Ein junger Mann sitzt als Obdachloser am Boden auf dem Gehweg. Wenn es Zuhause unerträglich wird, wissen viele Jugendliche nicht wohin. (Symbolbild)
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Wenn es Zuhause unerträglich wird, wissen viele Jugendliche nicht wohin. Die Gefahr: Sie landen in der Obdachlosigkeit. (Symbolbild)

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Jung und obdachlos: Augsburg schafft Notfall-Schlafplätze

Jung und obdachlos: Augsburg schafft Notfall-Schlafplätze

Erst die Trennung der Eltern, dann Schulprobleme und Drogen: Viele junge Menschen kämpfen zu Hause mit Problemen. Deshalb schafft die Stadt Augsburg nun zusammen mit der Caritas zwölf Notfall-Schlafstätten. Für wen diese gedacht sind.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Die Betten sind schon aufgebaut, ein Fernseher steht im Karton bereit. Und der Augsburger Sozialreferent Martin Schenkelberg lehnt an der Küchenplatte. Drei Wohnungen, sagt er, sollen künftig ein Zufluchtsort werden für junge Menschen, denen sonst ein Leben auf der Straße drohe. "Wir sehen, dass die Situation in Problem-Familien immer schwieriger wird. Viele junge Menschen haben mit multiplen Problemen zu kämpfen", betont der CSU-Politiker.

Trennung? Schlechte Noten? Drogen? Eine Abwärtsspirale droht

Zur Trennung der Eltern kämen häufig beispielsweise noch ein Drogenproblem oder Probleme in der Schule dazu, sagt Schenkelberg. Die Belastungen würden den Jugendlichen über den Kopf wachsen. Und seit Corona habe sich die Lage "wie unter einem Brennglas" verschärft. Vor allem psychische Probleme hätten zugenommen, würden aber zu selten wahrgenommen. Zu dieser Einschätzung gelangt Nicole Caudal. Sie arbeitet bei der Caritas in Augsburg und leitet die Notschlafstellen im Stadtteil Hochzoll.

Etliche Jugendliche würden freiwillig ausziehen – und wüssten dann nicht mehr, wohin. Andere müssten mit 18 Jahren ihre Wohngruppe verlassen, wenn sie aus der Jugendhilfe fallen. "Care-Leaver" werden diese Personen genannt. Offizielle Zahlen sind schwer zu ermitteln – auch weil es keine Registrierungspflicht gibt. Legt man aber die Erfahrungen der Sozialarbeiterinnen und Untersuchungen zu Jugendobdachlosigkeit zusammen, dann schätzt die Stadt, dass rund 150 junge Menschen gefährdet sind, auf der Straße leben zu müssen.

Zwölf Schlafplätze für den Notfall – und darüber hinaus

Zusammen mit der Caritas Augsburg als Träger bietet sie deshalb in einem ersten Schritt zwölf Notfall-Schlafstätten für junge Menschen im Alter von 18 bis 26 Jahren an, für die es zu Hause unerträglich geworden ist. Aufgeteilt sind die Schlafplätze auf drei Wohnungen, in denen maximal vier Frauen und acht Männer unterkommen können.

Dort haben die jungen Menschen zwei Sozialpädagoginnen als Ansprechpartner, die mit ihnen in den Wohnungen leben. "Die bestehenden Obdachlosen-Wohnheime kommen für junge Menschen meist nicht infrage, da sie dort Menschen mit massiven Alkohol- und Drogenproblemen antreffen, die teils schon 20 Jahre auf der Straße leben", erklärt Projektleiterin Nicole Caudal. "Ich habe aus solchen Wohnheimen auch schon Bilder gesehen, wo die Duschen voll waren mit Dingen, die man da nicht haben möchte", sagt Caudal. Das stoße junge Menschen ab.

Inwieweit die Notfall-Schlafplätze langfristig weiterhelfen, ist ungewiss. Während Sozialreferent Schenkelberg betont, dass die Schlafplätze nur für den Notfall gedacht seien und nicht für längere Aufenthalte, erklären die Sozialarbeiterinnen der Caritas, dass die Betroffenen durchaus längere Zeit in den Wohnungen bleiben könnten und diese auch als Wohnsitz angeben könnten. Das ist wichtig, um etwa eine Ausbildung oder einen Job anfangen zu können.

Hohe Dunkelziffer an obdachlosen Menschen

Zur Frage, wie viele Menschen in Augsburg aktuell auf der Straße leben, gibt es keine genauen Daten. Zwar gibt es seit Ende 2022 bundesweit die sogenannte "Wohnungslosenstatistik", dort sind allerdings auch alle geflüchtete Personen enthalten, die in einer Kommune untergebracht sind.

Zählt man die Menschen, die in den städtischen Hilfseinrichtungen wie Obdachlosenheime oder Wohngruppen untergebracht sind, spricht man in Augsburg laut Sozialreferat aktuell von rund 220 Personen. Die Dunkelziffer aber dürfte deutlich höher liegen. Für Menschen in der Obdachlosigkeit bietet die Stadt zahlreiche Hilfsangebote (externer Link).

Mit den Not-Schlafplätzen für junge Erwachsene hofft die Stadt nun, ihr Angebot um einen wichtigen Pfeiler zu ergänzen. Und so manchen jungen Menschen davor zu bewahren, tatsächlich auf der Straße zu landen.

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