2022 war noch alles okay: Matthias Helwig, Leiter des FSFF, mit der Schauspielerin Sandra Hüller (l.)
Bildrechte: picture alliance/dpa | Ursula Düren

2022 war noch alles okay: Matthias Helwig, Leiter des FSFF, mit der Schauspielerin Sandra Hüller (l.)

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Weniger Zuschüsse: Zukunft des Fünf Seen Filmfests bedroht

Steigende Kosten, weniger Zuschüsse: Jetzt sei eine Grenze erreicht, sagt Matthias Helwig, der Leiter des Fünf Seen Filmfests. Dieses Jahr soll das Festival noch stattfinden, doch was danach passiert, ist offen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Inflation, steigende Personal- und Raumkosten und Kürzungen - das ist zu viel für Matthias Helwig. "Irgendwo ist eine Grenze und die ist jetzt eigentlich erreicht", sagt der Festivalleiter im Interview mit dem BR. Er trage immerhin die ganze Verantwortung. "Natürlich wird das Festival 2024 stattfinden. Es geht so aber nicht mehr weiter."

Etwa 30 000 Euro fehlen dem Fünf Seen Filmfest

Mit den Kürzungen habe er persönlich nicht gerechnet, sagt Helwig. Sie sind der Hauptgrund dafür, dass die Zukunft des Festivals überhaupt zur Disposition steht. Laut Helwig reduziert die Stadt Starnberg ihr Engagement von 43.700 auf 23.000 Euro pro Jahr, Gauting fährt die Fördersumme von 15.800 auf nur 4.000 Euro zurück. Helwig fehlen also etwa 30.000 Euro, mit denen er schon fest kalkuliert hat.

Anders sei das gar nicht möglich, sagt er. Die Planungen begännen schließlich schon, wenn er seine Förderanträge stelle. "Man muss ja Personal einstellen. Wenn so spät dann so ein Beschluss kommt, dann muss man schon versuchen, irgendwie noch mal ganz schnell eine Lösung zu finden." Das gilt zumindest für die diesjährige 18. Ausgabe, die vom 3.-12. September stattfinden soll. So muss zum Beispiel die Eröffnungsfeier in die Starnberger Schlossberghalle umziehen, kann also nicht mehr in Open Air Kulisse direkt am Starnberger See stattfinden.

Diesjährige Ausgabe ist womöglich die letzte

Am Programm wolle er eigentlich nicht sparen, so Helwig. Leicht sei das jedoch nicht. Die Fördersummen bewegen sich jetzt wieder auf dem Niveau von 2014. Seitdem seien jedoch Raum- und Personalkosten um das Doppelte gestiegen. "Und auch die Kosten für die einzelnen Filme sind in die Höhe gegangen." Insofern kämen die städtischen Kürzungen wirklich zur Unzeit.

Die Gründe dafür lägen auf der Hand. "Die Stadt Starnberg ist klamm", so Helwig, "und dann kürzt man eben immer an der Kultur, weil das sind die freiwilligen Leistungen. Und bei den freiwilligen Leistungen setzt man immer an." Mit dem abschlägigen Bescheid aus Gauting habe man fast schon gerechnet, sagt Helwig. Dort sei man in Sachen Kulturpolitik "sehr restriktiv". Die Nachricht aus Starnberg habe dann noch einen obenauf gesetzt. Wenn er in Zukunft nicht mehr öffentliche Gelder oder private Spenden, etwa über einen Freundeskreis, bekomme, dann sei die diesjährige Festival-Ausgabe auch die letzte.

Die Gemeinde Gauting widerspricht der Behauptung Helwigs in Teilen. Tatsächlich sei eine Fördersumme in Höhe von 15.800 Euro in diesem Jahr zwar beantragt, aber noch nie (!) bewilligt worden, heißt es auf Anfrage des BR. Auch 2023 habe man nur 5.000 an das Festival gezahlt. Wegen der schwierigen Finanzlage habe man diesen Betrag 2024 auf 4.000 Euro reduzieren müssen. "Das kulturelle Leben in Gauting ist den Gemeinderatsmitgliedern sehr wichtig und es wurde lange verhandelt, um keinem engagierten Kulturschaffenden die Unterstützung komplett zu entziehen", heißt es in dem Antwortschreiben weiter. "Leider waren aber angesichts der gestiegenen Pflichtausgaben, die Gauting wie so viele andere Kommunen auch stark belasten, Kürzungen nicht zu vermeiden."

Auch die Gemeinde Starnberg begründet die Senkung der Fördersumme für das FSFF gegenüber dem BR mit der Haushaltssituation. Man müsse dieses Jahr insgesamt 66.000 Euro im Kulturbereich einsparen. Daher sei der Produktionszuschuss für das Festival auf 23.000 Euro gesunken. Man stelle dem Filmfest die Schlossberghalle allerdings kostenlos zur Verfügung, deren Nutzung mit 6.000 Euro veranschlagt wird. Daraus ergebe sich eine Gesamtfördersumme von 29.000 Euro.

Eines der renommiertesten Filmfestivals in Bayern

Das Fünf Seen Filmfest findet seit 2007 jährlich in Gauting, Starnberg, Seefeld (Oberbayern) und Weßling statt. Mit durchschnittlich etwa 300 Veranstaltungen zählt es zu den größten Filmfestivals in Bayern. Im vergangenen Jahr kamen unter anderem Charly Hübner, Margarethe von Trotta, Maria Schrader und weitere berühmte Filmschaffende ins Fünf-Seen-Land. 2022 erhielt die in diesem Jahr für einen Oscar-nominierte Schauspielerin Sandra Hüller dort den Hannelore-Elsner-Preis.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!