Wahlkampf 2002-2013 Best of TV-Duell

Für viele ist es der Höhepunkt des Wahlkampfs: Das TV-Duell zwischen der Bundeskanzlerin und ihrem Herausforderer. Vor der Debatte zwischen Merkel und Schulz blickt BR24 zurück auf die bisherigen Fernseh-Zweikämpfe. Von Schattenkabinetten und Deutschlandketten.

Von: Wolfgang Kerler

Stand: 02.09.2017 | Archiv

Bild: Bayerischer Rundfunk

Gerhard Schröder (SPD) ist der erste Kanzler, der sich auf ein Duell mit seinem Herausforderer einließ. Der heißt 2002 Edmund Stoiber – Bayerns Ministerpräsident, CSU-Chef, Kandidat der Union. Die beiden liefern sich gleich zwei TV-Duelle, einmal im Privatfernsehen, einmal in den Öffentlich-Rechtlichen.

2002: Schröder staatsmännisch, Stoiber lächelt

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Für die Zuschauer überraschend: Der als emotionaler Wahlkämpfer und "Medienkanzler" geltende Gerhard Schröder gibt sich beim ersten TV-Duell vor allem staatsmännisch. Der von Kritikern als "Technokrat“ betitelte Edmund Stoiber lächelt und antwortet kompakt und verständlich. Die meisten Medien werten die Begegnung als unentschieden. Mit Ausnahme der "Bild“-Zeitung. Deren Titel nach dem Duell: "Stoiber Sieger“.

Zwei Wochen später folgt die zweite Runde – wieder mit rund 15 Millionen Zuschauern. Diesmal kann Gerhard Schröder punkten, reagiert schlagfertig auf Angriffe von Edmund Stoiber. Ein Beispiel:  Stoiber sagt, er habe bewusst kein "Schattenkabinett" aufgestellt, denn "ein Schattenkabinett, das haben wir ja schon". Schröder lächelt, wartet, antwortet: "Das war aber ein geglückter Gag, Herr Stoiber, gratuliere." In den Blitzumfragen nach dem Duell geben 50 Prozent an, Schröder sei der Sieger, 28 Prozent votieren für Stoiber. Schröder bleibt Kanzler.  

2005: Merkel will nur ein Duell

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Vor der Bundestagswahl 2005 gibt es nur ein TV-Duell zwischen Gerhard Schröder und Angela Merkel. Der Kanzler will wieder zwei, die CDU-Chefin lehnt ab - offiziell wegen "terminlicher Probleme". Schröder wirft ihr vor, sie habe Angst.  Als es soweit ist, verheddert sich der Amtsinhaber anfangs, bringt "Cent" und "Prozent" durcheinander, gibt sich gegenüber seiner Herausforderin manchmal gönnerhaft. Merkel versucht, ihr Image als wenig menschelnde Politikerin loszuwerden. Mit fast 21 Millionen Zuschauern ist es das bisher erfolgreichste TV-Duell.

Während manche Zeitungen Merkel als die Siegerin des Abends sahen, kommt bei der Mehrheit der Kritiker und beim Publikum Schröder besser an. Die "Bunte" zeigt sich angenehm überrascht, dass das Outfit von Angela Merkel in der Berichterstattung keine Rolle gespielt hat: "Angela Merkel wurde als kompetente Person wahrgenommen - nicht als die Frau, die es wagt, mit einer bestimmten Frisur gegen einen Mann anzutreten", so die Illustrierte. Merkel wird 2005 die erste Bundeskanzlerin. 

2009: Duett statt Duell?

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Das Duell zwischen Merkel und Frank-Walter Steinmeier (SPD) schauen sich 2009 rund 14 Millionen Menschen an. Es erregt das bisher geringste Interesse. Nach vier Jahren gemeinsamer Großer Koalition empfinden viele den TV-Schlagabtausch als "zahm" bis "langweilig". Mehrfach versichern beide Kontrahenten, sie hätten gut zusammengearbeitet. Die "FAZ" titelt: "Die Wenn-ich-das-ergänzen-darf-Inszenierung". In Umfragen sagen Zuschauer, Steinmeier habe sich besser geschlagen als erwartet. Insgesamt lautet das Ergebnis aber: unentschieden. Die Wahl gewinnt Merkel.

2013: „Schlandkette“ wird Kult

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Peer Steinbrück, der SPD-Herausforderer der Kanzlerin, versucht anzugreifen. Er wirft Merkel Regieren "im Kreisverkehr" vor, beschwert sich über ihre Politik des "Aussitzens" und "Abwartens". Merkel lässt sich kaum aus der Ruhe bringen. Weit mehr als 17 Millionen Menschen schalten 2013 ein. Insgesamt schneidet Steinbrück in Umfragen etwas besser ab als die CDU-Amtsinhaberin – vor allem jedoch bei den noch unentschlossenen Wählern. 

Bild: pa/dpa/Maurizio Gambarini

Manche Nebensächlichkeiten stoßen auf mehr Interesse als die Inhalte des Gesprächs: zum einen die Leistung des TV-Moderators Stefan Raab, zum anderen der Schmuck von Angela Merkel. Sie trägt eine Kette in Schwarz-Rot-Gold, die als "Deutschlandkette" oder "Schlandkette" berühmt wird. Bei ihrem dritten Duell spielt Merkels Outfit plötzlich doch eine Rolle. Sie gewinnt die Wahl.