Die radikal-islamische Hamas hat einem Vorschlag Ägyptens und Katars für eine Feuerpause im Gazastreifen zugestimmt. Dies habe Hamas-Chef Ismail Hanija dem Regierungschef von Katar und dem ägyptischen Geheimdienstminister am Telefon gesagt, teilte die Hamas am Montag mit.
Israel sieht Vorschlag skeptisch
Das israelische Kriegskabinett billigte indes einstimmig eine Militäroperation in Rafah im Süden des Gazastreifens. Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu erklärte, der Vermittler-Vorschlag sei weit entfernt von den wesentlichen Forderungen Israels. Er werde dennoch Unterhändler zur Fortsetzung der Gespräche über eine Waffenruhe entsenden.
Bereits zuvor war aus israelischen Regierungskreisen verlautet, der Vorschlag sei inakzeptabel. In dem "aufgeweichten" Entwurf befänden sich "weitreichende" Schlussfolgerungen, denen Israel nicht zustimme. Es handle sich offenbar um einen Trick, um Israel als die Partei dazustellen, die eine Vereinbarung ablehne.
Was der Vorschlag der Vermittler genau beinhaltet, war zunächst nicht klar. Zuletzt war aber von einem mehrstufigen Plan die Rede gewesen, der die Freilassung von Geiseln und einen Abzug israelischer Soldaten beinhaltete. Israel und die Hamas verhandeln seit Monaten nicht direkt miteinander, es gibt aber Gespräche. Deren Schwerpunkt war zuletzt aus Katar nach Ägypten verlegt worden.
Israel vor Bodenoffensive in Rafah
Die israelische Luftwaffe griff am Abend Ziele in Rafah an. Stunden zuvor hatte Israel etwa 100.000 Palästinenser aufgefordert, mit der Räumung der im Süden des Gazastreifens gelegenen Stadt zu beginnen. Eine Bodenoffensive Israels in der Stadt wird erwartet. Die betroffenen Bewohner sollten sich in das Gebiet Al-Mawasi nahe der Küste begeben.
Die EU verurteilte die Räumungsanordnung. Der Aufruf der Armee lasse "das Schlimmste befürchten: mehr Krieg und Hunger", schrieb der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell im Onlinedienst X.
Auch die Vereinten Nationen warnten, eine Massenevakuierung in diesem Ausmaß sei nicht sicher durchzuführen. US-Präsident Joe Biden äußerte in einem Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu seine Sorge über die Folgen einer möglichen Militäroffensive auf Rafah.
Die israelische Regierung hatte kürzlich bekräftigt, eine geplante Bodenoffensive in Rafah trotz heftiger internationaler Kritik umsetzen zu wollen. Die israelische Regierung bezeichnet die Stadt als letzte verbliebene Hochburg der Hamas.
Offensive im Gazastreifen nach Terrorangriff der Hamas
Die israelische Offensive im Gazastreifen war durch den beispiellosen Großangriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober ausgelöst worden. Dabei wurden nach israelischen Angaben etwa 1.170 Menschen getötet und rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Durch die anschließenden israelischen Angriffe im Gazastreifen wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, inzwischen mehr als 34.700 Menschen getötet.
Mit Informationen von AFP und AP
Im Video: BR-Korrespondent Christian Limpert zur Lage in Nahost
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!