Kommunale Wärmeplanung in unterfränkischen Städten und Gemeinden
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Kommunale Wärmeplanung in unterfränkischen Städten und Gemeinden

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Wärmeplanung: Wie heizen Unterfrankens Städte in Zukunft?

Welche Wege gibt es, um mit regenerativer Energie zu heizen? Städte und Gemeinden müssen den Bürgern bis 2026 sagen können, ob es Alternativen zur Wärmepumpe gibt – wie etwa Nah- oder Fernwärme-Netze. Eine Übersicht zur Lage in Unterfranken.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Das Wärmeplanungsgesetz sieht vor, dass die Kommunen in den nächsten Jahren konkrete Pläne vorlegen, wie sie ihre Heizinfrastruktur klimaneutral umbauen wollen. Zum Beispiel könnten Kommunen vor Ort eine Fern- oder Nahwärmeversorgung planen, die für Bürger dann die Anschaffung einer Wärmepumpe in ihrem Privathaus unnötig machen könnte. Die unterfränkischen Städte und Gemeinden arbeiten bereits an verschiedenen Konzepten.

In Würzburg etwa werden schon 20 Prozent der Haushalte, der öffentlichen Einrichtungen und Gewerbe mit Fernwärme versorgt. Produziert wird diese im Heiz- und im Müllheizkraftwerk. Sie verteilt sich dann über ein 54 Kilometer langes Leitungssystem im Stadtgebiet. Im Notfall können zwei kleinere Heizwerke zugeschaltet werden. Das Fernwärmenetz erstreckt sich aktuell vom Gewerbegebiet Ost bis in den Stadtteil Zellerau. Perspektivisch wird das Fernwärmenetz an diesen Stellen weiter verdichtet und es wird strategisch auch in weitere Stadtteile erweitert beziehungsweise ausgebaut, teilt Würzburgs Energieversorger, die WVV, mit.

Würzburg will bis 2040 klimaneutral werden

Weil Würzburg bis 2040 klimaneutral sein will, soll bis dahin auch die gesamte Wärmeversorgung mit erneuerbaren Energien produziert werden, auch die Fernwärme. Zielmarke sind hier 63 Prozent der Gebäude. Die WVV sieht deshalb noch einiges an Arbeit auf sich zukommen: Die Netze müssten massiv verdichtet werden, um den Anforderungen der kommenden Jahre gerecht zu werden.

Welche Stadtteile ans Fernwärmenetz angeschlossen werden können und sollen, soll im laufenden Jahr erst noch erarbeitet werden. Auch dezentrale Wärmeversorgung ist in Planung: auf Quartiersebene könnten Nahwärmenetze umgesetzt werden. Mögliche Technologien seien die Einbindung von unterschiedlichen Abwärmequellen: "Industriebetriebe, Gewerbebetriebe, ggf. Kläranlagen, Abwärme aus Frischwasser, Abwässer und weitere erneuerbare Energien wie Solarthermie oder Flusswärme."

Die übrigen 37 Prozent des Anteils an der Wärmeversorgung in Würzburg sollen laut Klimaschutzkonzept der Stadt die erneuerbaren Energien abdecken. Da sind die Verbraucher selbst gefragt, sich, dort, wo Fern- oder Nahwärme nicht möglich ist, zum Beispiel mit Wärmepumpen auszustatten. Wenn auch das nicht möglich sei, heißt es im Integrierten Klimaschutzkonzept der Stadt, "sollten weitere erneuerbare Energieträger, etwa Holzpellets oder andere Biomasse eingesetzt werden."

Drei Prozent der Schweinfurter Haushalte an Fernwärme angeschlossen

In Schweinfurt sind laut den Stadtwerken bislang 785 Haushalte an die Fernwärmeversorgung angeschlossen. Das sind etwa drei Prozent aller Haushalte in der Stadt mit gut 25.900 Haushalten. Der Fernwärmeanschluss-Ausbau soll erweitert werden. Um welche Größenordnung müssen die Nachfrage und der Wärmeplan der Stadt Schweinfurt ergeben. Laut den Stadtwerken sind zahlreiche Straßen in den Stadtteilen Innenstadt, Altstadt, Gründerzeitviertel, Musikerviertel, Bergl, Yorktown, im Hafen-West oder im Maintal angeschlossen.

Zu den großen Fernwärmeabnehmern gehören die Schweinfurter Großunternehmen Schaeffler, SKF und ZF. Die Fernwärme kommt aus dem Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt. Hier wurden im letzten Jahr 183.000 Tonnen Müll aus Stadt und Landkreis Schweinfurt, aus Stadt und Landkreis Aschaffenburg, aus den Landkreisen Miltenberg, Main-Spessart, Main-Tauber, Haßberge, Rhön-Grabfeld und zusätzlich aus von den Industrieunternehmen Schaeffler, SKF und ZF und zum Teil aus dem Landkreis Bad Kissingen und aus Stadt und Landkreis Ansbach verfeuert. Rund 29.000 Tonnen Steinkohle und 4.200 Tonnen getrockneter Klärschlamm kamen dazu.

Trockenklärschlamm statt Kohle verbrennen?

Das Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt, kurz GKS, am Rand des Schweinfurter Hafenbeckens ist seit 1990 in Betrieb. Die Verantwortlichen des GKS wollen künftig unter anderem einen Kohlekessel so umrüsten, dass Spitzenlasten auch durch das Verbrennen von nachwachsender Rohstoffe, zum Beispiel von Holzpellets, abgedeckt werden können.

Auf die Frage, wie Kohle als fossiler Brennstoff ersetzt werden könnte, schreibt das GKS, dass man eine neue Wirbelschichtfeuerung einsetzen wolle, um kommunalen Trockenklärschlamm zu verbrennen. Aus den Verbrennungsrückständen des Trockenklärschlamms wie Asche und Schlacke soll Phosphor recycelt werden. Die Mülllinien sollen weiterhin zu Grundlastabdeckung im Einsatz bleiben.

140 Haushalte in Aschaffenburg beziehen Fernwärme

Auch in Aschaffenburg gibt es ein Fernwärmenetz. Der Aschaffenburger Energieversorger AVG betreibt dazu ein Biomasseheizkraftwerk im Leiderer Hafen. Es liefert die daraus entstehende Wärme für fast alle Gebäude der Oberstadt – aktuell rund 140 Haushalte. Insgesamt hat die AVG drei Fernwärmenetze – die nach Angaben der Stadtwerke alle mit Holz ökologisch und klimaschonend Wärme erzeugen.

Anschlussmöglichkeiten für weitere Haushalte gibt es entlang der bestehenden Fernwärmetrassen laut AVG noch – allerdings nur für eine sehr eingeschränkte Zahl an Gebäuden. Eine kommunale Wärmeplanung für die gesamte Stadt Aschaffenburg, wie sie das neue Gebäudeenergiegesetz vorsieht, die gibts noch nicht. Da stimmen sich Stadt und AVG noch ab. Die Planung soll aber zeitnah beginnen.

Hinweis: In einer Zwischenüberschrift dieses Textes stand zunächst, dass Würzburg bis 2024 klimaneutral werden wolle. Korrekt ist natürlich, wie auch im Text steht, die Jahreszahl 2040. Wir haben dies ausgebessert.

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