Mit dem fränkischen Spargel geht es heute erst so richtig los: Komödiant Volker Heißmann und Spargelkönigin Veronika Hußnätter haben die Spargel- und Gemüsesaison 2024 im Knoblauchsland feierlich eröffnet. Den ersten Spargel gab es in diesem Jahr schon besonders früh: Bereits Ende März guckten die ersten weißen Köpfe aus dem Boden.
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Spargel beginne dann zu wachsen, wenn der Boden in einer Tiefe von 40 Zentimetern über einen längeren Zeitraum mindestens zwölf Grad warm ist, erklärt Spargelbäuerin Christine Schindler. Generell seien Schwankungen des Erntezeitpunkts über zwei, drei Wochen völlig normal, sagt Miriam Adel, Vorsitzende des Spargel-Erzeugerverbands Franken und sagt: "Darauf sind unsere Betriebe eingestellt."
Gründe für den Spargel-Frühstart
Ein gewisses Mitspracherecht, was den Erntezeitpunkt angeht, haben die Landwirtinnen und Landwirte aber trotzdem, erklärt Jochen Loy, Geschäftsführer des Kreisverbands Nürnberg, Fürth und Erlangen des Bayerischen Bauernverbands: Durch die Höhe der sogenannten Dämme, in denen der Spargel wächst und durch die schwarzen Folien, die darüber liegen und wie Heizdecken wirken, können die Erzeuger den Erntezeitpunkt des Spargels gut steuern. Auch die milden Temperaturen zu Jahresbeginn hätten das Spargelwachstum begünstigt. Das sei aber nur ein Faktor von vielen, betont der Verbandsmann.
Die Betriebe, die ihren Spargel direkt an private Haushalte verkaufen, würden sich mit ihrer Ernte unter anderem daran orientieren, wann die Supermärkte den ersten Import-Spargel anbieten. Manche Betriebe, die ihren Spargel an die Gastronomie verkaufen, würden mit der ersten Ernte die Osterzeit anpeilen. Denn zu Ostern geht in der Gastronomie die Saison der Spargelspeisen los. "Und Ostern ist in diesem Jahr extrem früh", sagt Loy.
Ungewöhnlich lauer Start ins Jahr
Und dennoch: Die milden Temperaturen in den Anfangsmonaten haben den Spargelwuchs begünstigt, da sind sich alle einig. Dass die Monate Januar und Februar außergewöhnlich warm waren, bestätigt auch der Deutsche Wetterdienst (DWD): Der Januar sei in Deutschland der fünftsonnigste in mehr als 70 Jahren gewesen, der Februar brach sogar einen Rekord: Mit durchschnittlich sechs Grad über dem langjährigen Mittelwert war der Februar so warm wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen. "Bemerkenswert" nennt das der DWD – und schlichtweg "viel zu warm".
Das gilt nicht nur für den Winter: Die Durchschnittstemperatur steigt immer weiter an, wie eine Statistik des Bundesumweltamts zeigt. 2023 war das wärmste Jahr seit Dokumentationsbeginn. Kurzfristige Wetterereignisse ließen sich zwar schwer beurteilen, trotzdem liege es nahe, dass der Klimawandel für die milden Temperaturen verantwortlich sei.
Umweltschützern macht der frühe Spargel Sorgen
Grundsätzlich freue es die Spargelbauern, wenn sie schon früher ernten können, sagt Schindler. Miriam Adel vom Spargel-Erzeugerverband bereitet der Klimawandel dennoch Sorgen – in erster Linie, weil es zu wenig regnet. "Die letzten zwei, drei Jahren waren eher zu trocken", sagt sie. Immerhin: In diesem Winter kam überdurchschnittlich viel Niederschlag vom Himmel.
"Das liegt aber auch nur daran, dass es so warm war und wir deshalb ein besonderes Wetter-Phänomen hatten", erklärt Martin Geilhufe, Landesbeauftragter vom Bund Naturschutz. Zwar stimmt er zu, dass die Landwirte ihre Ernte bewusst wegen des Osterfests nach vorne schieben – aber alleine die Tatsache, dass alles grünt und blüht und die Menschen zu den Feiertagen schon Lust auf Spargel haben, hält er für bedenklich. "An Ostern hat es in diesem Jahr um die 20 Grad, das sind extreme Spitzenwerte", sagt er.
