Bundestagswahl Parteien in Bayern beklagen zerstörte Plakate

Zerstörte Wahlplakate gibt es bei jedem Wahlkampf. Während es aus vielen Parteizentralen heißt, die Zerstörungen seien bei leichtem Anstieg im üblichen Rahmen, erzählen einzelne Wahlkämpfer von schlimmen Fällen.

Von: Sebastian Kraft

Stand: 15.09.2017 | Archiv

Bild: pa/dpa/Sebastian Gollnow

Hakenkreuze, geschmiert auf Wahlplakate – davon berichten im Raum Rosenheim CSU und SPD übereinstimmend. Plakate der langjährigen CSU-Bundestagsabgeordneten Daniela Ludwig wurden auf diese Weise genauso verunstaltet wie die ihres SPD-Gegenkandidaten Abuzar Erdogan.

Anzeigen oder mit den Achseln zucken?

Bild: pa/dpa/Bernd Wüstneck

Der Umgang ist ganz unterschiedlich: Daniela Ludwig hat über ihr mit Hakenkreuzen beschmiertes Wahlplakat in Brannenburg die Polizei informiert, ihr SPD-Gegenkandidat sagt: Der Aufwand für Anzeigen sei im Vergleich zur geringen Aufklärungsquote zu groß.

Das weiß auch Ursula Hildebrand von der SPD-Donaustauf: Sie beklagt seit Juli 15 bis 20 zerstörte oder gestohlene Wahlplakate und hat erstmals Anzeige erstattet.

"Für mich war das einfach nur nach außen ein Zeichen zu sagen als Partei, als stellvertretende Vorsitzende: Wir lassen uns das nicht bieten. Wir registrieren das und wir bringen es letztlich dann auch zur Anzeige."

Ursula Hildeband, SPD Regensburg-Land

Das Ausmaß der Zerstörungen sei diesmal so groß, dass der Schaden ein größeres Loch in die lokale Wahlkampfkasse gerissen hat.

Plakate zerstören ist kein Kavaliersdelikt

Pragmatisch sehen das die Grünen. Ihr Motto: "Mund abputzen und weiter geht’s". 10 bis 15 Prozent der Wahlplakate werden im Schnitt zerstört, berichtet die Landesvorsitzende Sigi Hagl. Anzeigen würden aber nichts bringen.

"Diesen üblichen Schwund muss man leider einfach in Kauf nehmen. Es ist mehr Arbeit, es ist ärgerlich, wir müssen alle drei Wochen etwa neu plakatieren und damit ist es nicht einfach nur ein Kavaliersdelikt."

Sigi Hagl, Landesvorsitzende der Grünen

Oft sind es nur Zufälle, die Täter überführen. Die Münchner Polizei hat diese Woche einen jungen Mann dabei beobachtet, wie er ein NPD-Wahlplakat zerstört.

"Der 23-Jährige konnte, was natürlich nicht so häufig vorkommt, von uns dann auch festgenommen werden. Ihn erwartet jetzt eine Anzeige wegen Sachbeschädigung. Weitere Ermittlungen werden dann ergeben, ob er für andere Beschädigungen auch in Frage kommt in Zusammenhang mit Wahlplakaten."

Oliver Timper, Polizeipräsidium München

Gegen Linke gibt es sogar Gewalt

Von einer ganz neuen Dimension sprechen die Linken. Im Nürnberger Büro seien Fenster eingeschlagen, in München sei das Schloss aufgebrochen worden, erzählt Ates Gürpinar, der für den Bundestag kandidiert.

"Das Schlimmste, was wir hatten, waren zehn Leute vom Dritten Weg. Sie waren hier vor dem Büro, standen aggressiv davor und haben die Leute, die drinnen waren, bedroht. Das alles ist bei uns passiert und das war früher in der Form nicht der Fall."

Ates Gürpinar, Bundestagskandidat der Linken

Aus Abgeordnetem wird Blondine

Bild: Privat/Volker Ullrich

Eine Zunahme der Zerstörungen beklagt auch die CSU: Vor allem in den Städten würden mehr Wahlplakate beschädigt als sonst. Kurios: Der Augsburger CSU-Bundestagsabgeordnete Volker Ullrich wurde auf einem Wahlplakat aufwendig mit Ölfarben zu einer Blondine umgestaltet. Ullrich findet sein etwas anderes Porträt durchaus gelungen und hat es mit in sein Büro genommen.

"Das künstlerisch gestaltete Plakat habe ich dann auf Facebook gestellt und viele Dutzend Anfragen bekommen von Menschen, die das gerne hätten. Ich habe mich jetzt entschieden, dass dieses Plakat nach der Wahl meistbietend für einen guten Zweck versteigert wird."

Volker Ullrich, CSU Augsburg

Möglichst wenig Aufmerksamkeit schenken

Ein möglichst lockerer Umgang, das ist die Devise bei vielen Wahlkämpfern. Die meisten antworten auf all die Zerstörungen ohne großes Aufsehen auf ihre Art und Weise: schnell ein neues Plakat drüberkleben.