Regisseur Herbert Achternbusch
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Herbert Achternbusch

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Dramatiker und Filmemacher Herbert Achternbusch gestorben

Der Filmemacher, Schriftsteller und Maler Herbert Achternbusch ist im Alter von 83 Jahren gestorben. Das hat ein enger Freund Achternbuschs dem BR bestätigt.

Der Dramatiker und Filmemacher Herbert Achternbusch ist gestorben. Er wurde 83 Jahre alt. Das ist dem BR von einem engen Freund Achternbuschs bestätigt worden. Der gebürtige Münchner war eine Art begnadet-bayerischer Universaldilettant.

Ein typischer "Achternbusch" war zum Beispiel folgende Szene aus "Das Gespenst" von 1982: Da steigt Jesus vom Kreuz und zieht mit einer Nonne durchs Land. Das konnte der regierenden CSU ebenso wenig gefallen wie schon "Servus Bayern" 1977, eine Abrechnung mit der Heimat als "dunklem Land der Schweinmast und der Autoindustrie". So wurde Achternbusch zu einer Art Freistaatsfeind. So sehr er bei vielen seiner Landsleute aneckte, so sehr war er ihnen auch in inniger Feindschaft zugetan.

Eine zutiefst bayerische Erscheinung

Natürlich war auch Achternbusch selbst eine zutiefst bayerische Erscheinung. Verkörperte aber eben ein anderes, ein anarchisches Bayern und kratzte mit Hingabe am weißblau-und-heiteren Lack des Hochglanz-Bilderbuchidylls. 1938 als uneheliches Kind in München geboren, wuchs er nach dem Selbstmord der Mutter im Bayerischen Wald auf, also fernab des postkartenkitschigen Voralpenlandes, bei der Großmutter.

In Nürnberg und München studierte Achternbusch Bildende Kunst, entdeckte alsbald neben der Malerei das Filmemachen für sich und wurde zum begnadeten Universaldilettanten, der auch noch schrieb und sogar schauspielerte – als Hauptdarsteller in seinen eigenen Filmen, neben Großkalibern wie Margarethe von Trotta oder Sepp Bierbichler sowie dessen Schwester Annamirl, seiner zeitweiligen Lebensgefährtin.

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Achternbuschs und seine No-Budget-Produktionen

Natürlich war Achternbuschs Allround-Einsatz vor und hinter der Kamera auch eine Etatfrage. Seine Filme, pendelnd zwischen Valentineske und Alptraumszenario, wie "Bierkampf", "Der Neger Erwin" oder "Heilt Hitler", insgesamt fast 30 an der Zahl, im Super-8-Format gedreht, waren allesamt Low-Budget, um nicht zu sagen No-Budget-Produktionen.

Und das wenige Geld, das Achternbusch doch zugesagt bekam, wurde auch schon mal nicht ausbezahlt. Für "Das Gespenst" verweigerte das Bundesinnenministerium die letzte Förderrate. Begründung: Achternbusch verletze das "religiöse Empfinden großer Teile der Bevölkerung". Achterbusch zog vor Gericht und bekam zehn Jahre und mehrere Instanzen später recht. Einen Sturschädel – mithin eine bayerische Charaktereigenschaft – hatte Achternbusch eben auch.

Genrewechsel in den 80er-Jahren

Der Ächtung als Filmemacher begegnete Herbert Achternbusch mit einem Genrewechsel: Mit Beginn der 80er-Jahre schrieb er verstärkt für die Bühne, für die Clowneske "Der Stiefel und sein Socken" gewann er den Mülheimer Dramatiker-Preis. Sein Ein-Personenstück "Susn" über eine rothaarige unangepasste Frau aus dem Bayerischen Wald war mit Brigitte Hobmeier in der Titelrolle lange ein Dauerbrenner an den Münchner Kammerspielen. 2008, im Jahr von Achternbuschs 70. Geburtstag, widmete ihm das Münchner Filmfest eine – überfällige! – Retrospektive.

Danach wurde es zunehmend still um Achternbusch. 2017 meldete er sich noch einmal mit einem Stück zu Wort: "Dogtown Munich", uraufgeführt am Münchner Volkstheater, einem etwas wirrem Tagtraumtext, konfus, aber von ein paar jähen Geistesblitzen durchzuckt. Da hatte man bereits das Gefühl, dass Achternbusch schön langsam hinüberglitt von dieser in eine andere Welt.

Nun ist das Unvermeidliche passiert: Herbert Achterbusch ist tatsächlich gestorben. Noch so ein Zitat von ihm: "Du hast keine Chance, aber nutze sie!" Er hat Großes aus den nicht vorhandenen Chancen gemacht!

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