Gasteig in München (Archivbild)
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Pünktlich zur EM: München bekommt "Stadion der Träume"

Was haben Fußball und Theater miteinander gemein? Viel, meint der Schriftsteller Albert Ostermaier, der dieser Frage in seinem "Stadion der Träume" im ehemaligen Gasteig nachgehen will. Was dahinter steckt, erfahren Sie hier!

Über dieses Thema berichtet: Die Welt am Morgen am .

Auch ein Theater der Träume gibt es - das Old Trafford, Heimspielstätte von Manchester United, genannt "Theatre of Dreams". Hier haben sich schon etliche Dramen abgespielt. Und wenn ein Stadion zum Theater taugt, passt umgekehrt ja wohl auch das Theater ins Stadion. Ins "Münchner Stadion der Träume", um genau zu sein, in dem sich nach einer Idee von Schriftsteller Albert Ostermaier Kicker und Künstler zum Doppelpass treffen sollen.

Was haben Fußball und Theater miteinander gemein?

Im Fussball stecke ein großes Potential, zu träumen, sagt Ostermaier im Gespräch. "Als Kind hast du jedes Spiel nachgespielt. Du warst jeder Spieler, den du dir erträumt hast." Eine ähnliche Kraft habe auch das Theater, meint der Autor. "Es gibt da wirklich ganz verblüffende Parallelen."

Wir werden reagieren. Wir improvisieren. So wie es halt im Theater ist. Denn Theater ist live, wie Fußball live ist - Albert Ostermaier

Eine weiter Parallele ist diese: Für ein Turnier wie im Theater braucht’s einen Spielplan. Auf dem des Stadions der Träume stehen unter anderem Fußballdramolette. Ostermaier selbst hat eines über George Best geschrieben, dessen Bühne das Old Trafford war und in dem Lars Edinger zu sehen sein wird. Weitere Stücke kommen von Olga Bach, Sharon Dodua Otoo, Friedrich Ani oder David Enia, der über den "Mozart des Fußballs" Roberto Baggio geschrieben hat, der im WM-Finale 1994 den entscheidenden Elfer über die Latte drosch.

Zidane, Baggio und Co: Der Fußball produziert tragische Helden

Der Fußball produziert Helden reihenweise, sorgt aber nicht minder zuverlässig für deren Sturz aus der Gunst der Fußballgötter. Unvergesslich für Filmregisseur Hans Steinbichler: Die rote Karte für Zinédine Zidane im letzten Länderspiel seiner Karriere, dem Endspiel der Weltmeisterschaft 2006, nach dem Kopfstoß gegen seinen Gegenspieler Marco Materazzi. Eine "griechische Tragödie" sei das gewesen, sagt Steinbichler. "Dieser Mann stand an einem Punkt, an dem er nicht anders konnte, als so zu handeln und damit alles zu zerstören.

Zidanes Kopfstoß, das war die finale, böse Pointe der ansonsten lang verklärten Sommermärchen-WM. Hans Steinbichler, der nun im Programm des Stadions der Träume einige der Fußballdramen inszenieren wird, will bei aller Faszination für Zidane von einer Neuauflage des Sommermärchens nichts wissen: Die Zeiten seien damals ganz andere gewesen. "Wir haben im Osten jetzt Wahlen, wo wir befürchten müssen, dass rechtsradikale Parteien Parlamentsmehrheiten bekommen. Das sind Dinge, die konnten wir uns damals nicht vorstellen. Und deswegen finde ich es so wichtig, hier 2024 nicht die rosa Brille aufzusetzen, sondern hinzuschauen, wo es auch wehtut."

Das "Stadion der Träume" wird die Augen vor der Realität nicht verschließen

Das Stadion der Träume will also nicht einfach Helden in kurzen Hosen feiern und den Sport verklären. Daher diskutieren im Stadion der Träume Marcel Reif und Rachel Salamander über Antisemitismus, Ex-Ball- und Gelegenheits-Bühnenkünstler Jimmy Hartwig spricht über Rassismus auf dem Rasen und den Rängen, es gibt Workshops mit Jugendlichen, eine Kooperation mit dem Verein "buntkicktgut" und vieles mehr.

Auch Konzertarena wir das Stadion der Träume sein. Hebert Grönemeyer kommt, Ex-Fußballer Andy Görlitz mit Band und natürlich die Sportfreunde Stiller, die 2006 den inoffiziellen Turnier-Soundtrack geliefert hatten, aber diesmal sollen eben keine schwarz-rot-goldene Fähnchen geschwenkt werden. Stattdessen gestaltet die britische Künstlerin Morag Meyerscough eine kunterbunte Arena vor der Fat Cat, dem ehemaligen Münchner Kulturzentrum Gasteig. Spielstart ist am 10.Mai. Ein großer Teil des Programms steht, es wird aber noch weiterwachsen.

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