Tracks der Woche #10/18 Robert DeLong feat. K. Flay, The Kills, Towkio, L.A. Salami, Surma

Alles Blau bei den Tracks der Woche: Blau als Lieblingsfarbe, ein alter Track als Blaupause, der Blick von oben auf den blauen Planeten, eine Leidenschaft für Blues und ein Klangabenteuer ins Blaue hinein.

Von: Sophie Kernbichl

Stand: 02.03.2018 | Archiv

Tracks der Woche 10/18 | Bild: David, Richardson, Noah Sherburn, Hugo Domingues, ClaytonCubitt, Twokio

Robert DeLong feat. K. Flay – Favorite Color Is Blue

Eine Farbe und ihre Bedeutung. Während man im Deutschen "blau" ist, wenn man zu viel Alkohol intus hat, spricht man Im Englischen von "feeling blue", wenn man schlecht drauf oder traurig ist. Letztere Farbmetapher hat schon so manche Künstler quer durch alle Genres inspiriert. Rausgekommen sind dabei lyrische Meisterwerke wie Bob Dylans "Tangled Up in Blue" oder auch einfach gestrickter 90er-Party-Hymnen wie "Blue (Da Ba Dee)". Wesentlich subtiler als damals Eiffel 65 geht der amerikanische Musiker Robert DeLong das Thema mit seiner neuen Single "Favorite Color is Blue" an. Bei ihm scheint die Traurigkeit schon in wütende Verzweiflung umgeschwenkt zu sein: spätestens im Refrain platzt es dann aus ihm heraus – mit freundlicher Unterstützung von Glitch-Sound und Bass. Die raue weibliche Stimme, die sich zwischenzeitlich immer einschaltet, gehört der Rapperin K.Flay.

The Kills – List of Demands

Bis zum Tod wollen The Kills ihr Ding durchziehen – haben sie uns zumindest vor drei Jahren auf ihrer Single "Doing It To Death" versprochen. Und sie halten Wort: Sängerin Alison Mosshart, genannt VV, und Gitarrist Jamie Hince alias Hotel haben neues Material am Start: "List of Demands" heißt die neue Single und ist eine sehr originelle Coverversion von Spoken-Word-Legende Saul Williams. Dass "List of Demands" textlich einiges kann, ist also schon mal sicher. Musikalisch haben The Kills sowieso den Dreh raus, wie die bereits 15-jährige Karriere des Duos beweist: angefangen mit lo-fi-Sound, wurde daraus irgendwann ihr unverwechselbarer Blues-Punk-Sound. Nichts gegen Jack White, aber wenn wir "List of Demands" hören, sind wir schon ein bisschen froh, dass sich Sängerin Alison Bosshart - anstatt weiter bei The Dead Weather mitzumischen - wieder ihrer alten Liebe The Kills widmet.

Towkio – Loose

Wer möchte nicht einmal Astronaut spielen und die Erde aus dem Weltall sehen? Während die Einen nur davon träumen, hat sich Rapper Towkio anlässlich der Veröffentlichung seines Albums "WWW." diesen Wunsch erfüllt. Er hat sich tatsächlich inklusive Raumanzug in eine Kapsel packen lassen, die dann gut 28 Kilometer nach oben gestiegen ist. Und was er da zu Gesicht bekommen hat, zeigt das Video zur Single "Loose". Der Track selbst ist erfrischend anders und mit seinen knapp zwei Minuten besonders knackig: Er beginnt mit simplen Storytelling und eskaliert dann in ein wildes Ding mit fetten Kicks. Schon vor seinem Astronauten-PR-Stunt hat der Newcomer aus Chicago für Aufsehen gesorgt. Zum einen, weil er mit seinen zwei langen, geflochtenen Zöpfen nicht aussieht wie der Stereotyp eines Rappers. Zum anderen, weil er bereits vor zwei Jahren ein Feature mit Chance, the Rapper rausgehauen hat und sein musikalisches Schaffen sogar vom Großmeister Kanye abgesegnet wurde.

L.A. Salami – Jean Is Gone

Hat dieser Kerl eine Wette verloren oder hat er sich tatsächlich freiwillig den Künstlernamen L.A. Salami ausgesucht? Keins von beiden. Der Mann heißt wirklich so: Lookman Adekunle Salami. Das muss eine harte Schulzeit gewesen sein. Aber der Sänger hat es längst allen, die ihn jemals gemobbt haben, mit seinem Erfolg heimgezahlt. Er schreibt tiefgründigen und poetischen Blues-Rock mit einem sehr modernen, urbanen Touch. Seine neue Single "Jean is Gone" kann da ohne Frage als Paradebeispiel herhalten: mit einem spritzigen Intro ködert "Jean is Gone" seine Zuhörer und eh man sich’s versieht steckt man mitten in einer klug erzählten Geschichte über eine zerbrochene Beziehung. Dazu wird dezentes Orgel- und Percussionspiel serviert. Aber bei L.A. Salami geht es nicht immer nur um Herzschmerz, er nimmt sich auch politisch hoch explosiven Themen an, wie sein Track "Terrorism! (The ISIS Crisis)" zeigt.

Surma – Hemma

Eine kleine Wortkunde: Surma ist der Name eines Volkes in Äthiopien und dem Sudan, die als Viehzüchter in hügeligen Graslandschaften leben. Surma ist auch ein Zerberus-artiges Ungeheuer aus der finnischen Mythologie, das den Eingang zur Unterwelt bewacht. Und: Surma ist der Name einer portugiesischen Ausnahmekünstlerin, die sich dem experimentellen Noise verschrieben hat. Wie Alice im Wunderland wandert die kindliche Stimme von Débora Umbelino, die sich hinter dem vieldeutigen Namen Surma verbirgt, durch die elektronischen Klangwelten. Ihre Single "Hemma" strotzt dank der durchgehend rhythmischen Trommeln nur so vor positiver Energie. Im Laufe des Tracks gewinnt "Hemma" bis zum Noise-Break gegen Ende immer mehr an Wärme – und bleibt dabei trotzdem extrem cool. Die Single stammt vom großartigen Debütalbum "Antwerpen", das Surma einen der heißbegehrten Spots auf dem SXSW-Festival im März eingebracht hat.

Sendung: Freundeskreis, 05.03.2018 - ab 10.00 Uhr