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Im April 2024 fällt die sonst übliche Frühjahrsbelebung auf dem Arbeitsmarkt eher schwach aus.

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Schwache Frühjahrsbelebung senkt Arbeitslosenzahl in Bayern

Auf dem bayerischen Arbeitsmarkt hat im April die saisonübliche Frühjahrsbelebung eingesetzt. Damit ist die Zahl der Arbeitslosen zurückgegangen, allerdings schwächer als vor einem Jahr. Die Arbeitsagenturen nennen dafür drei Gründe.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Im April ist die Zahl der Arbeitslosen in Bayern auf 273.769 gesunken. Sie ging gegenüber März um 7.984 zurück. Die Arbeitslosenquote fiel damit um 0,1 Prozentpunkte auf 3,6 Prozent. Der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen, Markus Schmitz, spricht von "ersten Anzeichen einer Frühjahrsbelebung". Dabei ist die Zahl der Arbeitslosen in diesem Jahr überraschend schon seit Februar rückläufig.

Die Bundesagentur für Arbeit nannte den milden Winter als Hauptursache dafür. Im April senkt nun also der saisonübliche Frühjahrsaufschwung die Arbeitslosenzahl. Doch fällt dieser Aufschwung schwächer aus als in den Vorjahren, sagt Schmitz.

Gründe für maue Frühjahrsbelebung

Markus Schmitz ist bei der Bundesagentur für Arbeit Leiter der Regionaldirektion Bayern und sieht drei Gründe für die schwache Frühjahrsbelebung: die Konjunkturdelle, die "beginnende Transformation der Wirtschaft" und die zunehmenden Arbeitslosmeldungen von Geflüchteten. "Unternehmen müssen sich vielen Herausforderungen widmen", sagt Schmitz. Dazu zählt er die Digitalisierung, die Automatisierung und die Energiewende.

Aber auch der demografische Wandel setze den Betrieben zu, weil mehr Menschen in den Ruhestand gehen, als Berufsstarter nachrücken. Der Fachkräftemangel ist nach wie vor eine Herausforderung.

Zahl der Langzeitarbeitslosen nimmt zu

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen hat im Vergleich zu April vergangenen Jahres deutlich zugenommen. Um 10,5 Prozent legte sie zu. In absoluten Zahlen sind es mittlerweile 66.325 Menschen, die länger als ein Jahr arbeitslos gemeldet sind. Zwei Drittel der Betroffenen haben ausländische Staatsangehörigkeit, berichtet Schmitz. Die meisten von ihnen seien Geflüchtete aus der Ukraine.

Es sei "ein statistischer Effekt", dass all jene von ihnen, die noch nicht im Arbeitsmarkt sind, nun langzeitarbeitslos werden. Als Gründe dafür nennt Schmitz Aufholbedarf beim Spracherwerb, der Qualifizierung und beim gesellschaftlichen Ankommen.

Integration von Geflüchteten braucht Zeit

Die Jobcenter würden "intensiv an diesen Punkten" ansetzen, sagt der Chef der Regionaldirektion Bayern. Die Bundesregierung hat dafür im vergangenen Jahr den "Jobturbo" gestartet. So heißt das Programm, mit dem Geflüchtete, die erste Deutschkenntnisse erworben haben, schneller in den Arbeitsmarkt integriert werden sollen.

Erste Erfolge seien sichtbar: "Wir haben jetzt schon eine Beschäftigungsquote bei den Ukrainerinnen und Ukrainern von 30 Prozent. Das ist nach so kurzer Zeit wirklich gut", sagt Schmitz. Doch brauche es eben Zeit, bis Geflüchtete mit Sprachkursen, Qualifizierung und individuellem Coaching fit gemacht sind für den Einstieg in den hiesigen Arbeitsmarkt.

Anstieg bei neuen Stellen und sozialversicherungspflichtigen Jobs

Erneut zugenommen hat die Zahl neuer Arbeitsstellen. Sie stieg im April um 22.987 auf 136.170. Im Vergleich zum Vorjahr sind das allerdings rund 15.000 neu ausgeschriebene Stellen weniger. Doch merkt Schmitz dazu an: "Spannend ist, dass wir ein Niveau haben, das deutlich höher ist als vor der Pandemie." Trotz der aktuellen Konjunkturdelle stehe man bei den Stellenausschreibungen also besser da als zu Vor-Corona-Zeiten.

Ebenfalls nur noch moderat angestiegen ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Sie wuchs im Vorjahresvergleich um 45.300 auf 5,93 Millionen Beschäftigte. Diese Zahlen beziehen sich auf den Zeitraum von Februar 2023 bis Februar 2024 und sind eine Hochrechnung. Aktuellere Daten liegen der Bundesagentur für Arbeit nicht vor.

Arbeitslosenquote: Schwaben vorn, Mittelfranken Schlusslicht

Unter den sieben bayerischen Regierungsbezirken hat Schwaben nach wie vor die niedrigste Arbeitslosenquote vorzuweisen. 3,2 Prozent betrug sie dort im April. Leicht darüber liegt die Quote in der Oberpfalz mit 3,3 Prozent. Damit hat die Oberpfalz dem Bezirk Unterfranken den zweiten Platz abnehmen können. Oberbayern hat sich um 0,1 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent verbessern können. Schlechter als die gesamtbayerische Arbeitslosenquote von 3,6 Prozent liegen die Bezirke Oberfranken (4,0 Prozent) und Mittelfranken (4,3 Prozent).

Besonders auffällig in der Betrachtung der Bezirke ist der mit Abstand deutlichste Rückgang bei der Arbeitskräftenachfrage in Niederbayern. Sie ging im Jahresvergleich um 16,3 Prozent zurück. Am stärksten davon betroffen sind die Zeitarbeitsfirmen. Für die Arbeitsagenturen handelt es sich bei der Leiharbeit um "eine Indikatorbranche", erläutert Schmitz. Er befürchtet: "Da deutet sich was an, was wir intensiv beobachten müssen." Genaueres wisse die Arbeitsverwaltung aber noch nicht, weshalb man wachsam bleibe.

Landkreise: Bad Tölz Spitzenreiter, Wunsiedel mit höchster Quote

37 der 96 Landkreise im Freistaat melden eine Arbeitslosenquote von unter 3 Prozent. Am niedrigsten ist sie erneut im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen mit 2,2 Prozent, während der Kreis Wunsiedel mit 5,2 Prozent das Schlusslicht bildet. Die Landeshauptstadt München liegt mit einer Quote von 4,7 Prozent deutlich vor Augsburg (5,8 Prozent) und Nürnberg (6,6 Prozent). Aschaffenburg (6,6 Prozent) teilt sich mit Nürnberg bei der Arbeitslosenquote den Höchstwert unter Bayerns Städten. Die vormaligen Schlusslichter im Städte-Ranking, Schweinfurt und Coburg, liegen nun mit 6,5 Prozent auf dem vorletzten Platz.

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