griechenland eine ganz andere Frage: Ton, Steine oder doch vielleicht lieber Scherben? Wir erzählen die Geschichte des Klopapiers!

Von: Ursel Böhm

Stand: 28.09.2022

Jeder Mensch muss müssen ...

Steine als Klopapier? Bei den alten Griechen gab es noch kein extra-flauschiges Klopapier.

Im alten Griechenland reinigte man sich nach dem "Geschäft" mit flachen Steinen oder bestenfalls Tonscherben in verschiedenen Größen, die man in kleinen Säckchen bei sich trug. Keine angenehme Vorstellung! Die erfinderischen Römer haben sich ihren Allerwertesten mit Schwämmen abgeputzt. Die haben sie an Stöcke gebunden und dann in einen Eimer mit Salzwasser getunkt. Im Orient benutzten Nomadenvölker Sand. Und in Südamerika wurde die eingeweichte Hülle von Maiskolben verwendet. Die Germanen dagegen bevorzugten Stroh, Laub und Blätter.

Der mittelalterliche "Arschwüsch"

Ein Naturschwamm zum Popo-Putzen? Echter Luxus!

Später, im Mittelalter, wurde dann aus Moos oder Stroh der sogenannte "Arschwüsch". Und der war nicht für alle gleich: Die Reichen gönnten ihren Popos beispielsweise eingeweichte Lappen und Stofftüchlein. Und für die vier Buchstaben einer Königin gab es schon mal Schafwolle zur Reinigung.

Die Chinesen hatten in Sachen Klopapier ihre Nase weit vorn. Sie sind nicht nur die Erfinder des Papiers, sondern auch des Klosettpapiers. Schon vor weit über sechshundert Jahren haben sie Klopapier produziert. Für die chinesische Kaiserfamilie gab es das sogar damals schon parfümiert.

Vom Zeitungspapier zum feuchten Toilettenpapier

Diese Zeitungen sind Altpapier: Vielleicht werden sie allerdings zu Klopapier recyclet?

Während in China schon längst Klopapier verwendet wurde, putzten sich die Menschen im Westen ihren Hintern immer noch mit anderen Materialien ab. Später war es dann immerhin schon Zeitungspapier, entweder alte Kataloge oder zurecht geschnittene Zeitungen der vergangenen Monate: gelocht und dann an einem Bindfaden ins Klo gehängt. Zum Abreißen.

Schon gewußt?

46 Rollen Klopapier braucht jeder pro Jahr in Deutschland, um sich den Hintern abzuwischen. Wenn man alle Rollen abwickeln und das Papier aneinanderhängen würde, dann würde das eine Strecke von über einem Kilometer ergeben! Und dabei benutzen manche Jungs ja angeblich nicht mal Klopapier, wenn sie pinkeln gehen ...

Vielleicht würden wir uns ja unsere Pos immer noch mit Zeitungspapier wund putzen, wenn da nicht Hans Klenk gewesen wäre. Er hat Ende der 1920er Jahre die erste Toilettenpapierfabrik in Deutschland gegründet. Und die ersten Klopapierrollen bestanden aus 1.000 Blatt. Allerdings waren die keineswegs aus weichem Papier, sondern aus rauem Krepppapier. Erst Ende der 1950er Jahre gab es dann auch in Deutschland weicheres Tissuepapier – die Idee kam aus Amerika. Über all die Jahre wurden auch hier die verschiedensten Sorten entwickelt: von extra flauschig oder feucht bis hin zum duftenden Toilettenpapier.


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