Googoosh bei einem Auftritt im Jahr 2022
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Googoosh bei einem Auftritt im Jahr 2022

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Auf Seiten des Protests: Iranische Popikone Googoosh in München

Im Iran ist sie eine Legende. In den 60ern und 70ern prägte Googoosh die Musikszene ihres Heimatlandes. Seit Jahrzehnten lebt sie im Exil. Am Sonntag sang sie in München. Ein nostalgischer Moment - und ein politischer Auftritt.

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Die Isarphilharmonie in München ist ausverkauft an diesem Sonntagabend. Für die Exil-Iraner ist es ein besonderer Moment, denn sie warten auf die – so nennen sie ihre Landsleute – "Mutter ihrer Nation": Googoosh.

Googoosh in München - Nostalgie und ein Politikum

Von Kindheit an steht sie auf der Bühne. Im Iran der 60er und 70er feiert sie enorme Erfolge, wird zur Popikone, als Sängerin und Schauspielerin. Nach dem Sturz des Schahs und der Machtübernahme der Mullahs 1979 ist es aber auch mit ihrer Karriere zunächst vorbei. Frauen wird es verboten, aufzutreten. 21 Jahre lang hält sie das aus, bis sie dann im Jahr 2000 in die USA flieht. Seitdem singt sie wieder, überall auf der Welt – nur nicht in ihrem Heimatland.

Daher rührt auch die Nostalgie für die Exil-Iranerinnen und Iraner an diesem Abend in München. Doch da ist noch mehr. Die Konzerte der iranischen Exil-Sängerin Googoosh sind vor allem ein Politikum. Aus Solidarität mit ihren Landsleuten erinnert die 73-Jährige an die Situation in ihrem Heimatland. Hinter ihr Bilder der jüngsten Demonstrationen, dazu eindringliche Liedtexte. In einem heißt es: "Möge diese Wand für immer zerbrechen, wir zwei für immer entfliehen, so dass sich unsere Hände in einer anderen Welt berühren können."

Zwischen Hoffnung und Resignation: Googoosh über die Situation im Iran

"Googoosh, wir lieben dich!", rufen ihre Fans. Viele sind ernüchtert. Bei Beginn der Proteste 2022 keimte noch einmal die Hoffnung für einen freien Iran auf. Das Ergebnis: noch mehr Repressalien, noch mehr Hinrichtungen, so Amnesty International in einem vor kurzem veröffentlichen Bericht. Auch Googoosh hätte sich aus der jüngsten Freiheitsbewegung in ihrem Heimatland mehr erhofft.

"Ich glaube nicht, dass es so schnell zu einer verbesserten Menschenrechtslage kommen wird", erklärt sie im Interview. "Aber ich bin gezwungen, hoffnungsvoll zu bleiben. Es ist die Hoffnung, die uns lebendig hält, uns ermutigt, dranzubleiben."

Protest findet weiter in den Köpfen statt

Das bedeutet allerdings nicht, dass die Proteste für mehr Freiheit nichts gebracht haben. Auch wenn es keine sichtbaren Demonstrationen auf den Straßen gibt – der Protest findet weiter in den Köpfen statt. Entgegen den Vorschriften zeigen sich viele Frauen in der Öffentlichkeit unverschleiert.

Auch Googoosh spricht von einer "nachhaltigen, sichtbaren Veränderung". Sie bewundere den Mut jener Frauen, die sich so verhalten würden, obwohl ihnen eine Strafe droht. "Sie geben mir Hoffnung, dass sie eines Tages als Gemeinschaft ihre Forderungen durchsetzen werden."

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