Games // The Evil Within 2 Dieses Survival-Horror-Game ist ein krasses Highlight

Enge Gänge, schmale Pfade, verlassene Häuser - Horror, dem der Gamer nicht ausweichen kann, so geht das Genre Survival-Horror. "The Evil Within 2" dagegen hat weitläufige, frei erkundbare Areale. Kann das denn schocken? Und wie!

Von: Franz Liebl

Stand: 20.10.2017 | Archiv

Szenen aus "The Evil Within 2" | Bild: Bethesda

"The Evil Within 2" ist spannend, gruselig, furchteinflößend und verstörend. Das ist bemerkenswert, weil dieses Game in einer weitgehend offenen Welt spielt. Sehr ungewöhnlich für ein Horrorgame, denn es heißt, Horror funktioniere am besten wenn man den Zuschauer, Leser oder Spieler an der Leine führt, direkt in die Angst hinein. Alles andere sei Gift für jegliche Hochspannung. Bei "The Evil Within 2" haut das trotzdem hin.

Abgründe eines Bewusstseins ausloten

Auch in Teil 2 spiele ich wieder den seelisch ramponierten Detektiv Sebastian Castellanos, der am Tod seiner Tochter zerbrochen ist. Jetzt heißt es plötzlich: Sie lebt. Um sie zu retten, muss er erneut das Stem-System nutzen. Damit werden mehrere Gehirne zusammengeschaltet und so kann man sich in den Gedanken und Erinnerungen eines anderen Menschen aufhalten. Und so ein Gehirn hat natürlich auch Abgründe. Den Ausgangspunkt für diverse Ausflüge in die dunklen Untiefen des menschlichen Geistes bildet dieses Mal eine ganze Kleinstadt, in der ich mich frei bewegen kann.

Und trotzdem ist es schnell da, das Gefühl ausgeliefert zu sein, Klaustrophobie, die Angst. Denn hinter jeder Hausecke, in jedem verlassenen Wohnzimmer und in jeder verschlossenen Garage könnte eines dieser zombieartigen Dinger lauern, die diese Welt bevölkern - oder gleich mehrere davon, denen ich dann nur sehr selten Herr werde. Ich habe ja auch nicht so viel Munition für meine Waffen, dass ich mich einfach durchballern könnte. Ich muss immer sehr vorsichtig sein, oft an ihnen vorbei schleichen und sie aus dem Hinterhalt angreifen.

Die Realität löst sich auf

Am meisten Spannung wird aber durch die Unberechenbarkeit der Realität erzeugt. Ich bewege mich ja im Geist eines anderen Menschen. Die Realität könnte sich jederzeit auf den Kopf stellen. Und tut es auch. Ich schleiche in ein Haus auf der Suche nach Ressourcen. Plötzlich bin ich einem Poltergeist ausgeliefert, der verstörend aus meinem Controller singt und das umso lauter, je mehr ich mich ihm annähere. Solche kleinen Horrorerlebnisse gibt es oft. Und das schafft eine permanente Anspannung.

Obendrauf kommen die Abschnitte, die dann doch in festgelegten Survival-Horror-Bahnen verlaufen: Häuser, Bunker, Kanalisationen und Forschungseinrichtungen, aus denen man nicht so ohne weiteres wieder herauskommt. Man muss erst Schlüsselkarten finden, den Strom wieder anstellen, damit sich Türen öffnen, Monstern aus dem Weg gehen oder wertvolle Munition an sie verschwenden.

Old School trifft New School

Die Mischung aus sehr freiem Erkunden und linearen Abschnitten bringt frischen Wind ins Survival-Horror-Genre. Wenn ich mehrere Horror-Häuser mühsam geplündert habe und mit meiner Beute an einer Werkbank ein paar ganz wenige neue Armbrustpfeile bastle, dann kommt echtes Survival-Feeling auf.

Es macht einfach Spaß mit den verschiedenen Möglichkeiten ans Ziel zu kommen, herumzuexperimentieren, Fallen aufzustellen, Schleichtaktiken zu überlegen, mal brachial mit Waffengewalt vorzugehen, mal einfach vorbeizusprinten, Augen zu und durch. Und weil einen "The Evil Within 2" auch immer wieder mit neuen Absonderlichkeiten überrascht, wird das bis zum Schluss nie fad. Survival-Horror-Highlight!

The Evil Within 2 (Bethesda // für PC, PS4, Xbox One)

Sendung: Hochfahren, 23. Oktober 2017 - ab 7.00 Uhr