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Studie der FU Berlin Stadtbienen sind produktiver als Landbienen

Wie wir inzwischen wissen, gehört die Honigbiene zu den bedrohten Tierarten in Deutschland. Dass es aber Bienen auf dem Land noch schwerer haben, als ihre Kollegen in der Stadt, das ist neu. Da läuft doch was falsch, oder?

Von: Johanna Zach

Stand: 03.01.2017 | Archiv

Stadtbiene | Bild: BR

Eine Studie von zwei Experten der Freien Universität Berlin zeigt: In den größten Städten Deutschlands - Berlin und Hamburg - sind Bienen am produktivsten. Über 40 Kilogramm Honig könne ein Volk in den Städten pro Jahr produzieren, der allgemeine Durchschnitt liegt nur bei 30 Kilogramm. Stadtbienen sind also - laut der Ergebnisse - produktiver als Landbienen. Klingt doch irgendwie nach verkehrter Welt, oder?

Vorteile für Stadtbienen

Grund für dieses Ergebnis könnte laut der Forscher unter anderem der aktuelle Hype um Urban Gardening sein. Gärten und grüne Flächen in der Stadt liegen voll im Trend. Mauergarten in Berlin, Gartendeck in Hamburg, O'Pflanzt is in München - Gärtnern wird für Städter ein immer beliebteres Hobby. Dazu kommen viele Parks, Vorgärten und Schrebergärten. Für Bienen ideale Räume, um ihre Arbeit zu tun.

In Berlin gibt es mittlerweile laut Viktoria Schmidt schon circa 1200 Imker. Sie ist Gründerin des Start-Ups "nearBees" und will mithilfe ihrer Online-Honigvermittlung die Honigbiene retten.

"Die Biene ist das drittwichtigste Nutztier in Deutschland nach Rind und Schwein."

Viktoria Schmidt.

Ohne Bienen gäbe es laut Schmidt circa ein Drittel aller Lebensmittel überhaupt nicht. Und auf der anderen Seite auch viel weniger Natur: Ohne Bestäubung keine Fortpflanzung.

Nachteile für Landbienen

Jetzt ist es aber nicht nur so, dass die Stadtbiene einfach viel mehr Auswahl und Beständigkeit hat - der Landbiene wird ihre Arbeit auch ganz schön erschwert. Durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung gibt es immer weniger naturbelassenere, blühende Wiesen auf dem Land. Kaum eine Wiese bleibt ungemäht oder ungenutzt.

Noch dazu werden immer mehr Pflanzenschutzmittel verwendet. Die Menge an Pestiziden hat sich in den letzten zwei Jahren mehr als verdoppelt. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Bienen. Schon geringe Mengen Pestizide können für die Tiere schädlich sein. Kein Wunder also, dass immer noch mehr als die Hälfte aller Bienenarten auf der roten Liste stehen.

Wie kann sich was ändern?

Wenn sich am momentanen Zustand nichts ändert, befürchtet die Grünen-Politikerin Bärbel Höhn sogar, dass wir in Zukunft ähnliche Probleme wie in den USA oder China haben werden. Dort werden Bienenvölker zur Bestäubung von Obstwiesen oder Gemüsebeeten quer durchs Land gefahren. Oder die Blüten werden per Hand bestäubt.

Vor allem Anhänger der Grünen fordern deshalb: Mehr Ökolandbau und mehr Wildwiesen. Nicht nur wegen der Bienen, sondern auch wegen der zunehmenden Grundwasserverschmutzung. Landwirte versuchen ihren Teil zur Lösung beizutragen, indem sie Blühstreifen neben ihren Ackern stehen lassen. Funktioniert aber nur, wenn sie die nötigen wirtschaftlichen Ausgleichsgelder dafür erhalten.

Aber abgesehen von Politik und Wirtschaft kann auch jeder Einzelne mithelfen die Honigbiene zu retten: Durch Urban Gardening, Blumen pflanzen oder Unterstützung von Projekten wie "nearBees".


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