In Gläser abgefülltes medizinisches Cannabis
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Vier Jahre Cannabis als Medikament - und noch immer Vorbehalte

Vier Jahre Cannabis als Medikament - und noch immer Vorbehalte

Seit 2017 ist Cannabis ein Arzneimittel. Doch die Akzeptanz ist immer noch nicht wirklich da: Nur wenige Ärzte stellen entsprechende Rezepte aus und um die Kostenübernahme bei der Krankenkasse müssen Betroffene oft kämpfen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Alexandra Scheiderer ist chronisch krank. Spastiken, ein Rückenleiden, Arthrose … die Liste der Diagnosen ist lang. Sieben Jahre bekam sie Morphium, das sie irgendwann nicht mehr vertragen und deshalb abgesetzt hat. Unerträgliche Schmerzen habe sie dann gehabt, erzählt sie, "ich wollte nicht mehr leben - mein ganzer Körper hat rebelliert."

Kasse würde nur Morphium bezahlen

Mittlerweile hat die 48-Jährige das hinter sich gelassen – mit medizinischem Cannabis, das ihr ein Arzt verschrieben hat. Von einer "deutlichen Verbesserung" ihrer Situation erzählt sie: Sie könne wieder arbeiten, und den Rollator brauche sie jetzt auch nicht mehr: "Ich habe wieder ein normales Leben." Sechs Gramm medizinisches Cannabis kauft sie dafür im Monat - mehr kann sie sich nicht leisten. Ihren Antrag auf Kostenübernahme hat die Krankenkasse abgelehnt, während sie das teure Morphium weiter bezahlt hätte.

Ärztin kritisiert umständliches Antragsverfahren

Die Schmerztherapeutin Claudia Hain-Heise, die lange in München praktiziert hat, hat ähnliche Fälle ständig erlebt und kann es nicht nachvollziehen. Ein normal zugelassenes Medikament sollte nicht erst über einen Antrag erstattet werden, findet sie: "Das ist, als würde man einem Diabetiker sagen, er muss einen Antrag auf Insulin stellen."

Opium und Morphium sind viel einfacher zu haben

Verordnungen für andere Opioide und Morphinderivate seien komplikationslos, sie würden bei entsprechenden Indikationen nicht hinterfragt. Gehe es aber um Cannabinoide, die besser wirken und verträglicher seien, "werden solche Hürden davor gesetzt". Der bürokratische Aufwand, so sagt die Medizinerin, schrecke auch viele Kolleginnen und Kollegen davor ab, sich mit dem Thema überhaupt auseinanderzusetzen.

Hürden bei den Krankenkassen sind hoch

Damit ein Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenkasse erfolgreich ist, muss man nachweisen, dass andere Therapien nicht weiterhelfen. Die Hürden seien insgesamt zu hoch, die Vorbehalte zu groß, klagen viele Patienten. Bei der Barmer Ersatzkasse Bayern zum Beispiel hält man dagegen: Drei Viertel der fast 700 Anträge seit Jahresanfang wurden genehmigt. Und jeder Fall werde individuell geprüft, betont Landesgeschäftsführerin Claudia Wöhler.

Erfolge bei MS-Patienten und Querschnittgelähmten

Schließlich sei das Risiko für Nebenwirkungen und Abhängigkeiten nicht zu unterschätzen, wenn man Cannabis zu sich nehme, "das gar nicht der Erkrankung dienlich ist". Doch bei vielen Erkrankungen sei Cannabis tatsächlich eine vielversprechende ergänzende Therapie.

Bei der Barmer hat man etwa festgestellt, dass Patienten mit Erkrankungen des Nervensystems, die wie bei Multipler Sklerose mit heftigen Muskelkrämpfen verbunden sind, profitieren. Positive Erfahrungen habe man auch bei der Behandlung von Querschnittgelähmten mit Schmerzen gemacht.

Hoffnung auf Imagewandel

Hain-Heise hat festgestellt, dass Cannabis 98 Prozent der Migräne-Patienten hilft. Doch das Medikament könne noch viel mehr, betont Hain-Heise. Sie hofft deshalb auch auf einen Imagewandel für das medizinische Cannabis. Es gehe um eine der ältesten Pflanzen zur Behandlung verschiedenster Erkrankungen, betont sie. Wenn man von der Vorstellung wegkomme, dass es sich um eine Einstiegsdroge handle, "was sie wirklich nicht ist", dann würde vieles leichter werden.

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