Die Rohrwerk Maxhütte GmbH in Sulzbach-Rosenberg.
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Rohrwerk Maxhütte steht erneut vor dem Aus

Das Rohrwerk Maxhütte steht erneut vor dem Aus. Nach der Insolvenz 2021 und Rettung vor einem Jahr droht erneut eine Insolvenz. Der Betriebsrat fühlt sich von der Bayerischen Staatsregierung "verarscht". Aiwanger und Füracker widersprechen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Nach der Insolvenz im Jahr 2021 und einer Rettung vor knapp einem Jahr droht dem Rohrwerk Maxhütte erneut eine Insolvenz. Die britische Mertex-Gruppe hatte Anfang des Jahres das Rohrwerk übernommen, allerdings basiere ein Teil dieser Rettung auf einem Versprechen der Staatsregierung, das nicht eingehalten worden sei, sagten IG Metall und Betriebsrat am Mittwoch.

Leere Versprechungen von Söder, Aiwanger und Füracker?

Konkret geht es um eine Anschubfinanzierung, die laut Betriebsratsvorsitzendem Karl-Heinz König zugesagt gewesen sei. "Aiwanger, Söder und Füracker haben uns versprochen, dass wir über die Bayern LB das Geld bekommen, bis heute ist nichts gekommen. Da fühlen wir uns gewaltig verarscht", so König zum BR.

Grund für die Ablehnung der Bayern LB sei, dass nicht mehr in so energieintensive Betriebe investiert werde. Dem hält der Betriebsrat entgegen: Es habe im vergangenen Jahr das Konzept für das "grüne Rohrwerk" gegeben, also den Umstieg von Gas auf erneuerbare Energien. "Wir hätten das Konzept gehabt", zeigt sich König "maßlos enttäuscht von der Staatsregierung".

Am Mittwoch Mittag informierte die Geschäftsleitung die 350 Beschäftigten, dass noch zwei Tage Zeit sei, eine Lösung zu finden. Ansonsten drohe ein erneuter Insolvenzantrag . Doch auch am Montag (03.07.) ist noch keine Entscheidung gefallen.

Aiwanger: Haben nichts versprochen

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) weist die Vorwürfe zurück. Die Staatsregierung habe keine Finanzierung des Rohrwerks durch die Bayern LB versprochen. Er habe sich über Monate intensiv um eine Lösung für das Rohrwerk bemüht, so Aiwanger zum BR. Kreditgeschäfte treffe die Bayern LB aber eigenverantwortlich, das könne die Politik nicht anordnen. In mehreren Gesprächen mit dem Unternehmen sei auch über eine Staatsbürgschaft gesprochen worden, die aber nur möglich sei, wenn eine private Bank einen Kredit gewähre.

Auch Finanzminister Albert Füracker (CSU) betont am Donnerstag, es habe keine Zusage für eine Finanzierung durch die Bayern LB gegeben. Zuständig für die Wirtschaftsförderung sei das Wirtschaftsministerium, das in diesem Fall die Federführung gehabt habe.

Zukunft des Rohwerks weiter ungewiss

Bei einer erneuten Betriebsversammlung am Montag (03.07.) ist immer noch keine Entscheidung verkündet worden. Auf BR-Anfrage teilte Geschäftsführer Michael Stötzel mit, dass es nach wie vor Verhandlungen mit neuen, potentiellen Investoren gebe. Zu den Details der Verhandlungen wollte er sich nicht äußern. "Es soll zeitnah eine Entscheidung fallen", so Stötzel. Ein Insolvenz-Antrag werde heute nicht gestellt. Wann eine endgültige Entschädigung über die Zukunft des Rohrwerks Maxhütte fällt, ist noch nicht bekannt

Hundert Mitarbeiter sind schon weg, Rest in Kurzarbeit

Laut Udo Fechtner von der IG Metall habe der Eigentümer bereits einen Millionenbetrag investiert. 100 Mitarbeiter haben in den vergangenen Monaten das Unternehmen bereits verlassen. Seit September sind die Mitarbeiter in Kurzarbeit und verzichten auf bis zu 40 Prozent ihres Gehalts. Gut die Hälfte der Mitarbeiter sind über 50 Jahre, so Udo Fechtner.

Nahtlose Stahlrohre für Industrie

Das Rohrwerk Maxhütte produziert nahtlose Stahlrohre für die Automobil- und Energiebranche und die Industrie, zum Beispiel Rohre für Nockenwellen, Kugellager oder Felsanker. Die Rohre werden auch im Maschinen- oder Bergbau eingesetzt - als Konstruktionselement oder in der Kraftwerkstechnik. Laut Angaben auf der Internetseite des Unternehmens produzieren nahtlose Stahlrohre nicht mal eine Handvoll Unternehmen in Deutschland. Das Rohrwerk wurde 1954 als Teil der Maxhütte in Sulzbach-Rosenberg gegründet. Nach den beiden Insolvenzen der Maxhütte in den Jahren 1987 und 1998 ging das Rohrwerk an die Max-Aicher-Gruppe über und wurde im Jahr 2003 ein eigenständiges Unternehmen. Nachdem 2021 die Holding Callista Private Equity Eigentümer wurde, leitete das Unternehmen ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung ein. Seit Juli 2022 ist die britische Mertex-Gruppe Eigentümer des Rohrwerks.

Vor einem Jahr war das Rohrwerk Maxhütte gerettet worden. Die Mertex-Gruppe hatte das insolvente Werk gekauft, die gut 450 Beschäftigten behielten ihre Jobs. Nun steht ein weiterer Insolvenzantrag im Raum.100 Mitarbeiter könnten die Arbeit verlieren.
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Vor einem Jahr war das Rohrwerk Maxhütte gerettet worden. Jetzt steht eine weitere Insolvenz im Raum.

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