Der ARD-Musikwettbewerb ist für viele Teilnehmer ein Sprungbrett
Bildrechte: BR/Daniel Delang

Der ARD-Musikwettbewerb ist für viele Teilnehmer ein Sprungbrett

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

ARD-Musikwettbewerb: So bedeutsam ist er für junge Künstler

Heute startet der 72. Internationale Musikwettbewerb der ARD. Er gilt er als einer der bedeutendsten internationalen Wettbewerbe für klassische Musik. Was für junge Künstlerinnen und Künstler wichtig ist und warum es nicht nur ums Gewinnen geht.

Über dieses Thema berichtet: Leporello am .

Eines ist klar: Das Ansehen des ARD-Musikwettbewerbs ist hoch. Hunderte junger Musikerinnen und Musiker im Alter zwischen 17 und 29 Jahren bewerben sich jedes Jahr aus der ganzen Welt, um in München gegeneinander anzutreten.

In den diesjährigen Fächern Harfe, Kontrabass, Viola und Klaviertrio sind es insgesamt 395 – gut 200 davon wurden nach einer Vorauswahl zugelassen. In vier Runden spielen sie nun um die begehrten Haupt-, Publikums- und Sonderpreise.

Gewinnen ist nicht alles

Doch das Gewinnen ist nicht das Einzige, was den Reiz eines solchen Wettbewerbs für junge Künstlerinnen und Künstler ausmacht. "Man lernt so wahnsinnig viel, man geht viel mehr in die Tiefe, und das bringt einen viel weiter", erklärt die Harfenistin Anneleen Lenaerts. 2009 hatte sie selbst noch am Wettbewerb teilgenommen, jetzt ist sie Soloharfenistin bei den Wiener Philharmonikern und sitzt neben sechs Kolleginnen und Kollegen dieses Jahr in der Jury. Vor allem die präzise Vorbereitung auf die Wettbewerbsrunden sei für die Teilnehmenden besonders: "Das macht man in keiner anderen Situation. Und wenn man dann noch einen Preis gewinnen darf, ist das ein Bonus."

Um einen solchen Preis zu bekommen, müssen die Kandidaten einiges abliefern. Denn perfekte Technik alleine reicht noch lange nicht. "Sie soll für mich persönlich im Dienste der Musikalität stehen", so Lenaerts. Das Spannende am Wettbewerb sei eben gerade, "dass man Musikern zuhören kann, die das Publikum fesseln vom ersten bis zum letzten Ton, dass man wirklich spürt, dass diese Künstler eine persönliche Geschichte erzählen können". Denn das ist es schließlich auch, was die Leute – ob Laie oder Profi – immer wieder aufs Neue in Konzerte zieht.

ARD-Musikwettbewerb als Karrieresprungbrett

Präsentiert sich ein Musiker oder eine Musikerin gut, so kann das durchaus auch den Sprung in die große Karriere bedeuten. Zu den bekannten Preisträgern des ARD-Musikwettbewerbs zählen etwa Jessye Norman, Thomas Quasthoff, Heinz Holliger oder auch Christoph Eschenbach. Und dennoch: "Ein Wettbewerb muss nicht unbedingt das Sprungbrett für eine Karriere sein", betont Dr. Meret Forster, eine der beiden künstlerischen Leiter, "aber er kann es sein".

Etwa für Anneleen Lenaerts: Der ARD-Musikwettbewerb war ein Wendepunkt in ihrer Karriere. "Ich glaube, ich bin wirklich dank dem ARD-Wettbewerb in Wien gelandet", erinnert sie sich. Nach ihrer Teilnahme am Wettbewerb wird sie zunächst immer wieder beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks eingeladen. "Da bin ich erst auf den Geschmack des Orchesterspielens gekommen. Ich habe es als unglaubliche Chance empfunden, dieses Repertoire mit Dirigenten wie Mariss Jansons zu machen."

Als dann Xavier de Maistre 2010 als Soloharfenist bei den Wiener Philharmonikern aufhört, ergreift sie ihre Chance und wird mit gerade einmal 22 Jahren seine Nachfolgerin. Auch als Solistin außerhalb des Orchesters ist sie erfolgreich.

Veranstalter und Agenten auf der Suche nach jungen Talenten

Dass solche Geschichten möglich sind, liegt vor allem an den vielen Agenten, die während der einzelnen Runden des Wettbewerbs im Publikum sitzen. Sie sind auf der Suche nach jungen talentierten Musikern und haben zugleich Kontakte zu zahlreichen, zum Teil sehr renommierten Veranstaltern, Orchestern und Institutionen.

Sie, aber auch die Kulturangebote und Klangkörper der ARD vermitteln den Künstlerinnen und Künstlern anschließend Konzerte, CD-Aufnahmen und allerlei andere Engagements. Und selbst die, die nicht ins Finale oder Semifinale kommen, profitieren von diesem Wettbewerb: durch die gesammelte Erfahrung, aber auch durch die individuellen Jurygespräche. Zudem bietet der ARD-Musikwettbewerb jedes Jahr in einem der vier Fächer eine Masterclass für all diejenigen an, die im zweiten Durchgang ausgeschieden sind.

Nachhaltige Förderung

Diese Masterclasses und Gespräche, die mediale Präsenz und Aufmerksamkeit in der Szene, all das sorgt für Nachhaltigkeit im künstlerischen Sinne. Der ARD-Musikwettbewerb soll eben im besten Fall nicht nur ein kleiner Peak in der Laufbahn eines Künstlers sein, sondern ihn oder sie für lange Zeit fördern – ob durch viele Konzertangebote oder auch einfach nur einen wichtigen Impuls in einer der Masterclasses. Das Festival der Preisträger, bei dem jedes Jahr die ehemaligen Gewinner gemeinsam auf Konzerttournee gehen, ist Teil dieses Konzepts.

Zusätzlich gibt es seit diesem Jahr erstmals die sogenannten "Mini-Masterclasses", veranstaltet vom Hauptsponsor des Wettbewerbs, dem Siemens Arts Programm. Hier unterrichten ehemalige Preisträgerinnen und Preisträger drei Tage lang Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 17 Jahren. "Da war ein junges Mädchen, die hat die Solosonate von Paul Hindemith gespielt, ein durchaus herausforderndes, schwieriges Werk", erzählt der zweite künstlerische Leiter des ARD-Musikwettbewerbs, Falk Häfner: "Ich fand das wirklich frappierend, wie in kürzester Zeit musikalisch irrsinnig viel vorwärts gegangen ist."

Der ARD-Musikwettbewerb ist eben nicht nur ein Wettkampf und bloßes Kräftemessen, er ist vielmehr eine Plattform für junge Musikerinnen und Musiker, sich persönlich weiterzuentwickeln.

SEIEN SIE BEIM ARD-MUSIKWETTBEWERB LIVE DABEI!

Das Publikum ist eingeladen, den Wettbewerb sowohl live vor Ort als auch ab der 2. Runde im Stream zu verfolgen. Hier finden Sie die Zeitpläne der verschiedenen Runden in den Kategorien Viola, Klaviertrio, Kontrabass und Harfe.

Im Audio: Premiere für die Mini-Masterclasses

Für junge Talente gibt es erstmal die Mini-Masterklassen
Bildrechte: pa/dpa/Jens Kalaene
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Für junge Talente gibt es erstmal die Mini-Masterklassen

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!