Auch dass der Import-Spargel immer früher nach Deutschland kommt, hält er für ein Zeichen des Klimawandels: "In Spanien oder Griechenland sind die Temperaturen jetzt schon krass hoch." Trotz des Regens im Winter sei der Grundwasserspiegel zu niedrig – darunter würden die Landwirtinnen und Landwirte im Sommer leiden. In Griechenland und Spanien, aber auch in Deutschland. Geilhufe sagt: "Das alles sind keine Vorboten mehr, das sind ganz klare Symptome für den Klimawandel. Und wir müssen dringend gegensteuern."
Spargelqualität in diesem Jahr besonders gut?
Spargelbäuerin Christine steuert dort gegen, wo sie kann: Ihr Spargel wird mit unterirdisch verlegten Wasserleitungen bewässert, um Wasser zu sparen. Auf die Art gelangt das Wasser direkt zu den Wurzeln und verdampft nicht so leicht. Für Schindler heißt es nun jeden Tag: Plane anheben und nach Spargelköpfen gucken. Ganze sieben bis acht Zentimeter wächst eine Stange Spargel pro Tag. "Wird er zu lang, dann wird die Qualität schlechter", erzählt Schindler.
Auch zu viel Nässe kann die Qualität verschlechtern, erklärt Jochen Loy vom Bayerischen Bauernverband. Zu nass war es in diesem Jahr aber noch nicht, die Spargelqualität sei top. "Im Herbst hatten wir eine gute, feuchte Zeit, da konnte er gut antreiben." Im Winter ist der Boden dann gefroren und dadurch krümelig geworden. "Das lockert den Acker auf und das Wasser staut sich nicht", sagt Loy. Außerdem habe der Frost gereicht, um die Schädlings-Larven, die dem Spargel gefährlich werden könnten, abzutöten. "Da hätten wir uns ein bisschen mehr Kälte gewünscht, aber grundsätzlich war es in Ordnung", sagt Loy.
Die viele Sonne, die inzwischen auf die Spargelfelder strahlt, trockne die Erde an und sorge für die nötige Wärme unter den Planen. Loy sagt: "Wenn das Wetter so bleibt, gibt es in diesem Jahr eine qualitativ sehr gute Spargelernte."
Wie viel kostet der Spargel dieses Jahr?
Im vergangenen Jahr war der Spargel zur Hauptsaison 34,6 Prozent billiger als zum Saisonstart, teilt das Statistische Bundesamt mit. Insgesamt habe das Edelgemüse im Jahr 2023 auf dem Großmarkt in München im Schnitt 8,25 Euro gekostet. Der Durchschnittspreis in Franken lag beim Verkauf direkt am Hof bei durchschnittlich 13,75 Euro pro Kilogramm in der Klasse 1, der besten Spargel-Klasse. Das waren mehr als zwei Euro mehr als im Jahr zuvor. Der Spargelpreis im Jahr 2024 ist von Produzent zu Produzent unterschiedlich und hängt davon ab, wie hoch die Produktionskosten des jeweiligen Hofes sind – und wie das Wetter wird. Bei guter Witterung wächst der Spargel besser, dann wird er günstiger. Auch einzelne Landwirte wollen noch nicht verraten, wie viel sie für ihren ersten Spargel verlangen – zu groß ist die Sorge, dass sich die Preise dann doch wieder ändern.
Gemüsehändler Jürgen Meinert erzählt: "Den tagesfrischen Spargel erster Klasse bekommt man momentan am Hof ab zwölf Euro." In zwei Wochen, wenn es nach der anstehenden Kälte etwas wärmer wird, werden die Preise wohl nochmal etwas fallen, glaubt er. Im Supermarkt gibt's den Spargel aktuell ab 15 Euro.
Dieser Artikel ist erstmals am 26.03.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.
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