TV & Serie // Das Institut – Oase des Scheiterns Wie Stromberg im mittleren Osten

PULS präsentiert: "Das Institut – Oase des Scheiterns". Die Sitcom nimmt sich deutsche Eigenheiten vor: Sechs Idealisten in einer Art Goethe-Institut kämpfen in der Ferne gegen kulturelle Windmühlen – und sich selbst.

Von: Vanessa Schneider

Stand: 13.12.2017 | Archiv

Irgendwo in der fiktionalen, islamischen Republik Kisbekistan, in einer unterfinanzierten, verstaubten Außenstelle "des Instituts":
Hier – ohne W-Lan, Toilettensitze oder Klimaanlage – versuchen sechs Kulturarbeiter, den krisengebeutelten Kisbeken die deutsche Sprache und Kultur zu vermitteln. Und natürlich stapfen die Mitarbeiter des Instituts von einem interkulturellen Fettnäpfchen unbeirrbar ins nächste.

"Die deutsche Sprache ist wie Kisbekistan, trocken und widersprüchlich und voll unentdeckter Minen!" (Deutschlehrerin Jördis in "Das Institut")

Mitten in der fremden Kultur zeigt sich das Deutsch-sein eben ganz besonders – deshalb stehen auch gar nicht so sehr die Kisbeken im Schussfeld der vielen Pointen – sondern die weltfremden Institutsmitarbeiter selbst. So wie der ignorante Theatermacher Titus, der mit vier kisbekischen Deutschlernenden Lessings "Nathan der Weise" inszenieren will – mit Hakenkreuzrittern, gespielt von Muslimen. Sein Ziel? Ganz klar: Provozieren wie Regisseur Christoph Schlingensief. Nur leider da, wo es keiner mitbekommt und niemanden interessiert. 

Deutsche Klischees als Zielscheibe

Neben Hipster Titus sind da in der kisbekischen Hauptstadt Kallallabad noch die ostalgische Bibliothekarin Margarete, die bibeltreue Deutschlehrerin Jördis, der griesgrämige Kulturretter Gmeiner und der kisbekische Sachbearbeiter Hashim. Sie stellen sich aus purem Idealismus den Widrigkeiten am Ende der Welt – ihre Chefin Dr. Eckart dagegen tut’s aus Karrieregründen. Der wahre Clash spielt sich nicht zwischen den Kulturen, sondern zwischen den Mitarbeitern ab.

In einer Serie, die in einer fiktionalen islamischen Republik spielt, müssen fast zwangsläufig auch fiktionale Terroristen auftauchen – und das tun sie auch. Nicht nur in spitzen Dialogen: in einer Folge bedrohen drei langbärtige Männer mit Maschinengewehren die Institutsmitarbeiter. Das Setting der Serie ist eh schon durchsetzt von humoristischen Tretminen – aber während der Dreharbeiten zu dieser Episode verübten Terroristen dann auch noch Anschläge in Paris, erzählt Regisseur Lutz Heineking:

"Wir sind alle anderthalb Tage wie gelähmt da gestanden und waren uns nicht so sicher, ob man das so bringen kann. Ich weiß noch, dass wir am nächsten Tag noch einige Witze entschärft haben, weil man die einfach nicht bringen wollte, als Schauspieler."

(Regisseur Lutz Heineking)

Politisch unkorrekt, mit viel Situationskomik und oft schmerzhaft selbstironisch schlittert "Das Institut" haarscharf an der Grenze des guten Geschmacks entlang. Ganz ähnlich wie schon Stromberg versucht die Sitcom den Deutschen und ihrem Kulturverständnis den Spiegel vorzuhalten.

"Das Institut" ist ab 14.12.2017 komplett in der BR Mediathek abrufbar. Alle Folgen ab sofort unter: br.de/dasinstitut

Den Soundtrack zur Serie hat übrigens der Münchner Produzent Nik Le Clap beigesteurt – und Ebow liefert den Titelsong.