Facebook fördert TU München Welchen Einfluss Sponsoren an Unis haben können

6,5 Millionen Euro – mit dieser Summe unterstützt Facebook das neue Institut für Ethik in künstlicher Intelligenz der Technischen Universität München. Auch viele andere Unis bekommen Gelder von Stiftungen oder Unternehmen. Verändert so eine Zuwendung die Lehre?

Von: Katharina Kühn

Stand: 21.01.2019 | Archiv

Illustration: Ein Universitätsgebäude als Sparschwein | Bild: BR

Die Zeit der Studiengebühren ist in Bayern seit 2013 vorbei – das Problem, dass für Bildung zu wenig Geld da ist, bleibt. Seit Jahren werden immer mehr Dritte um Geld für Hochschulen gebeten. Und Unis nehmen deren Unterstützung gerne an: von Unternehmen, Stiftungen oder auch vom Bund. Uni-Mitarbeiter müssen sich längst nicht nur um ihre inhaltliche Forschung kümmern, sondern müssen kleine Vertreter ihrer Forschungsvorhaben sein und für sich werben.

Dass so ein Sponsoring schwierig sein kann, schreibt unter anderem die Initiative Hochschulwatch – ein Zusammenschluss von Transparency International, der Tageszeitung die taz und dem "Freien Zusammenschluss von Student*innenschaften" (FZS) – auf ihrer Website. Dort zeigen sie auch, welche Unis von wem Geld erhalten.

Hochschulwatch warnt davor, dass Sponsoren Einfluss darauf nehmen könnten, ob bestimmte Forschungsergebnisse veröffentlicht werden. Oder dass sie bei den gesponserten Wissenschaftlern einen indirekten Druck erzeugen, den Geldgebern genehme Forschung zu liefern. "Schließlich kann sich die gesamte Ausrichtung der Forschung nach den Interessen der Drittmittelgeber ausrichten, da andere Mittel oft nicht verfügbar sind", schreibt die Initiative.

Berechtigte Sorgen?

Klingt übertrieben? Ist aber nicht so weit hergeholt. Christian Kreiß, Wirtschaftsprofessor an der Hochschule Aalen, kennt diese Bedenken. Er hatte sich 2004 an der Hochschule München auf eine fünfjährige Professur für Coorperate Finance mit Schwerpunkt Investmentbanking beworben. Gestiftet wurde sie von einer Unternehmensberatung. Zwar wurde er tatsächlich ausgewählt, aber so richtig glücklich war er darüber nicht.

"Ich war so unruhig, dass ich dann die fünf Jahre lang ganz brav sein muss und nicht anecken darf. Ich war so unruhig, dass ich dachte: Nein, das will ich nicht. Da kann ich nicht sagen, was ich will. Letztendlich hab ich deshalb abgelehnt."

Christian Kreiß, Wirtschaftsprofessor

Dass seine Sorgen nicht unbedingt übertrieben waren, zeigt ein Beispiel aus Berlin: Die Humboldt-Uni und die TU Berlin hatten 2011 ganz schön Stress als rauskam, dass sie für ein Finanzmathe-Institut eine Kooperation mit der Deutschen Bank am Laufen hatten. Das Unternehmen konnte praktisch mitbestimmen, wer an dem Institut lehrt und welche Forschungsergebnisse veröffentlicht werden dürfen.

Freiwillige Selbstverpflichtung – reicht das?

Peter Frensch ist Vizepräsident der Humboldt-Uni Berlin für Forschung und sagt, dass so eine Kooperation heute nicht mehr abgeschlossen werden würde. Denn vor sechs Jahren habe sich die Uni freiwillig verpflichtet, in jedem neuen Sponsorenvertrag auszuschließen, dass ein Dritter Einfluss auf die Forschung nimmt.

"Das ist nicht hinnehmbar, das haben wir seit dieser Zeit nie mehr getan und das würden wir auch in der Zukunft nie mehr tun. Im Gegenteil. Unsere neuen Verträge, die wir abschließen, enthalten alle einen glasklaren Passus, der sagt, dass es ausgeschlossen ist, dass der Förderer einen Einfluss auf das Forschungsgeschehen dieser geförderten Person hat."

Peter Frensch, Vizepräsident der HU Berlin für Forschung

Kritiker bemängeln Transparenz

Mittlerweile gibt es zwar viele solcher freiwilligen Verpflichtungen, die jeweiligen Hochschulgesetze oder eine Empfehlung des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft – aber Kritikern geht das nicht weit genug. Konstantin Korn vom FZS-Vorstand kritisiert, dass nicht immer öffentlich wird, wer Geld gibt:

"Die, die Vereinbarungen mit den Hochschulen treffen, wollen teilweise gar nicht genannt werden als Geldgeber. Und dann fragt man sich, warum nicht? Wenn das alles mit rechten Dingen zugeht, warum wollen sie dann ungenannt bleiben?"

Konstantin Korn, Freier Zusammenschluss von Student*innenschaften

Der Wirtschaftsprofessor Christian Kreiß befürchtet, dass die Forschung sogar schon früher durch Sponsoren beeinflusst wird, wenn auch nicht beabsichtigt. Seiner Meinung nach bewerben sich von vornherein nämlich eher diejenigen auf eine Stiftungsprofessur, die dem Stifter auch positiv gegenüber stehen. Und das würde dazu führen, dass die Endauswahl einseitig industrielastig wird und andere Forschungsrichtungen nicht berücksichtigt werden.

In einem sind sich Studierendenvertreter Konstantin Korn, Professor Christian Kreiß und Uni-Vizepräsident Peter Frensch auf jeden Fall einig: Ideal wäre, wenn die Unis genügend Geld von den Bundesländern hätten und gar nicht auf wirtschaftliche Hilfe angewiesen wären. Aber das bleibt wohl vorerst eine Wunschvorstellung.

Sendung: Filter, 21. Januar 2019, ab 15 Uhr.