Das Freibad in Maßbach besteht seit 57 Jahren. Bei schönem Wetter tummeln sich auf und um die 25 Meter-Bahn bis zu 700 Gäste. Unter der Woche gibt es mit Gerhard Großmann allerdings nur eine einzige verfügbare Badeaufsicht mit der nötigen Qualifikation: einem gültigen Rettungsschwimmschein und aktuellem Erste-Hilfe-Kurs. Wenn der 70-Jährige krank wird, muss das Freibad geschlossen bleiben. "Wir sind zwar eigentlich mit fünf Leuten bestückt, aber die sind alle berufstätig", sagt er. Entspannter wird die Situation erst am Abend und am Wochenende. Dann müssen nämlich die anderen vier Badeaufsichten nicht arbeiten und können sich an den Beckenrand mit Blick über das Dorf stellen.
Gemeinde sucht per Stellenanzeigen
Um wenn nötig Ersatz für Gerhard Großmann unter der Woche zu finden, sucht der Markt Maßbach jetzt Badeaufsichten. Über Stellenanzeigen und Aushänge. Bislang habe sich aber noch niemand gemeldet, sagt Bürgermeister Matthias Klement: "Wir hoffen, dass da noch Bewerbungen eingehen. Wir denken da auch an die nächste Saison, aber bislang sind noch keine Bewerbungen eingegangen."
Zwölf Schließungstage in Ochsenfurt im letzten Jahr
Im "Main Insel Bad" in Ochsenfurt im Landkreis Würzburg ist die Badeaufsicht-Situation in diesem Jahr dagegen wieder entspannt. Das war in der letzten Freibad-Saison aber noch ganz anders. An zwölf Tagen habe das Freibad gar nicht öffnen können, sagt der technische Geschäftsführer der Stadtwerke Ochsenfurt, Günther Rapsch: "Bedingt durch die längerfristige Erkrankung einer Mitarbeiterin waren wir gezwungen, den vorhandenen Kräften einen freien Tag in der Woche zu gewähren. Leider war das manchmal auch an schönen und sehr heißen Tagen der Fall." Im letzten Jahr besuchten rund 50.000 Menschen das Ochsenfurter Bad.
Lösungen bei fehlenden Badeaufsichten
Nach BR24-Recherche gab es unterfrankenweit in diesem Jahr noch keinen Freibad-Schließungstag wegen fehlenden Personals. Aber das geht unter anderem nur, weil sich die Schwimmbäder – wie in Gerolzhofen – zum Teil gegenseitig mit Personal aushelfen. Wolfgang Schulze vom "Geomaris" in Gerolzhofen schreibt auf BR24-Anfrage zur Badeaufsicht-Situation in diesem Jahr: "Auch wir hatten Personalprobleme, konnten die aber wie folgt lösen: Öffnungszeiteneinschränkung, statt mit zwei Schichten nur mit einer Schicht oder mit kommunaler Zusammenarbeit." Über "Amtshilfe" haben sich hier Freibad-Betreiber gegen Vergütung Badeaufsichten ausgeliehen.
Situation Terrassenschwimmbad Bad Kissingen
Maik Schmeller von den Stadtwerken Bad Kissingen. teilt mit: "Auch wir im Terrassenschwimmbad in Bad Kissingen haben jedes Jahr Probleme, genügend qualifiziertes Personal zu finden, um die Anforderungen an den allgemeinen Schwimmbadbetrieb und die Aufsichtspflicht zu erfüllen, sowie die vollumfänglichen Öffnungszeiten zu gewährleisten." Die Lösung in Bad Kissingen: Stellenanzeigen, Werbung in den sozialen Medien, die Nachfrage bei den Rettungsorganisationen sowie Schülern über 18 Jahren und die Zusammenarbeit mit der KissSalis-Therme in Bad Kissingen, um sich gegenseitig zu unterstützen. "Im Moment sind bei uns auch nicht alle Stellen besetzt, was jedoch bisher durch die Bereitschaft zur Mehrarbeit des Stammpersonals und zusätzlichen Aushilfskräften kompensiert werden konnte."
Situation Karlstadt und Hammelburg
Volker Kübert vom Freibad in Karlstadt schreibt auf BR24-Anfrage, dass die Personalsituation relativ entspannt sei. Man habe zwei Rettungsschwimmer gewinnen können, die jetzt eine Fortbildung zur Fachkraft für Bäderbetriebe machen. "Sieht gut aus für die nächsten Jahre", schreibt Kübert abschließend. Das Karlstadter Freibad gibt es seit 1942. Es wurde in den 81 Jahren seines Bestehens mehrfach saniert.
Auch in Hammelburg ein ähnliches Bild. Matthias Metz, Geschäftsführer der Stadtwerke, schreibt: "Bisher mussten wir glücklicherweise noch nicht wegen Personalmangel Öffnungszeiten reduzieren. Insgesamt ist eine hohe Personalfluktuation in dem Gewerbe festzustellen. Wir setzen auf Ausbildung und haben aktuell zwei Auszubildende zur "Fachkraft für Bäderbetriebe" und ab Herbst noch einen Auszubildenden. Ansonsten helfen wir uns mit Rettungsschwimmern im Bereich der Aufsicht."
Situation Silvana-Freibad in Schweinfurt
Dirk Wapki, Pressesprecher der Stadtwerke Schweinfurt, schreibt uns: "Der Fachkräftemangel in Schwimmbädern ist laut dem Bundesverband Deutscher Schwimmmeister ein bundesweites Problem. Die Personalsituation im Silvana-Freibad ist ebenfalls angespannt. Mögliche Personalengpässe werden durch das Engagement der Mitarbeitenden sowie den Einsatz externer Personaldienstleister kompensiert. Die Stadtwerke Schweinfurt suchen seit Jahresanfang Fachangestellte für Bäderbetriebe mit abgeschlossener Berufsausbildung und Rettungsschwimmer sowie Beckenaufsichten. Die Personalrekrutierung erfolgt online über Stellenportale, die Homepage, einschlägige Fachzeitschriften, Printmedien sowie KI-Recruiting."
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