Autonomer Bagger
Bildrechte: ETH Zürich / Marc Schneider

Der Schreitbagger greift und scannt jeden Brocken, um ihn an die richtige Stelle zu setzen. Circularity Park in Oberglatt

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Autonome Bagger - Lösung für Fachkräftemangel am Bau?

Für den Bau von Trockenmauern braucht es Bruch- oder Natursteine aus der Umgebung, die ganz ohne Mörtel passend zusammengefügt werden. Eine Handarbeit für Spezialisten, von denen es immer weniger gibt. Autonome Bagger könnten Abhilfe schaffen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Wissen kompakt am .

Trockenmauern erfordern viel Handarbeit, denn dafür braucht es Bruch-, beziehungsweise Natursteine aus der Umgebung, die ganz ohne Mörtel passend zusammengefügt werden. Eine echte Handarbeit für Spezialisten, von denen es immer weniger gibt. Die Folge: Der Bau von Trockenmauern ist bislang eher begrenzt.

Das könnte sich nun ändern, denn Handarbeit wird dann nicht mehr benötigt, wenn ein Bagger zum Einsatz kommt, wie er in der Schweiz entwickelt wurde: Ein gelber und zwölf Tonnen schwerer Bagger, der als erster seiner Art selbständig ohne menschliches Zutun Mauern bauen kann.

Autonomer Bagger: Stein auf Stein nach Vorlage

Diesen Bagger haben ​Forschende der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) entwickelt. Wie so eine Mauer genau aussehen soll, das hat vorher ein Architekt am Computer entworfen.

"Es kann eine Form sein, die zum Beispiel eine Kurve drin hat. Also da hat man im Design auch viel Freiheit", beschreibt Dominic Jud vom Roboterlabor der ETH Zürich die Möglichkeiten des Verfahrens. Dominic Jud hat den autonomen Bagger mitentwickelt.

Trockenmauern: Klimafreundlich aber aufwendig

Das Design wird dann an die Maschine geschickt. Diese greift sich dann die unterschiedlichen Steine, die in der Nähe der Maschine abgeladen worden sind. Dann werden die Steine gescannt und es wird eine Art Bibliothek erstellt, die Aussehen, Gewicht und Geometrie listet.

"Und dadurch kann die Maschine ausrechnen, welcher Stein als Nächstes wie platziert werden muss, damit man eine Mauer erhält, die einerseits stabil ist, aber auch dem Design entspricht, das der Architekt gerne hätte", erklärt Dominic Jud das Verfahren.

Solche Trockenmauern sind erwünscht, weil sie ohne klimaschädlichen Mörtel auskommen. Doch sie aufzubauen ist eine langwierige Puzzlearbeit. Dem Roboter-Bagger geht es da nicht besser als Menschen - egal, ob es dabei um eine Gartenmauer geht oder - wie in einem ersten Praxisbeispiel der ETH-Forschenden - um eine sechs Meter hohe Rückhaltemauer, die in der Nähe von Zürich als Hochwasserschutz dient.

Ein Bagger kennt keine geregelten Arbeitszeiten

Allerdings: Die autonomen Maschinen sind noch nicht so schnell wie Menschen. "Ein eingespieltes gutes Team von Bauarbeitern platziert noch doppelt so viele Steine am Tag wie wir", sagt Forscher Dominic Jud. Der Vorteil sei jedoch, "dass eine autonome Maschine natürlich viel länger arbeiten kann, als die Acht- oder Neun-Stunden-Arbeitstage von Menschen".

Da Fachkräfte und Spezialisten für den Bau einer Trockenmauer heutzutage nicht mehr leicht zu finden sind, könnten autonome Maschinen auf dem Bau der Zukunft immer wichtiger werden.

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