Münchener Entertainerin Margot Hielscher im Alter von 97 Jahren gestorben

In ihrem Pass stand "Schauspielerin", doch sie war auch Sängerin, Talk-Moderatorin und gelernte Kostümbildnerin - ein Multitalent. Jetzt ist Margot Hielscher im Alter von 97 Jahren in ihrem Wohnhaus in München-Bogenhausen gestorben.

Von: Michael Kubitza

Stand: 22.08.2017 | Archiv

Sie sei friedlich eingeschlafen, bestätigte ihr Neffe Peter Graf Schall Riaucour am Vormittag den Tod der 1919 in Berlin geborenen Künstlerin. Als eine der letzten Show-Größen hatte Hielscher schon vor dem Krieg vor der Kamera gestanden, danach zählte sie zu den Entertainern alter Schule in der jungen Bundesrepublik.

Kameliendame und Truppenbetreuerin

In ihrem Zeugnis, erzählte Margot Hielscher einmal, "standen immer nur zwei Einsen - in Musik und Zeichnen", dazu einmal eine strenge Ermahnung wegen unentschuldigten Fernbleibens: Das saß sie, solange das Geld reichte, im Tageskino "Unter den Linden". Bemerkenswert folgerichtig ihre Berufswahl: Sie lernte Kostümzeichnerin, versuchte es als Sängerin auf der Bühne, reüssierte schließlich zuerst beim Film.

Ihre Schauspielprüfung als Kameliendame nahm kein geringerer als Gustav Gründgens ab. Sein Kommentar: "Sehr hübsch, Frau Hielscher. Ihr Hüsteln war ausgezeichnet." An der Seite von Zarah Leander spielte sie danach in "Das Herz einer Königin", reiste als Truppenbetreuerin an die Front, landete schließlich bei der Bavaria Film und in München-Bogenhausen, wo sie die nächsten 75 Jahre lebte.

Ein Fräulein von Welt für Europa

Margot Hielscher beim Grand Prix in Hilversum 1958 Bild: pa/dpa/UPI

Richtig bekannt und sehr beliebt wurde Margot Hielscher nach dem Krieg als etwas gediegeneres Fräuleinwunder des Wirtschaftswunders. Hielscher drehte weiter Filme, gerne im Team mit ihrem Mann, dem Komponisten Friedrich Meyer, mit dem sie bis zu seinem Tod 1993 verheiratet war und von dem Leonard Bernstein gesagt haben soll, mit einem anderen Manager hätte er "der deutsche Cole Porter" werden können.

Meyer - auch bekannt unter seinem Pseudonym Bert Oltmann - schrieb auch jene zwei Songs, mit denen sie als deutsche Teilnehmerin beim Grand Prix d'Eurovision Platzierungen erzielte, von denen heutige ESC-Vertreter nur träumen können: Telefon, Telefon kam 1957 auf Platz vier, Für zwei Groschen Musik im Jahr darauf immerhin noch auf Platz Sieben.

"Hallo? How do you do? Hallo? Merci Beaucoup! So klingt's aus allen Ländern an mein Ohr. Hallo? Grazie, si si! Hallo? Nada por mi! Mein Herz ist schon vergeben, No Senor!"

Textpassage aus 'Telefon, Telefon'

"Zu Gast bei Margot Hielscher"

In den 1960er-Jahren machte Hielscher im BR ein Format populär, das es damals eigentlich noch gar nicht gab: die Talk Show. "Zu Gast bei Margot Hielscher" waren 700 Prominente - darunter Größen wie Romy Schneider und Maurice Chevalier. Mit vielen war sie privat befreundet: in ihrer eleganten Villa in Bogenhausen verkehrten Benny Goodman und Herbert von Karajan, Erich Kästner und Blacky Fuchsberger. Memoiren schrieb Hielscher - anders als viele, die weniger zu erzählen haben - indes nie.

Im Kino und in TV-Serien haderte sie bisweilen mit ihren vor allem mondänen Rollen, die man ihr anbot - um Lebenssattes oder Skurriles wie die Frau Stöhr im "Zauberberg", auf die sie besonders stolz war, musste sie sich bemühen.

"Ich dachte mir immer, dass der Beruf der Schauspielerin doch nicht darin bestehen kann, dass man unentwegt den gleichen Typ spielt. Ich habe daher immer alle Regisseure angefleht, mir doch auch mal in anderen Rollen eine Chance zu geben. Das ist mir dann in einigen Fällen auch gelungen."

Margot Hielscher 2000 im alpha-Forum

Mit 91 noch einmal vor dem Mikro

Bis zur Jahrtausendwende war Hielscher - damals schon nah an der 80 - aktiv, wanderte zwischen Musical- und Boulevardbühne, TV-Serien und Musikaufnahmen. Zum letzten Mal lockte sie Ulrich Tukur 2010 für ein berührendes Duett vors Mikrophon. Die Aufnahme machte Tukur in Hielschers Villa und berichtete danach, die 91-jährige Dame sei "nervös gewesen wie ein Schulmädchen".

"Über das Meer, durch die Nacht und den Wind, ruft dich mein Herz: komm zu mir"

Textpassage 'Hörst du das Meer?'