"Das, womit niemand gerechnet hat, wird zunehmend zur Norm", sagt Tan Wu Meng Ende Februar im Parlament von Singapur. Meng, der Mitglied der konservativ-liberalen Regierungspartei ist, spricht über KI und wie diese Technologie die Welt verändert. KI werde alles revolutionieren, sagt der Politiker, Bildung, Arbeit, Wirtschaft. "Kein Land, keine Wirtschaft kann sich vor diesen Veränderungen verstecken, die mit KI einhergehen", ruft der 49-Jährige.
Die Rede des Abgeordneten, welcher bislang vermutlich nur intime Kenner der singapurischen Politik ein Begriff gewesen sein dürfte, geht anschließend viral. Kein Wunder, denn in knapp vier Minuten macht Meng die Dringlichkeit deutlich, mit der die politischen Führer und Entscheidungsträger weltweit auf die durch KI verursachten Veränderungen reagieren müssen. Schon ist die Rede von einem neuen Wettlauf zum Mond, so wie in den 60er Jahren.
KI-Supermacht USA
In der aktuellen Folge von „Der KI Podcast“ sprechen die beiden Hosts Fritz Espenlaub und Gregor Schmalzried über diesen Wettlauf und über die Frage, wer die Nase vorn hat und welchen Underdog man nicht unterschätzen sollte. Wenig überraschend liegt die USA bei den höchsten Investitionen in künstliche Intelligenz vorne, aber blickt man auf die relativen Zahlen, also Investitionen im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt, sieht es etwas anders aus. Hier liegt Singapur auf Platz eins, gefolgt von Schweden, die USA kommen wir erst auf Platz 3. China liegt auf Platz 5 hinter Estland, das für seine Technologie – und Internet-Begeisterung bekannt ist.
Wer holt die meisten KI-Experten ins Land?
Die verschiedenen Länder konkurrieren nicht nur um Know-How und um KI-Chips, sondern auch um die besten KI-Köpfe. In den letzten zwanzig Jahren haben alle großen europäischen Länder wie Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien und auch Deutschland unter dem Strich KI-Talente verloren, zeigt eine Studie der Personalberatung Zeki. Die KI-Forscher hätten vor allem in den USA angeheuert, über 3.500 KI-Forscher sollen den Weg über den Atlantik angetreten haben. Auf Platz zwei und drei finden sich mit großem Abstand die Vereinigten Arabischen Emirate (153) und Saudi Arabien (135).
Trotzdem ist Europa kein KI-Zwerg. Mit Mistral kommt eines der wichtigsten KI-Unternehmen aus Frankreich. Auch Deutschland steht in Sachen KI besser da, als viele meinen. Allerdings sind es hier weniger KI-Startups, die für Furore sorgen. Die Technologie wird vielmehr von Branchenriesen wie etwa Siemens oder SAP vorangebracht.
Demokratie ist ein KI-Standort-Vorteil
Europa und die USA haben im Vergleich zu China einen Vorteil: Es handelt sich um Demokratien. China hatte 2017 das Ziel ausgegeben, bis 2030 das führende Land sein in Sachen künstlicher Intelligenz. Ob es so kommt, kann bezweifelt werden. Denn KI-Modelle müssen mit vielen Daten gefüttert werden, mit Texten, Videos und Audios. Aber diese Daten werden in China stark reguliert. Über China kursiert der Witz, dass chinesische nicht einmal bis Zehn zählen dürfen, weil da die Zahlen Acht und Neun vorkämen. Die Acht und die Neun könnten schließlich als eine Referenz auf Massaker auf dem Tian’anmen-Platz im Jahr 1989 verstanden werden. Das sind schlechte Voraussetzungen, um einen KI-Wettlauf zu gewinnen.
🎧Wie verändert KI unser Leben? Und welche KI-Programme sind in meinem Alltag wirklich wichtig? Antworten auf diese und weitere Fragen diskutieren Gregor Schmalzried, Marie Kilg und Fritz Espenlaub jede Woche in Der KI-Podcast – dem Podcast von BR24 und SWR.
Thema des KI-Podcasts am 16.4.2024: "Welches Land gewinnt den KI-Wettlauf?"
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!