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Ruhmeshalle Johnny Cash - American Recordings

1994 war Johnny Cash von vorgestern und Country mausetot. Dann kam der Produzent Rick Rubin und das Album "American Recordings". Und mit einem Mal war Cash der coolste Hund vor dem Herrn und endgültig unsterblich.

Von: Michael Wopperer

Stand: 04.03.2010 | Archiv

Johnny Cash | Bild: Universal Music 2010

Im Jahr 1994 kräht kein Hahn mehr nach Johnny Cash. Die Musikindustrie hat den einstigen Superstar fallen lassen wie eine heiße Kartoffel, für die Grunge- und HipHop-sozialisierte Jugend ist Country nicht mehr als ein reaktionäres Schreckgespenst. Mit seinen 62 Jahren gehört Cash längst zu den Legenden von vorgestern. Aber dann veröffentlicht der alte Man in Black ein Album, das ihm zum spektakulärsten Comeback der Popgeschichte verhilft. Es heißt "American Recordings", und genau so klingt es auch: Wie die weisen letzten Worte eines großen amerikanischen Künstlers zu einer großen amerikanischen Songtradition.

Der Name Johnny Cash weckt Anfang der 90er vor allem Erinnerungen an einstige Hits wie "I Walk The Line" und "Ring Of Fire", die inzwischen längst im Schlagerradio angekommen sind. An den Country-Rebellen, der lieber vor Gefängnisinsassen aufgetreten ist, als sich zum Schlagerhanswurst zu machen - an den erinnert sich kein Mensch mehr. Dass sich das 1994 schlagartig ändert, ist nicht zuletzt Rick Rubin zu verdanken - einem Produzenten, der zuvor vor allem mit HipHop und Metal zu tun hatte. Rick Rubin nimmt Johnny Cash endlich wieder ernst. Und gibt ihm so seine Würde zurück.

Eine Gitarre, ein Raum und eine markerschütternde Stimme

Rick Rubins Einfluss auf "American Recordings" ist simpel: Er tut einfach nichts. Er setzt Johnny Cash mit seiner Gitarre in einen Raum und lässt ihn seine Songs spielen. Ob Eigenkomposition oder Coverversion - Cash füllt jedes Stück mit Erfahrung und Vision und schafft so ein Werk von fast alttestamentarischer Wucht. Es geht um Mord und Totschlag, um Verlust und Erlösung, um Gott und die unergründlichen Dramen des menschlichen Daseins. Cashs markerschütternder Bariton erinnert daran, dass es nirgends so brutal zugeht wie in einem guten Countrysong.

Mit "American Recordings" beginnt für Johnny Cash ein Jahrzehnt unerwarteter Erfolge. Er produziert noch drei Platten mit Rick Rubin und hinterlässt Material für zwei weitere Alben und ein üppiges Box-Set. Als "Unchained" 1997 mit dem Grammy ausgezeichnet wird, veröffentlichen Johnny Cash und Rick Rubin im Billboard Magazine eine ganzseitige Anzeige, um sich beim Country-Establishment für die jahrelange Missachtung zu bedanken. Sie zeigt Cash mit gerecktem Mittelfinger, ein beherztes "Fuck You" auf den Lippen. So wird Johnny Cash in Erinnerung bleiben: Als aufrichtigster, sturster und unbesiegbarster Sänger, den Amerika je gesehen hat.


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