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TV & Serie // Hap & Leonard Weder sanft, noch sorgfältig

Neon-Bikini-Killer, Alt-Hippies und ein Zynismus, wie ihn True Detective nicht besser hinkriegt: Hap & Leonard ist die Fernsehüberraschung 2016.

Von: Christian Alt

Stand: 17.05.2016 | Archiv

Hap und Leonard | Bild: Sundance Film Holdings LLC

Eigentlich dürfte es eine Serie wie "Hap & Leonard" gar nicht mehr geben. Denn "Hap & Leonard" sieht aus, als wäre sie irgendwann in den 90ern mal im Kabel1-Nachmittagsprogramm gelaufen. Mit zwei kleinkriminellen, aber herzlichen Buddys, die in den 80ern mit ihrem Pickup-Truck durch Texas fahren, Frauen aufreißen und Leute übers Ohr hauen. Der weiße Hap Collins und der schwarze Leonard Pine sind wie Bud Spencer und Terrence Hill – nur in durchtrainiert.

Als die beiden gerade mal wieder keinen Job haben, kommt zufällig Haps Ex-Frau Trudy vorbei. Sie hat einen Plan, wie keiner von ihnen mehr einen Tag arbeiten muss. Im Fluss soll ein Verbrecher seine Beute versenkt haben: eine Million Dollar. Trudy will, dass Hap und Leonard die Kohle aus dem Fluss fischen. Die beiden sind natürlich dabei, nur merken sie erst spät, dass Trudy ihre eigenen Pläne mit dem Geld hat. Sie will das Geld an Hippies spenden. Für den Weltfrieden - oder so. Hap hat keine Lust auf Love & Peace und will abhauen. Doch ein durchgeknallter Serienkiller hat noch eine Rechnung mit der Bande offen.

Love & Peace und Bikini-Kills

Hap & Leonard ist eine wahnsinnig merkwürdige Serie. Ein Genremix, wie es ihn noch nie gab, denn am besten lässt sich Hap & Leonard als Retro-Texas-Hillbilly-Comedy-Crime-Serie beschreiben. In einer Szene ist die Serie locker wie eine Comedyserie aus den 80ern. Hap & Leonard hauen einen One-Liner nach dem anderen raus, cruisen ein bisschen rum und weibliche Ninja morden lustig umher, während sie rosa Neon-Bikinis tragen. Im nächsten Moment ist die Serie dann wieder total ernst und erinnert dabei an True Detective. Zum Beispiel, wenn Hap von seinem verstorbenen Vater erzählt oder seinen besten Freund Leonard vor dessen homophober Verwandtschaft schützt.

Eine Formel, die aufgeht

Dieser Genremix ist zwar ungewohnt, funktioniert aber blendend. Abseits von Serienstandards macht Hap & Leonard einfach sein eigenes Ding. Toll ist auch der Cast: Die schwierige Rolle von Leonard, der sich am laufenden Band gegen Rassismus und Homophobie wehren muss, hat Michael K. Williams übernommen. Der hat schon in "The Wire" gezeigt, dass er gleichzeitig ernst und verdammt lustig sein kann. Einziger Wehrmutstropfen: Hap & Leonard leben im tiefsten Texas und haben deshalb einen üblen Südstaatenslang drauf. Um hier mitzukommen, muss man schon wirklich gut Englisch können.  Wer Spaß an abseitigem Fernsehen hat, der sollte "Hap & Leonard" unbedingt eine Chance geben. Aber Vorsicht: Wer die erste Folge gut findet, wird danach alle fünf weiteren Folgen gucken wollen und auf Hap & Leonards Pickuptruck in den Sonnenuntergang cruisen.  

Hap & Leonard gibt es ab dem 23. Mai komplett auf Amazon Prime.


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