Symbolbild: Niedersachsen, Springe: Wolf in einem Gehege.
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Symbolbild: Niedersachsen, Springe: Wolf in einem Gehege.

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Bisher nur ein Antrag auf Wolf-Abschuss in Bayern bekannt

Bundesumweltministerin Lemke will den Abschuss von Wölfen erleichtern und so Nutztiere besser schützen. Auch in Bayern gibt es Wölfe. Bei Problemen kann ein Abschuss beantragt werden – bisher ist nur ein Antrag bekannt, doch er wurde abgelehnt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Landwirte beklagen immer wieder Risse durch Wölfe und Probleme mit den Raubtieren. Eine "Entnahme", also ein Abschuss, kann in Bayern unter strengen Voraussetzungen beantragt werden. Nach einer BR24-Umfrage bei Landratsämtern in Bayern ist aber bisher nur ein solcher Antrag gestellt worden.

Das Landratsamt Freyung-Grafenau teilte mit, dass am 24. März dieses Jahres ein Entnahmeantrag auf der Grundlage eines Nutztierrisses vom 21.03.2023 eingegangen sei. Der Antrag sei an die Regierung von Niederbayern übergeben worden. Die zuständige Höhere Naturschutzbehörde lehnte den Antrag am 6. April allerdings ab, weil die gesetzlichen Voraussetzungen nicht vorlagen, so die Regierung von Niederbayern.

In den Landkreisen Neustadt/Waldnaab, Regen, Eichstätt, Bayreuth, Roth/Altmühltal, Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen liegen dagegen noch keine Anträge vor. Nicht alle angefragten Landkreise haben geantwortet.

Landratsamt muss Abschuss genehmigen

Seit die Staatsregierung im Frühjahr eine neue Wolfsverordnung erlassen hat, muss die "Entnahme" eines Wolfes vom Landratsamt genehmigt werden. Naturschutzverbände reichten dagegen Klage ein.

Der umstrittenen bayerischen Regelung zufolge dürfen Wölfe abgeschossen werden, wenn sie die Gesundheit des Menschen oder die öffentliche Sicherheit gefährden – etwa, wenn sie sich mehrfach Menschen auf weniger als 30 Meter nähern oder wenn sie über mehrere Tage in einem Umkreis von weniger als 200 Metern von geschlossenen Ortschaften, Gebäuden oder Stallungen gesehen werden.

Möglich ist der Abschuss auch "zur Abwendung ernster landwirtschaftlicher oder sonstiger ernster wirtschaftlicher Schäden" – dies zielt konkret auf die Alm- und Weidewirtschaft in den Bergen. Dort können Wölfe abgeschossen werden, wenn sie in "nicht schützbaren Weidegebieten" ein einziges Nutztier töten.

Forderung: bundeseinheitliche Vorgaben

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Die Grünen) forderte vor kurzem einen erleichterten Abschuss für Wölfe, die Nutztiere reißen und auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Die Grünen) sprach sich für einen erleichterten Abschuss unter bundeseinheitlichen Vorgaben aus. Möglich ist eine "Entnahme" von Wölfen, die mehrmals Nutztiere gerissen und Schutzmaßnahmen überwunden haben, bereits jetzt. Allerdings sei der Weg bis zu einem Abschuss zu bürokratisch, heißt es aus dem Bundesumweltministerium. Konkrete Vorschläge will die Bundesumweltministerin Ende September vorlegen.

Bauernverband appelliert an EU-Kommission

Erst am Mittwoch hatte sich der Deutsche Bauernverband (DBV) auf EU-Ebene für eine Erleichterung des Abschusses von Wölfen starkgemacht. Die EU-Kommission müsse den Schutzstatus des Wolfes herabstufen, erklärte der stellvertretende Generalsekretär des DBV, Udo Hemmerling. "Der Wolf hat sich so sehr ausgebreitet, dass er wirklich keine akut gefährdete Art mehr ist", erklärte Hemmerling. Das Ausmaß der Wolfsrisse bei Schafen und anderen Weidetieren sei "unerträglich" geworden. Nur der Abschuss von sogenannten Problemwölfen reiche deshalb nicht mehr aus.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte sich am Montag bereit gezeigt, den Schutzstatus des Wolfes zu ändern. Sie forderte die Behörden in den Mitgliedsstaaten auf, Maßnahmen zum Schutz von Weidetieren zu ergreifen.

Neun Regionen mit standorttreuen Wölfen in Bayern

Das für das bayerische Wolfsmonitoring zuständige Landesamt für Umwelt (LfU) gibt auf seiner Internetseite derzeit neun Regionen mit standorttreuen Tieren an (Stand August 2023). Ein Wolf gilt als standorttreu, wenn er "über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten nachgewiesen wird oder wenn ein Wolfsrüde und eine Wolfsfähe gemeinsam ihr Territorium markieren bzw. eine Reproduktion belegt ist".

Zwei der vom LfU angegebenen Regionen überlappen sich mit Hessen (Wildflecken) und Thüringen (Zella-Röhn) und werden im Monitoring den anderen beiden Bundesländern zugeordnet. Die Gebiete in den Allgäuer Alpen und im Bayerischen Wald liegen in den Grenzregionen Tschechien und Österreich. Weitere Nachweise von standorttreuen Wölfen in Bayern gibt es laut LfU im Altmühltal, im Manteler Forst, bei Grafenwöhr und im Veldensteiner Forst sowie am Staffelsee.

18 Übergriffe in Bayern

Seit Anfang der 2000er-Jahre, seit sich wieder Wölfe in Deutschland ansiedeln, ist die Zahl der Risse kontinuierlich gestiegen, im vergangenen Jahr gab es laut Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) bundesweit 1.136 Übergriffe, wobei ein Übergriff mehrere Tiere betreffen kann. Von den 1.136 Übergriffen 2022 entfielen 18 auf Bayern, die meisten gab es in Brandenburg (297), Niedersachsen (296) und Sachsen (184). Bei einem Übergriff wurden im Schnitt rund vier Tiere gerissen.

Mit Informationen von AFP.

Im Audio: In der Oberpfalz gab es bisher noch keine Anträge zum Abschuss

Wölfe im Wald
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Dürfen Wölfe künftig leichter abgeschossen werden? (Symbolbild)

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