Ambosswolke bei Straubing "Atompilz" sorgt im Netz für Aufregung

Eine Wolke hat am Sonntag die Niederbayern beschäftigt: Sie sah aus wie ein Atompilz. War das etwa ein Atomtest in Tschechien? BR-Wetterexperte Sachweh erklärt das Phänomen.

Von: Theresa Authaler

Stand: 31.08.2016

Bild: privat / Heinrich Sax

Am Sonntagabend lud Heinrich Sax ein Foto auf Facebook hoch: Eine mächtige Wolke, die aussah wie ein Atompilz, erhob sich zur Dämmerung hinter den Bergen Richtung Tschechien. "Jetzt gerade zu sehen... Atompilz in Tschechien?", schrieb er zu dem Bild und fügte einen zwinkernden Smiley hinzu. Die Aufnahme hatte er in der Nähe von Perkam (Lkr. Straubing-Bogen) gemacht.

Binnen weniger Minuten reagierten andere User aus der Region auf sein Bild. Viele von ihnen hatten die Wolke ebenfalls gesehen und mit dem Smartphone fotografiert. "Muss man Angst haben??!", fragte ein User erschrocken. Und schon war die Diskussion in vollem Gange: War das nun ein echter Atompilz - oder doch nur eine besondere Wolke?

BR-Wetterexperte erklärt das Wolken-Phänomen

BR-Wetterexperte Michael Sachweh kann die Niederbayern beruhigen. Bei dem Schauspiel am Sonntag handelte es sich nicht um einen Atompilz, sondern um eine sogenannte Gewitterwolke mit Amboss.

"Gewitter entstehen durch lokal aufsteigende Thermikblasen, die ab einer gewissen Höhe über dem Boden zu einer Blumenkohlwolke kondensieren."

Michael Sachweh, BR-Wetterexperte

Diese Blumenkohlwolken steigen weiter auf. Wenn die Atmosphäre sehr instabil geschichtet, also feucht und gewitterbereit ist, erreichen sie Höhen von 8 bis 15 Kilometern. Ganz oben beginnen sie zu vereisen und breiten sich dort zugleich horizontal aus. So entsteht die Pilzform, wie sie Heinrich Sax auf seinem Foto festgehalten hat.

Sperrschicht hindert Wolken am Aufstieg

Den Grund für die horizontale Ausbreitung erklärt Sachweh so:

"Eine für uns Menschen unsichtbare Sperrschicht – Tropopause genannt – hindert die Wolken am weiteren Aufstieg. Sie leitet den aufwärts gerichteten Schwung um in eine horizontale Bewegung, wodurch die Wolke sich ganz oben verbreitert: So kommt die Ambossform zustande."

Michael Sachweh, BR-Wetterexperte

Von den Bildern, die die Niederbayern am Wochenende gemacht haben, ist auch Sachweh angetan: "In solch schön ausgebildeter, ja lehrbuchartiger Form wie hier sehen wir Gewitteramboss-Wolken selten."