Eine Frau steckt einen 10 Euroschein in ein Sparschwein.
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Der Leitzins der Europäischen Zentralbank ist unverändert relativ hoch - dennoch sinken die Sparzinsen bei den Banken. Woran liegt das?

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Leitzins unverändert – Warum die Festgeld-Zinsen trotzdem sinken

Bei den Sparern war die Freude groß, dass es endlich wieder Zinsen auf das Ersparte gab. Bis zu 4,5 Prozent konnten sie im Herbst noch für Festgeld bekommen. Doch seit einigen Wochen gehen die Zinsen wieder deutlich zurück. Was sind die Gründe?

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Wer jetzt sein Geld als Festgeld bei der Bank anlegen möchte, muss froh sein, wenn er noch drei Prozent Zins bekommt. Vor ein paar Monaten waren die Angebote noch deutlich höher, bei bis zu 4,5 Prozent – bei seriösen Anbietern wohlgemerkt. Was ist in den wenigen Wochen passiert, dass der Trend zu höheren Zinsen schon wieder gebrochen ist?

Entscheidend für den Zins, den Banken für Sparanlagen bieten, ist das allgemeine Zinsniveau, das einmal von der Europäischen Zentralbank (EZB) gesteuert wird, aber auch von den Gegebenheiten an den Finanzmärkten. Und dort setzt sich immer mehr die Ansicht durch, dass die EZB demnächst die Zinsen wieder senken könnte - aktuell schreckt sie aber noch vor diesem Schritt zurück.

Warum rechnen Experten mit einer Zinssenkung?

Hier gilt: Des einen Freud ist des anderen Leid. Die EZB hob die Zinsen an, um der Inflation Herr zu werden. So langsam zeigt ihre Politik auch Wirkung. Die Inflationsrate nähert sich wieder der Zwei-Prozent-Marke, die die Zentralbank anstrebt. Wenn die Inflation nachgibt, kann die EZB die Zinsen auch wieder senken. Denn was die Sparer freut, macht der Wirtschaft derzeit viel zu schaffen. Die hohen Zinsen gelten nicht nur für das Ersparte, sondern auch für Kredite. Und wenn die teuer sind, wird weniger investiert und gebaut. Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht ist es daher gut, wenn die Zinsen wieder sinken. Für Sparer ist es allerdings keine gute Nachricht.

Ist es wirklich ein Verlust?

Vielleicht ist es dem ein oder anderen Sparer nicht bewusst, aber wenn die Inflation sinkt und in der Folge auch die Zinsen, muss das nicht schlecht sein. Denn entscheidend für den Sparerfolg ist der reale Zins, also das, was nach Abzug der Inflation übrig bleibt. Eine kleine Rechnung verdeutlicht das: Bei einer Inflationsrate von sechs Prozent und einem Zins von vier Prozent beträgt der reale Zins minus zwei Prozent. Das Geld verliert also immer noch an Wert, obwohl es einen hohen Zins gibt. Sinkt die Inflationsrate auf zwei Prozent und der Zins auf drei Prozent, bleibt ein realer Zins von einem Prozent übrig.

Historisch betrachtet gilt: Selbst in der Nullzinsphase war der reale Zins zum Teil nicht schlechter als in manchen Hochzinsphasen, da ja auch die Inflation sehr niedrig war.

Wann wird die EZB den Zins senken?

Noch liegt der Leitzins der EZB bei 4,5 Prozent und der für Sparer interessante Einlagenzins verharrt auf seinem Allzeithoch von 4,0 Prozent. Bevor die Zentralbank ihre Geldpolitik wieder lockert, will sie sicher sein, dass die Inflation dauerhaft zurückgeht. Sie will ein Hin und Her vermeiden, falls die Preise doch wieder stärker ansteigen sollten. Diese Gefahr besteht durchaus, denn es wird noch einige Lohnerhöhungen geben und aktuell steigen die internationalen Transportkosten stark an, wegen der Unruhen im Roten Meer und den Angriffen der Huthi-Rebellen auf Frachtschiffe. Die Experten bei den Banken sind uneins, wann die EZB wirklich die Zinsen senken wird. Die einen glauben, dass es bald so weit sein wird, andere rechnen erst im Herbst damit.

Warum senken die Banken die Zinsen jetzt schon?

Gerade bei Festgeldanlagen wird das Geld auf längere Zeit fest angelegt. Für sechs Monate, ein Jahr oder zwei Jahre garantiert die Bank den versprochenen Zins. Wenn die EZB ihren Leitzins währenddessen senkt, muss die Bank trotzdem den höheren Zins auszahlen und – da dann auch die Kreditzinsen sinken – verdient sie weniger.

Deshalb fließen in die Kalkulation auch die Zinserwartungen mit ein. Rechnen die Experten mit sinkenden Zinsen in der Zukunft, wird die Bank ihre Festgeldzinsen senken. Und diese Erwartungen werden jetzt schon eingerechnet in die Angebote.

Vorsicht vor Betrügern

Die Enttäuschung der Sparer, dass die Zinsen schon wieder sinken, nutzen derzeit vermehrt Betrüger. Es werden Festgeldanlagen mit sehr hohen Zinsen angeboten. Die Verbraucher sollten immer hellhörig werden, wenn ein Angebot deutlich über dem Durchschnitt liegt. Derzeit also sehr viel mehr als drei Prozent geboten wird. Meist wird bei solchen Angeboten das Geld auf ausländische Konten überwiesen. Es ist wichtig zu überprüfen, an welche Bank genau das Geld geht. Ist sie in einem EU-Land, dann gilt die europäische Einlagensicherung und Einlagen bis zu einem Höchstbetrag von 100.000 Euro sind abgesichert.

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