Polizei bei Hausdurchsuchung im Hausener Ortsteil Roth
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Polizei bei Hausdurchsuchung im Hausener Ortsteil Roth

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Verbotene "Artgemeinschaft": Beweise bei Razzien sichergestellt

Computer, Handys, extremistische Schriften und Nazi-Gegenstände: Das alles hat die Polizei bei bundesweiten Razzien bei der verbotenen "Artgemeinschaft" gefunden. Die Beweise werden nun ausgewertet. Ein Teil des Führungsteams wohnt in Franken.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Mehrere Polizeibusse stehen vor einem Anwesen in Roth, einem Ortsteil von Hausen in der Rhön, nahe der hessischen Grenze. Polizistinnen und Polizisten in schwarzen Ganzkörperanzügen gehen ein und aus, tragen Gegenstände hinaus. Diese Razzia in dem Dorf mit 200 Einwohnerinnen und Einwohnern war am Mittwoch Teil einer bundesweiten Aktion von Durchsuchungen bei der nun verbotenen "Artgemeinschaft".

Dabei hat die Polizei Computer, Datenträger, Handys, extremistische Schriften, Bücher und NS-Devotionalien sichergestellt. Das hat BR24 aus Ermittlerkreisen erfahren. Diese Beweismittel werden nun ausgewertet.

Vorsitzende der "Artgemeinschaft" wohnt in der Rhön

Inzwischen ist bekannt, dass in Roth die Vorsitzende der "Artgemeinschaft" wohnt, zusammen mit ihrem Mann und ihren sechs Kindern. Das hat Fridolin Link, der erste Bürgermeister von Hausen (Wählergemeinschaft Hausen) BR24 bestätigt. Bis jetzt war von einem "führenden Kopf" die Rede.

Bürgermeister von Hausen in großer Sorge

Bürgermeister Fridolin Link empfand es als "bedrückend", dass eine derartige Durchsuchungsaktion in seiner Gemeinde stattfand. Außerdem macht er sich große Sorgen darüber, dass die "Artgemeinschaft" in Roth ansässig ist.

"Razzia heißt ja: Da ist etwas vorgefallen. Ich habe kein gutes Gefühl", so Link im BR24-Interview. Bei der Familie habe es bereits vor einigen Jahren eine Razzia gegeben. Näheres konnte Link darüber aber nicht sagen. Die Familie habe wenig Kontakt mit den anderen Menschen im Dorf.

Schatzmeisterin wohnt in Mittelfranken

Die Durchsuchung in der Rhön war nicht die einzige in Franken: In Schillingsfürst im Landkreis Ansbach gab es eine Razzia bei einer weiteren Führungsperson. Dabei soll es sich um die Schatzmeisterin der "Artgemeinschaft" handeln. Ob auch am Untermain Objekte durchsucht wurden, ist weiterhin nicht bestätigt.

Fünf Razzien in Franken

Insgesamt ist die Rede von fünf Razzien in Mittel- und Unterfranken. Der Verdacht richtet sich gegen acht Personen, die der Vereinigung "Artgemeinschaft" angehören sollen. In Bayern gab es noch Durchsuchungen in Oberbayern. Bundesweit wurden laut Polizei die Wohnungen von 39 Personen durchsucht.

Im Video: Live-Schalte von BR-Korrespondent Ralph Wege in die Frankenschau aktuell

BR-Korrespondent Ralph Wege bei einer Live-Schalte
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Im Video: Live-Schalte von BR-Korrespondent Ralph Wege aus Hausen in der Rhön, wo es eine Razzia bei der "Artgemeinschaft" gab.

Elektronische Geräte können Kontakte liefern

Bei den Durchsuchungen hat die Polizei jede Menge Computer, Festplatten und Handys sichergestellt. Interessant könnte dabei sein, welche extremistischen Inhalte darauf gespeichert sind, aber auch mit wem die "Artgemeinschaft" Kontakt hatte. Die Beweise sollen außerdem dabei helfen, das Verbot der "Artgemeinschaft" zu untermauern und sie sollen Informationen zur Organisationsstruktur liefern.

Vereinsvermögen der "Artgemeinschaft" eingefroren

Bei den Razzien hätten die Verantwortlichen auch Vereinsvermögen sicherstellen wollen, sodass die "Artgemeinschaft" mit dem Geld keine Nachfolgeorganisationen gründen könne. Geld sichern, das sei auch ein Ziel der Durchsuchung bei der Schatzmeisterin in Mittelfranken gewesen.

Verbot der Gruppe durch Bundesinnenministerin

Die "Artgemeinschaft" gilt als rechtsextremistische und sektenartige Vereinigung. Ihr Verbot hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Mittwoch ausgesprochen. Zur Begründung hieß es, der Verein sei eine neonazistische, rassistische, fremden- und demokratiefeindliche Organisation, die sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung richte. Laut dem Ministerium zählt die Vereinigung insgesamt etwa 150 Mitglieder.

Herrmann: "Artgemeinschaft ist gefährlich"

Der bayerische Innenminister Herrmann erklärte: Es sei erschütternd, dass es noch immer Anhänger solcher Nazi-Ideologien gebe. "Eine solche Gruppierung ist gefährlich für die demokratische Grundordnung", so Joachim Herrmann im BR24-Interview. Wie der Bayerische Verfassungsschutz BR24 bestätigte, bilde die Gruppe eine wichtige Schnittstelle für die gesamtdeutsche Neonazi-Szene. Dem aktuellen Bericht des Verfassungsschutzes zufolge ist der Schwerpunkt der Vereinigung in Ostdeutschland.

Die Gruppe bezeichnet sich selbst als "Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung". Sie geht nach eigenen Angaben von der "Überlegenheit einer nordisch-germanischen Menschenart" aus.

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