Luftdruckgebiete Paten für Hoch- und Tiefdruckgebiete gesucht
Ob bei uns strahlender Sonnenschein oder dichter Regen herrscht, wird über dem Nordatlantik entschieden. Hier braut sich unser Wetter zusammen – abhängig von Azorenhoch und Islandtief. Sie bestimmen unser Wetter.

Azorenhoch und Islandtief sind zwei sehr beständige Druckgebiete, die ständig von Kalt- und Warmluftmassen angereichert werden. Diese Luftmassen stammen aus dem Polargebiet oder dem Äquatorbereich und fließen in die Mittleren Breiten. Wechselhaft wird es bei uns, wenn ständig neue Tief- und Hochdruckausläufer von Island und den Azoren über Deutschland und Mitteleuropa ziehen – angetrieben von den bei uns vorherrschenden Westwinden.
Welches Hoch- oder Tiefdruckgebiet hätten'S denn gern?
Paten für Hochs und Tiefs gesucht
2020: Männliche Hochs - weibliche Tiefs
Interessierte können sich bei den Meteorologen der Freien Universität Berlin (FU) jedes Jahr für Patenschaften für Hoch- und Tiefdruckgebiete bewerben. Am 25. September 2019 startet die Vergabe für das Jahr 2020. Dann tragen die Hochs männliche, die Tiefs weibliche Namen – 2019 ist es genau umgekehrt. Ein Hoch zu taufen, kostet den Paten 299 Euro. Ein Tief kommt auf 199 Euro. Der Erlös aus dem Verkauf ermöglicht laut der FU die Fortsetzung der studentischen Wetterbeobachtung an der Station Berlin-Dahlem. Dadurch könne die über 110-jährige Klimareihe der FU weitergeführt werden.
Genaue Informationen zu den Anträgen finden Sie auf der Webseite des Berliner Instituts.
Durchs Alphabet
Die Berliner Meteorologen taufen seit 1954 Hoch- und Tiefdruckgebiete. Seit 2002 können Privatpersonen die Namen für die Druckgebiete auswählen. In ungeraden Jahren sind die Tiefs männlich und die Hochs weiblich, in geraden Jahren ist es umgekehrt. Zu Beginn eines Jahres wird immer mit "A" begonnen, dann werden die Hochs und Tiefs über das Jahr alphabetisch benamst. Hochdruckgebiete durchlaufen in einem Jahr zweimal das Alphabet, die weniger beständigen Tiefdruckgebiete kommen auf fünf Runden von A bis Z, so die Erfahrung von Daniela Schoster aus dem "Team Wetterpate" des Instituts für Meteorologie in Berlin.
Tolles Geschenk
Die Meteorologen haben die Erfahrung gemacht, dass die Patenschaften häufig als Geschenk zu Weihnachten oder Geburtstagen dienen. Einige der Namensgeber möchten mit ihrem Hoch oder Tief auch auf besondere Weise ihren weniger verbreiteten Namen bekannter machen: 2019 zum Beispiel wurden Hochdruckgebiete Brigida, Irmelin oder Neyvi genannt. Tiefdruckgebiete hießen 2019 zum Beispiel Hinne, Ilmar und Laszlo. 2018 gab es unter anderem die Tiefdruckgebiete Alja, Hypatia und Ondra. Bei Hochdruckgebieten waren 2018 Borchert, Irinäus und Ortwin dabei. 2017 wurden Hochs zum Beispiel Concha, Jolanda und Walrita getauft. Als Tiefdruckgebiete kamen unter anderem die Namen Qerkin, Ekkehard und Zeus zum Einsatz.
Azorenhoch bringt uns Sonne
Dehnt sich ein starkes Azorenhoch weit nach Nordosten, verschiebt sich auch die Richtung, aus der die Tiefdruckgebiete aus dem Norden über Europa ziehen. Sie werden Richtung Pol abgelenkt. Resultat: Das Wetter in Mitteleuropa ist warm und sonnig. In Nordeuropa herrschen dagegen die Tiefs vor und es regnet viel. Wird das Azorenhoch aber nach Süden abgedrängt, ändert sich das: Mit den Westwinden gelangen die Tiefausläufer aus dem Norden nach Mitteleuropa und bestimmen das Wetter – dann haben wir Regen und kältere Temperaturen.
Gebiete unter Druck
Azoren
Die Azoren liegen im Atlantischen Ozean. Die neun größeren und mehreren kleineren Inseln gehören politisch zu Portugal und haben eine Fläche von rund 2.300 km². Sie liegen rund 1.500 Kilometer westlich von Lissabon. Die Hauptinsel ist Sao Miguel. Die Azoren sind Teil des Mittelatlantischen Rückens. Acht der größten Inseln sind vulkanischen Ursprungs. Auf den Azoren leben rund 250.000 Menschen (2014).
Island
Island liegt im Nordatlantik, knapp südlich des nördlichen Polarkreises. Es ist rund 103.000 km² groß und damit flächenmäßig der zweitgrößte Inselstaat Europas. Die Hauptinsel ist die größte Vulkaninsel der Erde. Island liegt auf dem Mittelatlantischen Rücken. Auf Island leben rund 330.000 Menschen (2015).
Alpenwetter braut sich über Atlantik zusammen
Wenn nach einer trockenen Schönwetterperiode plötzlich kühle Polarluft die Alpen heimsucht und in wenigen Stunden ein Meter Neuschnee fällt, hat der eigentümliche Wettersturz 72 Stunden zuvor und 5.000 Kilometer weiter westlich seinen Anfang genommen. Mit einem kräftigen Azorenhoch: Die intensive Sonneneinstrahlung kurbelt die Wettermaschine an, Wasserdampf steigt auf. Doch von Island her nähert sich schon der Gegenspieler: Ein mächtiges Tief aus dem Norden, das polare Kaltluft bringt. Die schiebt sich unter die aufsteigenden warmen Luftmassen. Der Temperaturunterschied beträgt bis zu zwanzig Grad – idealer Nährboden für einen Orkan. Die alpine Wetterkatastrophe ist geboren. Über die neun Azoreninseln im Nordatlantik ziehen dicke Wolken, hier regnet es bereits.
Alpen im Weg
Islandtief ist schuld
Binnen drei Tagen erreicht das Tiefdrucksystem über die spanisch-französische Küste die Alpen. Hier staut sich die Wetterfront, eine Wolkenmauer schiebt und türmt sich entlang der Gebirgskämme. In kürzester Zeit fällt die Temperatur unter Null, die Wolken entladen ihre Fracht als Schnee, ein Schneesturm fegt über die Berge. Was drei Tage zuvor über dem Atlantik als harmloses Azorenhoch und Islandtief begonnen hat, kommt hier zum dramatischen Höhepunkt.
Was ist die gefühlte Temperatur?
- "Wo entsteht unser Wetter? - Mit Sven Plöger unterwegs": am 14. Juni 2016 um 11 Uhr in "Planet Wissen", ARD alpha
- "Wetterküche mit Vulkanen - Die Azoren-Inseln mitten im Atlantik": am 29. März 2014 um 18.05 Uhr in "Breitengrad", Bayern 2