Tracks der Woche #12/18 The Streets feat. Jaykae, Panda Lux, Felly feat. Casper & Ahzumjot, Sløtface, Myles Green

Die Tracks der Woche im Fußballfieber: Comeback eines englischen Allstars, Pizza in der Vereinskneipe, Ibrahimovic wird gefeiert, der norwegische Nachwuchs landet einen Treffer und ein mysteriöser Joker wird eingewechselt.

Von: Sophie Kernbichl

Stand: 15.03.2018 | Archiv

Tracks der Woche 12/18 | Bild: BR

The Streets feat. Jaykae – Boys Will Be Boys

Anfang der 2000er-Jahre wurde The Streets mit dem genialen Debütalbum "Original Pirate Material" zum Aushängeschild der UK-Garage-Szene. Vor mittlerweile sieben Jahren hat Mike Skinner als The Streets sein fünftes und bisher letztes Album veröffentlicht. Danach brach eine lange und harte Dürrezeit für The Streets-Fans an. Ende letzten Jahres dann aber ein erstes Lebenszeichen: Fast schon unbemerkt haut der britische Rapper zwei neue Tracks raus. Eine bereits ausverkaufte Reunion-Tour mit den alten Hits steht für April an. Dass sich hier ein astreines Comeback anbahnen könnte, lässt spätestens die aktuelle Single "Boys Will Be Boys" hoffen. Dafür hat sich The Streets den 25-jährigen MC Jaykae aus Birmingham dazu geholt und so sichergestellt, dass sich das Ding auch ordentlich nach englischem Grime anhört: blecherner Bass und scharfkantiger Rap mit starkem Akzent. Davon könnte die aktuelle Hip-Hop-Szene ruhig mehr vertragen.

Panda Lux – Bar Franca

Was macht eine Lieblingsbar aus? Die richtige Musik? Die besten Drinks? Die coolste Inneneinrichtung? Es ist wohl alles zusammen und dann noch dieses gewisse Etwas, dass die favorisierte Location von allen anderen Wannabe-Kneipen abhebt. Im Falle der Bar Franca scheint das die legendäre Tiefkühlpizza zu sein, die Panda Lux in ihrer neuen Single "Bar Franca" besingen. So vielseitig wie Pizzabelag sein kann, so abwechslungsreich klingt auch der Track: Der eher simple Text dient als solide Grundlage, darauf verteilen sich unter anderem Akustikgitarre, Bongotrommeln, Tamburin, Streicher und Flöten. Alles zusammen vermischt sich im Ohr zu sachtem aber doch cleveren Indie-Pop mit orientalischer Note. Dass sich im Video zu "Bar Franca" diverse kostümierte lebendige und aus Stoff gemachte Tiere tummeln, ist ein dezenter Hinweis auf die Ende März erscheinende EP der vier Schweizer namens "Zoo".

Felly feat Casper & Ahzumjot – Ibrahimovic (Remix)

So gut wie jeder Fußballfan hat ein Trikot seines Lieblingsspielers im Schrank. Bei Nachwuchsrapper Felly ist es ganz klar Zlatan Ibrahimovic mit der Nummer 9. Warum der schwedische Stürmer der Geilste ist? Das bedarf eigentlich keiner Begründung mehr: "Ich bin ne Legende, Ibrahimovic. Du weißt, wer der Primo ist. Felly Ibrahimovic.", rappt der Münchner mit gut Autotune auf der Stimme auf der sich sofort einbrennenden Hook. Diese Single an sich wäre schon bundesligatauglich, der hochkarätige Remix mit Casper und Ahzumjot allerdings macht einen championsleague-würdigen Track daraus. Übersteiger, Volley, Fallrückzieher – die Fußballanalogien sitzen bei allen dreien locker. Ganz klar: Den Sieg hat dieses Team von vorneherein in der Tasche. Dass die Jungs auf dem Feature so abliefern können, liegt aber nicht zuletzt an den Killer-Beat des Produzenten-Duos Drunken Masters aus dem Allgäu. Bei allem Egostreicheln und Maulaufreißen ist auch Rap halt letztendlich eine Teamsportart.

Sløtface – Galaxies

"Pattie Smith would never put up with this shit", singt Haley Shea auf der ersten Single des aktuellen Albums von Sløtface. Damit zeigen die jungen Norwegerinnen gleich zu Beginn die Mission ihrer Band: Eine Brücke schlagen von der ‚Godmother of Punk‘ zu einer aktualisierten Version von gesellschaftskritischem Pop-Punk. Dafür, dass diese Rechnung aufgeht, sorgen zum einen die absolut ansteckenden Gitarrenriffs, zum anderen die vor Energie strotzende Stimme der Leadsängerin. Auch ihre neue Single "Galaxies" lebt von diesen Qualitäten: Was ruhig mit weichen Blues-Gitarren beginnt, steigert sich erstaunlich schnell und hat spätestens, wenn Haley Shea mit allem, was sie hat, den Refrain herausheult, ziemlichen Hit-Charakter – ein Track wie gemacht, um von zu Hause wegzulaufen. Aber nichts überstürzen, Sløtface selbst rufen trotz aller Schwierigkeiten, die die aktuelle Weltlage mit sich bringt, mit ihrem Album "Try Not to Freak Out" zur Contenance auf.

Myles Green – Catching Fire

Ein Künstler, eine Single, ein Mysterium. Für eine erste Single klingt "Catching Fire" schon enorm professionell: Eine ausgereifte, soulige Stimme und dazu ein schickes Musikbett, das gekonnt zwischen Gelassenheit und Dramatik wechselt – das klingt nach internationalem Pop vom Feinsten. Und was die Sache noch aufregender macht: Hinter dem Track steckt tatsächlich eine Ein-Mann-Firma. Vom Songwriting bis zur Produktion kommt alles aus einer Hand. Aus London kommt der junge Herr ursprünglich und lebt mittlerweile schon eine Zeit lang in Bayern. Wer aber nun hinter dem Pseudonym Myles Green steckt, bleibt erstmal noch ein Geheimnis – selbst auf seinem Instagram-Account verdeckt ein grauer Hoodie das Gesicht des Multitalents. Wir bleiben gespannt, denn mit "Catching Fire" ist der Funke bei uns definitiv übergesprungen.

Sendung: Freundeskreis, 12.03.2018 - ab 10.00 Uhr