Internet-Riesen Bündnis gegen Terror-Propaganda lässt hoffen

Soziale Medien haben Probleme, etwa gewaltverherrlichende Videos schnell aufzuspüren. Eine gemeinsame Datenbank von Facebook, Microsoft, Twitter und Youtube soll das nun ändern. Auch ein Einsatz gegen Fake-News wäre denkbar.

Von: Florian Regensburger

Stand: 06.12.2016

Bild: picture-alliance/dpa

Soziale Medien sind der wichtigste Propaganda-Kanal für Terroristen. Hier verbreitet etwa der "Islamische Staat" seine Enthauptungsvideos. Aufgrund der Milliarden von Bildern und Videos, die täglich durch die Facebook- und Twitter-Timelines dieser Welt rauschen, kommen die Betreiber der sozialen Plattformen kaum hinterher, die Terror-Propaganda zu löschen. Facebook, Microsoft, Twitter und Youtube wollen nun mit einer gemeinsamen technischen Lösung gegensteuern.

Ein Fingerabdruck von jedem Bild

Die Technik funktioniert so: Von bereits erkanntem "terroristischen Bildmaterial oder terroristischen Rekrutierungs-Videos" würden sogenannte Hash-Werte erzeugt, erklärt Facebook in einer Mitteilung. Hashwerte sind eine Art Prüfsumme aus der digitalen Datengrundlage einer Video- oder Bild-Datei, vergleichbar mit einem individuellen Fingerabdruck, der die Datei schnell und automatisiert identifiziert.

Hat nun etwa Facebook ein Video als terroristischen Inhalt erkannt und den entsprechenden Hash-Wert in die gemeinsame Datenbank eingespeist, dann kann zum Beispiel Twitter das Video schneller identifizieren und löschen, sofern es dort ebenfalls gepostet wird. Man erhoffe sich von der Maßnahme größere Effizienz bei der Eindämmung des "globalen Problems terroristischer Online-Inhalte", heißt es in der Mitteilung weiter.

Keine automatische Löschung

Dennoch würden keine Videos oder Fotos automatisch gelöscht. Die beteiligten Unternehmen würden im Einzelfall entscheiden, was sie löschen, wenn sie unter den Inhalten auf ihrer eigenen Plattform eine Übereinstimmung mit einem bekannten Hash-Wert feststellen. Außerdem sei geplant, die Partnerschaft auf weitere Unternehmen auszudehnen.

Gleichzeitig gibt Facebook sich in der Mitteilung große Mühe zu betonen, dass man keinerlei personenbezogene Informationen im Rahmen der neuen Datenbank erheben werde. Ebenso würde das Recht, seine Meinung frei zu äußern, geschützt.

Einsatz auch gegen Falschmeldungen denkbar

Außerdem könnte die neue technische Plattform auch einen Ansatz zur Bekämpfung von sogenannten Fake-News liefern - also Falschmeldungen, welche unter anderem im Verdacht stehen, den Ausgang der US-Wahl beeinflusst zu haben. Die Bild-Text-Tafeln, welche etwa Donald Trump despektierliche Aussagen über republikanische Wähler aus den 90er Jahren in den Mund legen oder solche, welche Hillary Clinton in Zusammenhang mit dem "Islamischen Staat" bringen, könnten schneller erkannt werden.

Immer wieder diskutiert wird hier eine Kennzeichnung der Vertrauenswürdigkeit des Absenders grenzwertiger Meldungen etwa bei Facebook. Denn ein einfaches Löschen wäre problematisch: Da unter anderem die Grenzen zur Satire bei Fake-Meldungen oft fließend sind, wäre Löschen schwer mit Facebooks Bekenntnis zur freien Meinungsäußerung vereinbar. Facebook hatte vor einigen Tagen bereits angekündigt, auch an technischen Systemen zur automatischen Erkennung von Fake-News zu arbeiten.