Troll-Reviews auf Gameportal Don't believe the like

In letzter Zeit kann man Gamebewertungen auf der Spiele-Plattform Steam nicht mehr trauen, weil sie durch "Review Bombing” verfälscht werden - mit Kalkül. Das schadet nicht nur den Entwicklerstudios, sondern auch der Community.

Stand: 21.09.2017 | Archiv

Review Bombing | Bild: BR

Ganz oben ein paar Videos und Screenshots, das Logo des Spiels und gleich darunter die durchschnittliche Kundenbewertung: So sieht die typische Games-Seite auf der Spiele-Plattform Steam aus, wo ein Großteil aller PC-, Mac- und Linux-Spiele über den digitalen Ladentisch geht, zum direkten Download und losspielen.

Welche Games empfehlenswert sind, dafür sollte die schiere Masse an Steam-Nutzern doch eigentlich gutes Gefühl haben: Jeder User, der ein Spiel bei Steam besitzt und zumindest einmal gestartet hat, darf es also rezensieren. Ganz einfach: per Daumen hoch oder runter. Viele schreiben dazu auch ganze Abhandlungen über die Grafik, die Steuerung, die Story - und jede dieser Bewertungen kann von anderen wiederum als hilfreich (Upvote) oder Schmarrn (Downvote) markiert werden.

Kein Spaß, sondern Kalkül

Dabei mischt sich Valve, die Firma hinter Steam, nicht ein. Das führt dazu, dass hier zuletzt auch das Phänomen des "Review Bombing" eingeschlagen hat. Das prominente letzte Opfer ist "Firewatch”, ein preisgekröntes Indie-Spiel, das wir auch bei PULS gefeiert haben. Auf dessen Produktseite dominierte die Top-Reviews zuletzt der rote Daumen nach unten - nurmehr 46 Prozent aller Nutzerreviews fallen positiv aus. Das ist geschäftsschädigend - und hat mit dem Spiel selbst nix zu tun.

Grund dafür ist, dass sich die Macher von "Firewatch”, das kleine Entwicklerstudio Campo Santo, mit dem großen Youtuber PewDiePie angelegt haben. Und die Fanbase von PewDiePie bombt zurück.

PiewDiePies Fanbase verfasst schlechte Rezensionen und votet die dann gegenseitig hoch - und konstruktive Reviews runter. Einfach aus Prinzip, um potenziell interessierte Gamer vom Kauf abzuhalten. Das trifft Campo Santo, die nur ein einziges Spiel zum Verkauf anbieten, besonders empfindlich.

Zumindest Transparenz geschaffen

Woher weiß ich also dann noch, ob ein Spiel wirklich Mist ist? Oder nur "gebombt" wurde? Anstatt die Spielregeln für Kundenbewertungen zu ändern, hat Steam sich eine Art Zeitstrahl ausgedacht. Der zeigt jetzt den Verlauf der Kundenbewertungen an. Gamer dürfen - oder müssen - sich in Zukunft also selbst ein Bild davon machen, ob hier gebombt worden ist.

Wie man diesen Zeitstrahl am besten liest, liefert Steam als Pi-mal-Daumen-Regel auch gleich mit: Die meisten Bewertungen (positiv wie negativ) gäbe es immer zur Veröffentlichung eines Spiels und bei größeren Updates oder Download-Inhalten. Und: “Hopefully this post has been useful.”

Sendung: Filter, 20. September 2017 - ab 15 Uhr