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Der Pop-Finanzminister Im Start-Up-Look gegen den Rest Europas

Politiker, Professor und... Blogger: Der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis kommt locker rüber, führt aber knallharte Verhandlungen über die Zukunft seines Landes. Bisher ohne Erfolg. Aber auch das kratzt ihn nicht.

Von: Hardy Funk

Stand: 17.02.2015 | Archiv

Der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis | Bild: picture-alliance/dpa

Das Jackett offen, das Hemd über der Jeans, die Krawatte... welche Krawatte? Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis sieht aus wie der Typ vom Silicon-Valley-Start-Up. Und ein bisschen was ist da auch dran: Er bloggt über Wirtschaft und Bitcoins, twittert zu mehr als 250.000 Followern und hat ein digitales Handelssystem für den Ego-Shooter "Team Fortress" entwickelt. Und bei der fancy Ideenkonferenz TED war Varoufakis auch schon.

Ganz klar: So Pop war lange kein Politiker mehr, erst recht kein Finanzminister. Und Varoufakis fühlt sich in seiner Rolle als coolster Minister Europas sichtlich wohl. Zum Beispiel beim ersten Treffen mit Kollegen der Eurogruppe, die er mit "Hi, I'm the new kid on the block" begrüßte.

Bei aller Coolness kämpft Varoufakis aber auch für eine sehr ernste Sache: Statt weiter eisern zu sparen, möchte er der griechischen Wirtschaft mit Investitionen wieder auf die Beine helfen. Ein anderes Problem sind die Zinsen, die Griechenland monatlich für seine Schulden zahlen muss: Die will Varoufakis an das Wirtschaftswachstum koppeln. Griechenland soll nur so viel zahlen, wie es sich auch leisten kann:

"Ausgerechnet dem insolventesten Staat Europas wurde der größte Kredit der Geschichte gewährt, unter der Bedingung, dass er seine Einnahmen senkt. Und um es den Wählern in Griechenland zu verkaufen, wurde eine Liste von Reformen veröffentlicht, die nicht viel mehr als ein Vorwand waren, um sehr wenig wirklich wichtiges zu verändern."

Yanis Varoufakis nach dem Treffen mit Wolfgang Schäuble am 5. Februar 2015

Grob will Varoufakis, was der britische Wirtschaftswissenschaftler John Maynard Keynes einst vorschlug: Schrumpft die Wirtschaft, muss der Staat investieren. Auch Deutschland und die USA haben mit ihren Konjunkturpaketen nach der Krise 2008 und 2009 genau das getan.

Einem passt das heute allerdings gar nicht mehr: Deutschland. Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble will bei allen Verhandlungen auf gar keinen Fall, dass Griechenland vom Sparkurs abweicht. "Die griechische Regierung hat sich offenbar gar nicht bewegt", wirft er Varoufakis und Co vor.

Mit Schäuble hat es sich Varoufakis also erst einmal verscherzt. Aber auch seine Charme- und Werbetour durch Südeuropa war bisher erfolglos. Vielleicht liegt das auch an seinem energischen, wenig diplomatischen Auftreten. Sicher ist: Bisher sind alle Gespräche über Finanzhilfen und Rettungsprogramme gescheitert. Kommentatoren schreiben, die neue griechische Regierung sei jetzt schon am Ende. Und was sagt Varoufakis?

"Ich habe keine Zweifel, dass Europa sich innerhalb der nächsten 48 Stunden zusammensetzen wird um einen neuen Vertrag zwischen Griechenland und Europa auszuhandeln, der beides sein wird: gut für Griechenland und gut für Europa."

Yanis Varoufakis nach den gescheiterten Gesprächen der Eurogruppe am 16. Februar 2015

Pop-Finanzminister Varoufakis ist fest entschlossen, in der Krise bessere Bedingungen für Griechenland durchzusetzen. Eins muss man ihm dabei lassen: Er kann einstecken. Auch wenn alle auf ihn eindreschen: bisher gibt er nicht nach.


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Marius, Dienstag, 17.Februar 2015, 21:26 Uhr

1.

Danke dass ihr euch nicht am Griechen-Bashing beteiligt! Is echt traurig was andere Medien da im Moment abziehen ...