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Ruhmeshalle Outkast - Stankonia

Outkast aus Atlanta haben mit "Stankonia" ihren ersten Grammy gewonnen und der ganzen Welt einen Ohrwurm verpasst. Für einen Teenager aus der schwäbischen Provinz erweitert diese Platte seinen musikalischen Horizont. Für immer.

Von: Jens Milkowski

Stand: 24.10.2012 | Archiv

Outkast - Stankonia | Bild: Sony Music

In Deutschland kommt der Hype um das vierte Studioalbum von 'Atlantas-very-own'-Outkast erst lange nach dem Durchbruch in den USA. Aber auch hierzulande landet der Hit "Ms. Jackson" direkt auf Platz Eins der Charts. Für viele ist es der erste Berührungspunkt mit experimentellem HipHop, auch für mich.

Zu der Zeit ist HipHop für mich das Genre der Proleten. In der Schule gibt es die Jungs mit getunten Rollern und Tupac-Shirts. Offensichtlich hatte ihnen die Stylepolizei eine Sondererlaubnis ausgestellt, die Baggy-Pants mit in die Nuller-Jahre zu nehmen. Ich dagegen höre Bands wie Queens Of The Stone Age und spiele Schlagzeug in einer Punkband. Mainstream geht gar nicht. Auch HipHop ist für mich keine Option.

Bis SIE kam. SIE war eine Klasse über mir, hatte lange rote Haare, Sommersprossen und einen Style, den ich so noch nie an einem Mädchen gesehen habe. Zum ersten Mal bin ich verknallt.

Ein Gastgeschenk, das alles ändert

Outkast - Stankonia (Cover)

Doch Musik ist ein Streitpunkt: Sie ist bekennender HipHop-Fan. Als sie mich das erste Mal besucht, zieht sie eine gebrannte Kopie von Outkasts "Stankonia" aus ihrer Tasche. Die CD hat sie von ihrem Bruder, der mittlerweile einer der erfolgreichsten HipHop-Produzenten Deutschlands ist (sorry, keine Namen, als Gentleman bin ich diskret). Schon als das Intro ertönt, stellen sich meine Ohren auf Empfang. Diese zwei Typen haben mit Humor, Talent und jeder Menge Experimentierfreude etwas geschaffen, das Genre-Grenzen überschreitet. Und dabei geht es Outkast nicht um Bling-Bling, Bitches und Knarren. So ist HipHop für mich etwas vollkommen Neues.

Passt in keine Schublade

Eine Platte, 24 Tracks. Trotz der ganzen Interludes habe ich danach selten ein Album gehört, das in seiner kompletten Länge so eine Vielfalt aufweist und jedes Schubladendenken unsinnig macht. Die Songs, fast komplett von Big Boi und André selbst produziert, bewegen sich irgendwo zwischen Soul, Rock, Funk und Gangstarap. Dazu der einzigartige Outkast-Sound: schnelle Hi-Hats, 808-Snaredrums, flächige Synthies - die Wurzeln des Dirty South. Die Texte – durchdacht, emotional und einfallsreich, nicht zuletzt dank der eigenartigen Wortkreationen Andrés und dem Rapstil Big Bois:

"Back on the microphone, you’re number one controller, I rock the microphone like a blizzard, I am so cold - I tried to told ya, life is like a great big rollercoaster, everything in life doesnt happen like supposed, ya"

aus dem Song 'Humble Mumble'

Forever, for ever ever...?

Den Nummer-Eins-Hit der Platte kannte ich schon aus dem Radio, aber erst als ich "Ms.Jackson" in Verbindung zu meiner damaligen großen und ersten Liebe brachte, hatte dieser Song Bedeutung für mich, denn auch ich dachte, dieses Gefühl hält für immer. Tat es nicht. Denn, typisch für Teenies, nahm das Ganze ein bitteres Ende. Was mir blieb, war ein gebrochenes Herz und dieses Album. Bis heute sind die Songs nicht von meinem MP3-Player verschwunden. Und das werden sie auch nie. Stank You!


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