Tracks der Woche #42/17 Lauv, Great News, Tash Sultana, Haux, Brockhampton

Bunt wie der Herbst im Oktober sind die Tracks der Woche: Von einer wilden australischen Solokünstlerin, einem melancholischen Norweger-Trio bis hin zu abgeklärtem Rap von der kalifornischen Küste ist für jede Laune was dabei.

Von: David Straub

Stand: 12.10.2017 | Archiv

Brockhampton, Great News, Haux, Lauv, Tash Sultana | Bild: Ashlan Grey, Linn Heidi Stokkedal, Haux, Jared Thomas Phtography, hellomikeamico; Collage: BR

Lauv - Easy Love

"I could be somewhere chillin' on the beach …" - eigentlich könnte Lauv auch am Strand chillen. Wäre aber zu einfach, sagt er. Weshalb er lieber um die Liebe kämpft. Wieder einmal. Nach seiner Riesennumer "I Like Me Better" veröffentlicht der gebürtige Lette jetzt mit "Easy Love" die dritte Single in diesem Jahr. Auf einer sachten Trommelline im Hintergrund treiben entspannte Sounds, bevor in der Bridge eine pathetische E-Gitarre große Gefühle vertont. Lauvs Track ruft: Gebt nicht einfach auf. Trennt euch nicht, nur weil's mal kracht. "That would be too easy, love". Reibung erzeugt Wärme: "Easy Love" ist irgendwie ein Love Song, aber funktioniert zum Glück nicht nach Schema F. Wir freuen uns auf ein hoffentlich bald erscheinendes Album.

Great News - Never Get My Love

Fast scheint es, als hätten die Norweger zu lange in der Dunkelheit des skandinavischen Polarlichts gehaust. "Never Get My Love" ist düster, manisch und ein klein wenig verstörend. Nach einem kurzen Intro hebt Sänger Even Kjelby ab, schraubt sich in schwindlige Höhen. "So I close my I eyes and dance, dance to hide away". In der zweiten Hälfte des Tracks ist er dann tatsächlich kaum mehr zu sehen - fern und mit viel Echo hört man ihn gemeinsam mit sirenenhaften Synthies verschmelzen. Hören nur wir da Referenzen zu 90er-Jahre Manchester Rave? "Never Get My Love" ist der psychedelische Vorbote auf ein Album, das live allerdings erst mal nur in Norwegen vorgestellt werden soll.

Tash Sultana - Mystik

Alles wartet gespannt auf neue Songs, seit Natasha "Tash" Sultana mit Solo-Performances von "Jungle" und "Notion" auf YouTube fast über Nacht zum Star wurde - alleine mit Loopstation, Gitarre und einer verdammt eindringlichen Stimme. Und jetzt endlich gibt es Nachschub! Auf der neuen Single "Mystik" erweitert sie das Repertoire um Trompete und Saxophon - schließlich spielt sie zehn Instrumente. Die Beats, Vocals und Bässe sind dabei so vielseitig, dass man sich fragt, wie sie das alles auf einmal organisiert bekommt. Zukucken bei dem Spektakel kann man ihr in Deutschland dabei nur ein einziges Mal: Im Dezember in Berlin - sonst bleibt nur ein Flugticket nach Down Under.

Haux - Cologne

Zärtlich aber auch unglaublich intensiv kommt die neue Single "Cologne" von Woodson Black alias Haux. Mit viel Melancholie verarbeitet Haux Erinnerungen in dieser Hommage an die Stadt am Rhein. In Köln, sagt Haux, hätte er ein komplett anderes Leben führen können. Ihn treibt das Fernweh - die Sehnsucht, mehr über das Leben anderer Menschen an anderen Orten zu erfahren. Er transportiert es so authentisch, dass man sich beim Zuhören auch an sein ganz eigenes Fernziel beamen kann.
Haux einordnen? Schwierig. Melodie und Klang erinnern zuweilen and Ben Howard; setzt er zu hohen Tönen an, kann man Ähnlichkeiten zu Ed Sheeran sehen. Muss man aber nicht - von seiner Eigenständigkeit kann man sich zum Besipiel bei seiner Show in München bei der Manic Street Parade überzeugen.

Brockhampton - Sweet

Bereits 2012 gründeten ein paar High-School Jungs um Ian "Kevin Abstract" Simpson die Rapformation AliveSinceForever - nur um sich dann drei Jahre später aufzulösen und als Brockhampton neu durchzustarten. Zur Unterstützung holten sich Abstract & Co. dieses Mal aber mit Hilfe von Kanye Wests Fan Forum "KanyeToThe" neue Crewmitglieder dazu: Brockhampton ist bis heute auf eine stolze Mannschaftsgröße von 17 Rappern und Producern gewachsen!

In "Sweet" und dem dazugehörigen Musikvideo zeigt die Crew ihre vielen Gesichter und unterschiedlichen Stimmen. Kevin Abstract rappt im Refrain irgendwo auf einem Parkplatz in der Nacht: "I don't need nobody tryna give me shit. Twistin' me up like licorice". Der Rest der Crew wartet auch schon im Hintergrund, um dann einer nach dem anderen eigene Strophen abzufeuern.
In "Sweet" kommen die unterschiedlichen Stimmen zusammen, schaffen einen coolen Track, der mit der nötigen "laissez-faire"-Haltung überzeugt. Und gerade weil der Beat so herrlich quietscht, bleibt Brockhamptons Sound hängen.

Sendung: Freundeskreis vom 16.10.2017 ab 10 Uhr