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River-Surfen in Bayern Fluss statt Meer, München statt Hawaii

Sie steht für München wie die Wiesn oder der Olympiapark: die stehende Welle am Eisbach im Englischen Garten. Aber nicht nur Flussurfen wird immer beliebter, sondern auch das Surfen auf künstlichen Wellen.

Von: Claudia Gerauer

Stand: 30.07.2014 | Archiv

Eisbachsurfer Tao Schirrmacher | Bild: Dieter Verstl

Flusssurfen hat eine lange Tradition in München: Seit 35 Jahren wird am Münchner Eisbach schon gesurft und die stehende Welle wird immer beliebter. Sie ist die Touri-Attraktion schlechthin. Surfer aus aller Welt versuchen, Herr über die Welle am Eisbach zu werden, aber selbst Pros wie Kelly Slater und Garret McNamara sind an ihr gescheitert. Was viele nicht wissen: Die Welle am Eisbach ist nicht die einzige, auf der in Bayern gesurft wird. Es gibt es noch drei weitere Wellen, und vier sind geplant - zum Beispiel in Nürnberg oder Inglostadt.

Surfen in Bayern // Interaktive Karte: Wellenreiten ohne Meer

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Surfen in Bayern // Interaktive Karte: Wellenreiten ohne Meer

Neben den "echten" Wellen in Bayern gibt es auch künstliche stehende Wellen. Die surfen sich fast genauso und man kann sie sich ein bisschen so vorstellen wie die Situation im Wellenbecken - allerdings mit einer höheren Welle. Eine von diesen künstlichen Wellen steht momentan am Flughafen in München für das Surf & Style. Das Event findet schon zum vierten Mal statt und das Wellenbecken auf dem überdachten Platz zwischen den zwei Terminals lockt viele Profi- und Hobbysurfer nach München. Insgesamt einen Monat ist die weltweit größte stehende Welle am Flughafen aufgebaut - nachempfunden ist sie dem Münchner Eisbach. Und dieses Kunststück ist den Ingenieuren ganz gut gelungen, sagt Eisbachsurfer Tao Schirrmacher.

"Strömungstechnisch ist der Eisbach sehr schwer nachzubauen, denn die Welle dort ist mit einem gewissen Volumen an Wasser verbunden. Man muss erst mal schaffen, das durch die Pumpen zu jagen. Aber mittlerweile gelingt es den Ingenieuren schon ganz gut und die Wellen unterscheiden sich nur durch Nuancen."

(Tao Schirrmacher)

Contest im Wellenbecken

Das Wellenbecken ist 200 Quadratmeter groß und fasst 1.000 Kubikmeter Wasser.

Die Surf-Pros batteln sich am Wochenende vom 8. bis zum 10. August bei der Europameisterschaft im "Stationary Wave Rinding". Tao hat die Meisterschaft in den letzten beiden Jahren gewonnen, obwohl er sich selber nicht als klassischen Contest-Fahrer bezeichnen würde. Trotzdem will er seinen Titel dieses Jahr natürlich verteidigen - und zum Training ist der Eisbach dafür perfekt geeignet:

"Man sieht den Heimvorteil ganz klar an den Ergebnissen: Alle Surfer unter den Top 30 im letzten Jahr waren Eisbach-Surfer. Das ist natürlich die beste Trainingsmöglichkeit überhaupt. Alle anderen Teilnehmer haben zwar auch Wellen zum Üben, aber das ist nicht so optimal, wie wir hier am Eisbach traininieren können."

(Tao Schirrmacher)

Von München nach Rio

Die Technik für die künstliche Welle wird von Jahr zu Jahr besser. Viele Ingenieure tüfteln daran und versuchen die Welle zu optimieren. Optimieren heißt: die Welle so natürlich wie möglich hinzubekommen. Dafür gibt es auch dieses Jahr wieder eine Neuerung, die sogenannte "Jump Pump". Diese zusätzliche Pumpe schiebt einen großen Wasserschwall von hinten in die Welle, wodurch eine Kante entsteht. Die ermöglicht den Surfern, dass sie mehr verschiedene Tricks zeigen und besser springen können.

Die künstliche Welle ist aber nicht nur bei uns beliebt: Die Anlage ist schon durch die Welt gereist und war im Frühjahr zum Beispiel in der Schweiz. Nach dem Surf & Style geht es für das Hightech-Wellenbecken weiter nach Brasilien und in die USA.

Bis zum 24. August kann sich jeder auf dem Surfbrett versuchen – egal ob Anfänger oder Profi. An den Vormittagen werden Workshops für Kinder angeboten. Ab 15:00 Uhr ist dann freies Surfen angesagt. Hier geht’s zur Anmeldung.

Surfen auf der Leinwand

Surfen ist wahnsinnig beliebt: Kein Wunder, dass es viele Filme darüber und das damit verbundene Lebensgefühl gibt. Einer, der dieses Gefühl lebt, ist Björn Richie Lob. Er hat über 30 Surffilme gedreht und hat 2009 mit seiner Surf-Doku "Keep Surfing" sein Kinodebüt gefeiert. Im Dokumentarfilm hat er die Wellenreiter aus dem Englischen Garten auf die Kinoleinwand gebracht und ist dafür auf dem Filmfest München ausgezeichnet worden: Mit großer Mehrheit hat er den Publikumspreis gewonnen. Denn der Film bringt auf die Leinwand, was täglich am Eisbach zu spüren ist: die Leidenschaft fürs Surfen. Die beleuchtet Lob aus den Blickwinkeln von sechs Surfern, die alle in München wohnen und für die der Eisbach zum "kleinen Hawaii" geworden ist.


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