Magier-Szene Die Rückkehr der Zauberer

Weltberühmte Zauberkünstler wie Houdini und Copperfield gibt es nicht mehr. Doch in Berlin wächst eine junge Magier-Szene. Sie beeindruckt vor allem durch Fingerfertigkeit, am liebsten am Kneipentisch und auf kleinen Bühnen.

Von: Franziska Felber

Stand: 15.02.2017 | Archiv

Bild: Siegfried & Joy

Becher, die gerade noch voll waren, sind plötzlich leer. Markierte Spielkarten finden sich an verblüffenden Orten wieder, ein Tisch fliegt durch die Luft. Wenn "The Great Joy Leslie" auf die Bühne kommt, trägt er einen funkelnden Frack mit Zylinder. Sein Zauberpartner steckt im bodenlangen Tigermantel – gemeinsam touren sie als Magierduo "Siegfried & Joy" über kleine Theaterbühnen.

Siegfried & Joy, Anfang und Ende 20, sind nicht die einzigen: Die Zauber-Szene wandert vom Massen-Spektakel à la Las Vegas in die Subkultur. So ist auch der Berliner Joy Leslie in die Zauberkunst hineingewachsen.

"In Berlin gibt’s eine relativ florierende Szene. Ich habe in den letzten zwei Jahren immer mehr Leute kennen gelernt, die auch in Bars zaubern, die abends durch die Stadt gehen."

Joy Leslie, Zauberkünstler

Magie im Berliner Nachtleben

Bild: Siegfried & Joy

Mehr und mehr Berliner Kneipen setzen auf Unterhaltung durch Zauberei. Auch auf Festivals wie dem Melt! und der Fusion hat Joy Leslie gezaubert. Selbst einen Zauberslam gibt es schon: Im Berliner Pfefferberg-Theater findet bald der dritte "Merlin Slam" statt. Theaterleiterin Christine Ritter war überrascht von der überwältigenden Nachfrage – die ersten beiden Zauberslams waren Tage davor komplett ausverkauft. Im Frühjahr hat Ritter jetzt auch eine Einzelshow mit Siegfried & Joy im Programm.

"Ich glaube dass die Renaissance der Zauberei auch damit zu tun hat, dass man in eine andere Realität flüchtet und sich in etwas Verzaubertes hineinziehen lässt."

Christine Ritter, Theaterleiterin

Eine Realität, in der Spielkarten durch die Luft fliegen und Münzen aus Ohren und durch Flaschenhälse wandern. Bei einer Generation, die mit bombastischen Spezialeffekten groß wird und im Netz fast alle Tricks auflösen kann, ist Fingerfertigkeit wieder gefragt. Für diese sogenannte Close Up-Magie eignet sich ein kleiner Rahmen am besten.

Traditionelle Zauberei, neu verpackt

Joy Leslie hatte sich drei Monate intensiv mit der Zauberkunst beschäftigt, als er begann, in Bars aufzutreten. Bald reichte ein Facebook-Event in einer Kneipe und es standen mal 150, mal 170 Leute vor der Tür. Über sein Repertoire sagt Joy Leslie:

"Es ist halt schon relativ viel gesagt worden. Es ist schwer neue Tricks zu entwickeln oder sich auszudenken. Meistens geht’s dann darum sie neu zu verpacken und in deiner eigenen Sprache wiederzugeben."

Joy Leslie, Zauberer

Siegfried & Joys persönliche Trick-Verpackung ist: Sie tanzen, sie reißen Witze, sie haben Spaß. Egal welches Ablenkungsmanöver der Magier wählt: Worauf es letztlich ankommt, ist dass der Funke zum Publikum überspringt. Das ist die wahre Magie.

Termine Siegfried & Joy in Bayern:

10. März – Die Kellerperle, Würzburg
11. März – club stereo, Nürnberg
13. Mai – Alle unter einem Dach Festival, Erlangen