Die richtige Größe finden Online-Shopper bisher oft mit Hilfe von Retouren.
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Die richtige Größe finden Online-Shopper bisher oft mit Hilfe von Retouren.

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Trotz teurer Retouren: Online-Shoppinghilfen tun sich schwer

Wenn Kleidung im Netz bestellt wird, fallen oft Retouren an. Die kosten Kunden Zeit, Händler Geld und den Planeten CO2. Technologie soll dabei helfen, ohne Mehrfach-Bestellungen die richtige Größe zu finden. Noch tun sie das jedoch nur in Nischen.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Vormittag am .

Ob nun Massen-Mode-Ketten, kleine Boutiquen oder klassische Kaufhäuser: Kleider-Geschäfte sind auch 2023 noch Grundzutat deutscher Fußgängerzonen. Und das auch viele Jahre, nachdem Online-Modeshops ihre digitalen Pforten geöffnet haben.

Grund dafür ist wohl nicht zuletzt weiterhin das Passform-Problem: Erstens ist jeder Körper anders und zweitens unterscheiden sich auch die angegeben Konfektions-Größen je nach Hersteller oder sogar Kleidungstück oder Schuh. Wem im Laden X die Größe M passt, passt in Laden Y vielleicht Größe S, während in Laden Z dann Größe L nötig wird.

Das ist im Umkleidekabinen-freien Netz schwer abbildbar und führt dazu, dass viele in der Praxis ein Kleidungsstück in mehreren Größen ordern und die nicht passenden Textilien wieder zurücksenden. Online-Händler bieten das oftmals kostenlos an, um mit dem stationären Handel konkurrieren zu können. In Deutschland gingen 2021 etwa 530 Millionen Pakete wieder zurück an die Händler. Sie kostet das Hin- und Herschicken viel Geld, den Kunden kostet es Aufwand und Zeit und die Umwelt kostet es CO2 durch das Mehr an Waren, das so durch die Lande transportiert werden muss.

Münchner Start-Up an Meta verkauft

Dieses Größen-Problem haben nun mehrere Unternehmen erkannt. Ein bekanntes Beispiel war etwa das Start-Up Presize aus München. Bekannt vor allem deshalb, weil sie ihre Idee in der Gründer-Sendung "Die Höhle der Löwen" vorstellten und der Unternehmer Carsten Maschmeyer in sie investierte.

Über Presize konnten Kunden direkt in diversen Online-Shops ihre Maße angeben sowie ihren Körper mit der Kamera ihres Handys scannen. Ein 3D-Modell des Körpers ohne Gesichtsmerkmale wurde erstellt. Das wiederum half nun dabei, dem Kunden einen Größenvorschlag für das jeweilige Kleidungstück zu machen. Das Versprechen: Kunden sollten so immer direkt die richtige Größe finden und weniger Retouren nötig sein.

Die Vergangenheitsform zeigt: Aktuell kann man Presize als Kunde nicht nutzen. Das B2B-Geschäft, also die Einbindung der Anwendung in diverse Online-Shops wurde 2022 eingestellt, das Start-Up wenige Zeit später an Facebook-Mutter Meta verkauft und dort integriert.

Verschiedene Größen-Lösungen

Einen etwas anderen Weg mit einer ähnlichen Idee geht die App MySizeID. Sie vermisst den Körper des Users mit Hilfe der Sensoren des Smartphones: Brust, Taille, Armlänge werden gemessen, weitere Daten abgefragt. Anschließend kann man innerhalb der App bei verschiedenen Partner-Shops einkaufen gehen. Und tatsächlich schlägt die App dem Autor dieses Textes dann für verschiedene Marken verschiedene Größen vor, die zu seinem Körperbau passen würden.

Etwas rudimentärer geht es bei den hauseigenen Lösungen von großen Fashion-Playern wie Zalando und Zara zu. Bei Zalando wurde Im April 2023 eine virtuelle Umkleidekabine gelauncht, in der man allerdings nur eine sehr begrenzte Auswahl an Jeans testen kann. Dort gibt man Daten wie Größe, Gewicht, Geschlecht und Alter lediglich in ein Formular ein, woraufhin ein Avatar erstellt wird, der die Hosen dann vorführt. Tatsächlich wirkt der Avatar unseres Autoren angemessen groß und rundlich - und zeigt dementsprechend auch an, wenn eine Jeans zu kurz ist.

Letztlich ist dies jedoch ebenso nur eine sehr annäherungsweise Lösung wie die von Zara, wo man Größe, Gewicht und Vorliebe, also ob die Kleidung eng sitzen soll oder nicht, angibt und dann einen Größen-Vorschlag erhält.

Größenmessung bleibt noch Nische

"Der große Durchbruch lässt aber weiter auf sich warten", konstatierte die Fachzeitschrift "Textilwirtschaft" vor knapp einem Jahr mit Blick auf digitale Anprobe-Modelle - und liegt mit dieser Einschätzung wohl auch heute noch richtig. Als einen Grund nannte das Blatt die Kostenlos-Kultur im E-Commerce. Anders gesagt: Solange das Zurückschicken nichts kostet, macht sich der Kunde nicht die Mühe, technologisch die richtige Größe zu suchen

Hinzu dürfte kommen, dass die Ausbreitung der Technologien in den Massenmarkt alles andere als unaufwändig sein dürfte. Denn die Maße der Kunden sind ja jeweils nur ein Teil der Lösung. Genauso wichtig ist es, die genauen Maße, Schnitte und Co. für das jeweilig gewünschte Kleidungstück zu kennen. Was bei einer kleinen Jeans-Auswahl wie Zalando oder ein paar Partnershops wie bei MySizeID noch funktionieren kann, ist wohl nicht mal eben auf zehntausende Kleidungsstücke auszuweiten, die große Online-Modehändler im Sortiment haben.

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