Ein Plakat vor einem verklebten Schaufenster in Dachau.
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Mit der Aktion "Dachau schließt" haben Einzelhändler in Dachau auf das Sterben der Innenstadt aufmerksam gemacht.

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Händler-Aktion: Dachau "schließt" seine Geschäfte

Schaufenster, die mit Packpapier verklebt sind, große Schilder in der Innenstadt mit der Aufschrift: "Wir schließen". 50 Einzelhändler in Dachau wiesen am Samstag mit einer Aktion auf die Bedeutung der Geschäfte für die Innenstädte hin.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Mehrere Dutzend Einzelhändler haben am Samstag in Dachau mit einer spektakulären Aktion auf die Bedeutung der Geschäfte für die Innenstädte hingewiesen. So auch Melanie Ullmann, sie hat ein Trachtengeschäft gleich neben der Dachauer Haupteinkaufsstraße. Samstag ist der umsatzstärkste Tag der Woche, aber Ullmann verklebt die Schaufenster mit Packpapier und hängt ein großes Schild an die Tür: "Wir schließen". Und genauso wie sie machen es 50 weitere Einzelhändler in der Dachauer Innenstadt: Metzger, Blumenläden, Fahrradgeschäfte.

Symbolisch schließen, um offen bleiben zu können

Wer genauer hinschaut aufs Schild, liest: "So sieht Dachau aus, wenn wir schließen". Offen haben die Läden trotzdem und jeder Kunde, der sich nicht abschrecken lässt, bekommt ein Schokoladenherz.

Seit Jahren weniger Umsatz

Melanie Ullmann kann genau sagen, was ihrem Laden die vergangenen Jahre zu schaffen machte. Da ist zum einen die Konkurrenz durch den Onlinehandel: Viele Kunden gingen während der Corona-Pandemie zum bequemen Einkauf im Internet über und kamen nicht mehr in ihren Laden zurück. Andere, erzählt sie, lassen sich im Laden beraten und schauen noch in ihrem Geschäft, ob sie die Kleider im Netz günstiger bekommen. Dazu kommen Faktoren wie Personalmangel oder die hohen Energiekosten. Zum Glück habe sie treue Stammkunden.

Die Aktion "Dachau schließt" ist eine Idee von Alexander Broschell, Wirtschaftsförderer der Stadt Dachau. Sie soll darauf hinweisen, wie wichtig die Einzelhändler für eine lebendige Innenstadt sind. Broschell erfährt von vielen Kollegen, wie schnell es gehen kann, dass in einer Stadt ein Laden nach dem anderen zumacht. Das soll in Dachau nicht passieren, in der Hand hätten es aber die Kunden, so Broschell.

Unterstützung durch die Kunden

Viele Dachauer sind erst einmal entsetzt, wenn sie die Schilder sehen. "Wir haben fast einen Herzinfarkt bekommen", erzählt eine Dame. Eine andere fotografiert die "Wir schließen"-Schilder und sagt, sie finde es sehr wichtig, dass es Läden vor Ort gibt: "Weil ich nach wie vor die Produkte, die ich kaufe, anschaue, in die Hand nehme, und weil ich auch die Beratung sehr schätze".

Pfiffige Ideen gegen die Krise

Um Kunden zu halten und zurückzugewinnen, versuchen die Dachauer Händler einiges. Es gibt eine Gutscheinkarte, die man aufladen und damit bei teilnehmenden Händlern im Landkreis einkaufen kann. Eine eigene Jobkarte kommt Beschäftigten der Betriebe zugute. Sie wird jeden Monat mit einem bestimmten Betrag aufgeladen, einzulösen ebenfalls bei Läden im Landkreis. Das alles soll Kaufkraft in der Region halten.

Online bestellte Wurst

Viele Händler sehen das Internet nicht nur als Konkurrenz - sie nutzen auch aktiv seine Möglichkeiten. Das Blumenfenster Dachau etwa ist auf Instagram aktiv und betreibt einen eigenen Onlineshop: Kunden können Sträuße und Kränze im Netz auswählen und diese dann entweder im Laden abholen, sich per Kurier im Landkreis Dachau liefern oder sogar deutschlandweit an die Haustür bringen lassen.

Die Metzgerei Blank ist einen ähnlichen Weg gegangen. Kurt Blank findet kaum noch Verkäufer für seinen Laden. Also hat Blank einen Onlineshop eingerichtet: Zu Hause stellen sich Kunden einen Warenkorb zusammen, bestellen im Netz, und bekommen ihre Einkäufe fertig verpackt an einem eigenen Fenster am Laden ausgehändigt. So hat er seinen Umsatz sogar noch gesteigert. Die obligatorische Gelbwurst für die Kleinen gibt's aber trotzdem, versichert Blank.

Video: Aktion für den Einzelhandel

In Dachau wurden heute die Schaufenster von mehr als 30 Läden zugeklebt.
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In Dachau wurden heute die Schaufenster von mehr als 30 Läden zugeklebt.

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