Bundestagswahl 2017 Nach CSU-Wahldebakel fordern Franken Seehofers Rücktritt

Der Vorsitzende des CSU Kreisverbands Nürnberg West, Jochen Kohler, hat CSU-Chef Horst Seehofer zum Rücktritt aufgefordert. Aus Franken kamen vor zehn Jahren auch die ersten Forderungen nach dem Ende der Ära Stoiber.

Von: Eva Lell

Stand: 26.09.2017 | Archiv

Bild: dpa-Bildfunk/Sven Hoppe

Der Vorsitzende des CSU-Kreisverbands Nürnberg West, Jochen Kohler, schreibt auf seiner Facebook-Seite:

"Wir haben uns in den letzten Wochen an den diversen Wahlkampfständen viel anhören können, ja müssen. Ein 'Weiter so' kann es nicht geben! Auch wenn Herr Seehofer selber gesagt hat, dass er 'keine Sekunde' an einen Rücktritt denke, wir tun dies! Für einen personellen Neuanfang!"

Jochen Kohler, Chef des Kreisverbands Nürnberg West

"Demontage" Joachim Herrmanns

Ähnliche Forderungen wurden zuvor bereits aus dem Ortsverband Großhabersdorf (Lkr. Fürth) laut. Der Ortsverbandsvorsitzende Thomas Zehmeister begründete seinen Aufruf auf Facebook mit folgenden Worten:

"Ständige Wendungen in der Haltung zur Schwesterpartei, die Demontage unseres Spitzenkandidaten Joachim Herrmann durch das Vorschalten eines Herrn aus Übersee und das Vernachlässigen vieler sich 'zurückgelassen fühlenden' führen wir als Hauptgründe des schlechten Abschneidens bei der Bundestagswahl an."

Ortsverbandsvorsitzender Thomas Zehmeister

Seehofer solle nun den Weg für einen personellen Neuanfang frei machen. Zehmeister handelt nach eigenem Bekunden in Absprache mit den Mitgliedern seines Ortsverbands.

Erinnerung an Stoibers Sturz

Bemerkenswert ist, dass diese Rücktrittsforderungen aus dem Landkreis Fürth und der Stadt Nürnberg kommen. Gabriele Pauli, die als CSU-Rebellin bekannt wurde und Stoibers Sturz als CSU-Chef und Ministerpräsident mit einleitete, kam aus dem Landkreis Fürth. Und Seehofers Dauerkonkurrent Markus Söder kommt aus Nürnberg.

Es brodelt 

Im CSU-Vorstand hatte es heute eine lange Debatte über das desaströse CSU-Ergebnis bei der Bundestagswahl gegeben. CSU-Chef Seehofer sagte danach im BR, es habe "nicht den Hauch einer Personaldebatte" gegeben.

Ein Vorstandsmitglied sagte, Seehofer wisse, dass es brodelt. Viele CSU-Mandatsträger seien ratlos. Nach einer Revolte sehe es im Moment nicht aus, allerdings wage kaum einer einzuschätzen, welche Dynamik sich entwickeln könne.

Viel Gesprächsbedarf

Morgen - am Mittwoch nach der Wahl - tritt die CSU-Fraktion erstmals nach der Sommerpause zusammen. Die Sitzung wurde um eineinhalb Stunden vorverlegt - auf 8.30 Uhr. Mit der Begründung, dass es nach dem Wahldebakel viel Gesprächsbedarf gebe.