Tracks der Woche #06/17 Saint WKND, Urban Cone, New Gen, Judith Holofernes, Klangstof

In den Tracks dieser Woche geht es um die ganz großen Themen: Einen heiligen DJ, die unsterbliche Liebe, die Allmacht des Raum-Zeit-Kontinuums, den Tod, das Chaos und eine liebgewonnene Heldin am Abgrund.

Von: Benjamin Kanthak, Stefan Sommer

Stand: 02.02.2017 | Archiv

Saint WKND, Urban Cone, New Gen, Judith Holofernes, Klangstof 2017 | Bild: Marco Sensche, Klanstof, New Gen, Saint WKND, Urban Cone

Saint WKND feat. Hoodlem - Golden

Neben Sven Väth, Martin Solveig und Paul Kalkbrenner stand auch ein junger Münchner DJ 2016 im Line-Up des Tomorrowlands, dem populärsten Festival für elektronische Musik in Europa. Saint WKND hatte sich 2015 im Schatten des Robin-Schulz-Felix-Jaehn-Phänomens mit seinen poppigen Remixen von Chet Fakers "Lover" und M83s "Midnight City" auf SoundCloud und YouTube eine immense Fangemeinde erspielt - seine Version von "Lover" ist bis heute mehr als vier Millionen Mal geklickt worden. Zwischen Future-House-Sound und Flume-Drops oszilliert dann auch seine neue Single "Golden", die der erste Track seiner kommenden EP ist. Dafür setzte sich Max Seethaler a.k.a. Saint WKND mit dem DJ-Kollektiv "Hoodlem" gemeinsam hinter die Regler. In deren Studios im australischen Melbourne lässt es sich bestimmt auch gut arbeiten.

Urban Cone - Old School

Urban Cone sind die Rosamunde Pilcher der Popwelt: In "Old School" beschwören die schwedischen Indie-Boys die big, big Love. Die romantischen Rosenkavaliere (Alliteration kein Zufall!), die mit ihren ersten beiden Alben "Our Youth" und "Polaroid Memories" den Soundtrack für hippe DIY-Pop-Up-Craftbeer-Stores von hier bis Williamsburg lieferten, verschicken mit "Old School" einen zuckersüßen Loveletter, einen verlockenden Vorboten (Nummer 2!) für die nächste Platte. Zwar ohne Pfeil und Bogen, doch mit herzzerreißenden Schmachtlyrics und funky Casio-Synthie-Hooks schmeißen Urban Cone in "Old School" die Herzfunktionen an und bringen den Endorphin-Haushalt auf Vordermann.

Klangstof - Resume

Mind the Bonus-Track? Hier nicht. Auf ihrem Debütalbum "Close Eyes To Exist" haben Klangstof ein echtes Easter-Egg versteckt: "Resume", ein diamant-klarer Electro-Pop-Song, der wie Sternenstaub funkelt und blitzt, ist der Hidden Track ihrer ersten Platte. Die Dream-Popper kommen überraschenderweise nicht aus Norwegen - trotz des skandinavisch-anmutenden Bandnamens und Erlend-Oye-Gedenk-Outfits. Nein, aus Amsterdam kommt der Vierer, der schon auf dem Reeperbahn Festival vergangenes Jahr auf sich aufmerksam gemacht hat. In "Resume" bauen die Holländer mit flauschigen Coldplay-Harmonien und Radiohead-Weirdness einen begehbaren Tagtraum - kurz vor dem Erwachen. Zu sehen und hören ist das Ganze im Sommer unter anderem auf dem Coachella-Festival.

New Gen ft. RAY BLK - Busy

Londons Underground Rap- und Grime-Szene ist zwar legendär, aber viele Newcomer-Acts gehen in dem Gewirr aus kleinen Clubs in der großen Stadt auch gerne mal unter. Caroline Simionescu-Marin, A&R beim Label XL Recordings, wollte das ändern, diesen Künstlern eine größere Bühne liefern und versammelte viele von ihnen deswegen in den New Gen Studio. Das Projekt startete ursprünglich als Playlist-Serie; am Ende entstand aber der gerade erschienene Sampler "NEW GEN", auf dem neben Künstlern wie 67, AJ Tracey oder Avelino auch die R&B Sängerin RAY BLK mit ihrem Track "Busy" vertreten ist. Die 22-Jährige kommt aus dem Süden Londons und gewann bereits die "BBC Sound of 2017"-Wahl. Sie ist eine der spannendsten Künstlerinnen der kommenden Jahre, weil sie alles mitbringt, um eine große Karriere hinzulegen. Der Sampler "NEW GEN" wird wohl sein Übriges dazu beitragen.

Judith Holofernes – Ich bin das Chaos

Seit 2012 nun schon pausiert ihre Band "Wir sind Helden". Doch Judith Holofernes macht seitdem solo weiter und zeigte bereits 2014 auf ihrer ersten Platte "Ein leichtes Schwert", dass sie immer noch ein Gespür für herrlich verschrobene Songs hat. Diese Eigenschaft teilt sie auch mit dem färöischen Multiinstrumentalisten und Songwriter Teitur Lassen, mit dem sie viele Songs für ihr neues Album "Ich bin das Chaos" gemeinsam geschrieben und eingespielt hat. Die Sängerin ist großer Fan von Teiturs Musik und so trafen sich die beiden in Berlin und auf den Färöer Inseln, um an dem Album zu arbeiten. Die Texte entstanden dabei überwiegend auf Englisch und wurden von Holofernes später zurück ins Deutsche übersetzt. Dass sich da zwei Gleichgesinnte gefunden haben, macht einem bereits die erste gleichnamige Single vom neuen Album "Ich bin das Chaos" klar. Der Song zerreißt sich förmlich zwischen Zuversicht und Zweifel - und der Oberchaotin Holofernes glaubt man von tiefsten Herzen, dass sie ganz genau weiß, wovon sie da singt.