alpha Lernen - Religion & Ethik


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Religion Unterwegs mit einem Imam

Der junge Mann beugt sich zum Kopf des Babys, spricht ihm ins Ohr - was sagt er? Wir begleiten Talha Dogan, einen jungen Nürnberger Imam, in seinem Alltag. Welche Rolle spielt er für die gläubigen Muslime seiner Gemeinde?

Stand: 06.12.2013

Talha Dogan ist in der Türkei geboren. Als Zweijähriger kam er mit seinen Eltern nach Deutschland. Mit Anfang 20 ging er wieder in die Türkei - um an der Istanbuler Marmaris-Universität "Internationale Theologie" zu studieren. Jetzt ist er Imam, "Vorbeter", Korangelehrter und Lebensberater in einer türkisch-islamischen Gemeinde in Nürnberg.

Dort tritt der 27-Jährige gerade seine erste Stelle als Imam an. Unterwegs mit ihm zeigen wir muslimischen Alltag: rituelle Waschungen, Freitagsgebet, Jugendarbeit, die Fastenzeit Ramadan. Talha Dogans Arbeitsalltag führt uns in religiöses Leben in Bayern - das Leben einer Religion, die heute Deutschlands zweitgrößte Glaubensgemeinschaft bildet.

Islam in Deutschland

Muslime

Im Prinzip kann jeder Gläubige selbst entscheiden, wie er den Koran auslegt, eine höchste Autorität gibt es nicht. Im Streit, wem die Gemeinden folgen, sind weltweit sieben große Glaubensrichtungen entstanden. Die meisten der rund vier Millionen Muslime in Deutschland stammen aus der Türkei. Drei Viertel von ihnen gehören zu den Sunniten, der größten Islam-Richtung. Zweitgrößte Gruppe sind die Aleviten. Schiiten, vor allem aus dem Iran, bilden die dritte.

Moschee

Ein Gebetsraum, in dem eine Nische die Gebetsrichtung nach Mekka anzeigt. Zur Grundausstattung gehört eine Kanzel für die Predigt und Teppiche. Dazu Waschräume und wenn möglich ein Turm (Minarett), damit der Ruf zum Gebet weithin hörbar ist. Die islamische Tradition verbietet Bilder, daher sind die Räume mit Ornamenten, Kalligraphien und Arabesken verziert. In Deutschland gibt es rund 3000 Moscheen, die von Vereinen unterhalten werden.

Imam

Der Islam kennt keine Priester als Vermittler zwischen Gott und Mensch, dafür aber den Vorbeter=Imam. Seine typischen Aufgaben - Freitagsgebet, Predigt, Religionsunterricht und den Koran rezitieren - kann auch ein Laie erfüllen. Die türkisch-islamischen Gemeinden Deutschlands beschäftigen aber überwiegend geschulte Imame aus der Türkei. Dort ausgebildet und auf Zeit ins Ausland entsandt, sprechen nur wenige von ihnen gut deutsch.

Imam werden

Für die Ausbildung gibt es keine Standards. Viele Imame haben an Islamschulen gelernt, eine wachsende Zahl hat studiert. Seit einigen Jahren bemühen sich deutsche Islamverbände, auch deutsche Muslime zu Imamen zu machen, etwa indem sie Kandidaten an türkische Hochschulen schicken. Für eine Ausbildung in Deutschland entstehen gerade Zentren für Islamische Theologie an den Unis Frankfurt, Freiburg, Erlangen und Münster.


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