Eine Aufnahme aus dem Februar 2024: Tracy Chapman und Luke Combs singen "Fast Car" bei der Grammy-Verleihung
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"Ich bin ein bisschen schüchtern": Die Musikerin Tracy Chapman, die nun ihren 60. Geburtstag feiert. Hier spielt sie "Fast Car" mit Luke Combs

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Die Rätselhafte: Warum jetzt viele Tracy Chapman hören wollen

Tracy Chapman 1988: Nr. 1 der Albumcharts in Deutschland, UK, USA. Die junge Frau mit der Gitarre räumt ab. Dann Jahre der Zurückgezogenheit. Schließlich: Ein Comeback. Oder nicht? Jetzt wird Chapman 60 - und viele sähen sie zu gern mal wieder live.

Los Angeles im Februar, die Grammy-Verleihung, das Publikum jubelt: Überraschend steht Tracy Chapman auf der Bühne. Die Preise gewinnen an diesem Abend andere, die Herzen aber gewinnt diese Musikerin für sich, die so lange in der Versenkung verschwunden war - und nun, pünktlich zu ihrem 60. Geburtstag am 30. März mit Country-Star Luke Combs ihren alten Hit singt: "Fast Car", die Geschichte einer Frau, die von einem besseren Leben träumt, jenseits von Armut und dem alkoholsüchtigen Vater.

Schon vor Beginn des Auftritts jubelt das Publikum, die schlicht in Schwarz gekleidete und mit Gitarre auf die Bühne gekommene Chapman strahlt über das ganze Gesicht. Ihre Rastalocken sind grau geworden. Superstar Taylor Swift ist zwar erst 1989 auf die Welt gekommen, singt Chapmans Song von 1988 aber im Publikum begeistert mit.

Rückblick: Chapmans legendärer Auftritt 1988

Pop-Kenner fühlen sich an das legendäre Konzert zum 70. Geburtstag des damals noch inhaftierten Nelson Mandela erinnert: Im Jahr 1988 ist das, da tritt die erst 24-jährige Tracy Chapman nur mit ihrer akustischen Gitarre im riesigen Londoner Wembley-Stadion auf. Als Stevie Wonder seinen Auftritt wegen technischer Probleme abbrechen muss, schicken die Veranstalter Chapman erneut auf die Bühne. "So blieben meine Songs wie 'Talkin' Bout a Revolution' oder 'Fast Car' wohl im Gedächtnis der Fans", erinnert sich die Künstlerin später.

Chapmans bahnbrechenden Erfolg erklärt der Pop-Experte Gregor Schwellenbach von der Folkwang-Universität Bochum auch mit der Spannung aus Gegensätzen: Ende der 1980er Jahre sei Musik sehr aufwendig produziert worden, die Musiker hätten sich mit riesigen Bands präsentiert. "In dieser Zeit trat mit Chapman jemand in einem großen Stadion vor einem Riesenpublikum auf, die sagt: 'Ich habe einen guten Song und eine Gitarre - und das reicht'", sagt Schwellenbach.

Für Chapman ist nach dem Wembley-Konzert nichts mehr wie zuvor: "Klar war ich happy, dass meine Musik bei den Menschen so gut ankam", sagt sie im Rückblick. Sie habe aber auch Angst gehabt, weil alles so rasend schnell passiert sei. "Und aus Ruhm mache ich mir nichts", erklärt sie: "Ich stehe nicht gern im Mittelpunkt - außer, wenn ich auf der Bühne meine Lieder singe."

Die Musikerin habe mit nur einem Album, ihrem Debütalbum "Tracy Chapman", einen wesentlichen Beitrag zur Musik des 20. Jahrhunderts geleistet, sagt Schwellenbach: "Chapman hat eine sehr starke Stimme, schreibt gute Texte und hat Gitarrenriffs, die man als Teenager sofort lernen will." In ihren Texten erzeuge sie mit wenigen Worten große Bilder. Sie gehöre ganz klar "in die Reihe der wichtigsten Musiker der letzten 50 Jahre".

Spurensuche: Was ist seitdem passiert?

2008 erscheint Chapmans bislang letztes Album. In den Jahren danach gibt sie hier und da ein Interview, besucht ein Festival - was sie eigentlich den ganzen Tag macht, erfährt man nicht. 2020 sieht man sie im US-Fernsehen, Chapman spielt ihren anderen großen Hit "Talkin' 'bout a Revolution" und fordert die Bürger dazu auf, bei der Präsidentschaftswahl ihre Stimme abzugeben. Dann wieder Funkstille - wie gesagt: "In der Öffentlichkeit zu sein und im Scheinwerferlicht - das war und ist immer noch unangenehm für mich", so Chapman. "Ich bin ein bisschen schüchtern."

Über das Leben der Musikerin weiß man also wenig - genauso wie über ihre Pläne. Geht sie wieder auf Tour? Gibt es ein neues Album? Nicht mal spekulieren lässt sich da, nur hoffen. Millionen Fans wären begeistert, gerade nach der Grammy-Show.

Mit Informationen von dpa und epd

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